Taiwans neue Hyperschallrakete hat über 2.000 km Reichweite
Die Streitkräfte Taiwans haben eine neue vielversprechende Waffe in ihrem Arsenal. Die Hyperschallrakete Qingtian kann mit ihrer enormen Reichweite bis tief ins chinesische Hinterland vordringen und die Luftabwehr vor eine Herausforderung stellen.
Die ersten Qingtians wurden bereits an Einheiten der Raketenstreitkräfte, die zur taiwanischen Luftwaffe gehören, geliefert. Die Massenfertigung der Rakete findet seit Ende vergangenen Jahres stattt, wie die Liberty Times berichtet.
Fotos der neuen Rakete wurden von der Regierung bisher noch nicht freigegeben. Sie könnte optisch aber der Hsiung Feng III ähneln. Die Antischiff- und Boden-Boden-Rakete wurde nämlich im Rahmen des "Yun Feng"-Programms, entwickelt, genauso wie die Qingtian. Die seit 2007 in Produktion befindliche Hsiung Feng III erreicht Mach 3,5, ist also eine Überschallrakete.
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Schwer abzufangen
Die Qingtian kann hingegen Geschwindigkeiten von mehr als Mach 6 erreichen, was ungefähr 7.400 km/h entspricht. Ab Mach 5 (5-fache Schallgeschwindigkeit) spricht man von Hyperschallgeschwindigkeit.
Durch die hohe Geschwindigkeit tun sich konventionelle Luftabwehrsysteme schwer, die Rakete zu neutralisieren. Neben der extrem hohen Geschwindigkeit ist auch die Flugbahn der Rakete von Vorteil. Sie fliegt nämlich nicht in einer prognostizierbaren Parabel, wie es etwa bei ballistischen Raketen mit hoher Reichweite üblich ist. Vielmehr überwindet sie große Distanzen in einer flachen Flugbahn. Dadurch ist sie nicht nur schwer abzuwehren, sondern für manche Radarsysteme auch schwieriger zu entdecken.
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Ramjet und Gefechtskopf
Angetrieben wird die Qingtian unter anderem von einem Ramjet-Triebwerk. Bei dem Staustrahltriebwerk wird die Luft durch ihre hohe Geschwindigkeit angesaugt, komprimiert, mit dem Treibstoff vermischt und verbrannt, wodurch der Schub erzeugt wird.
Bei einem Ramjet muss zunächst aber eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht werden, damit er ein Fluggerät antreiben kann. Daher wird die Qingtian mit einem Booster, der ein konventionelles Feststoffraketentriebwerk ist, vom Start weg beschleunigt. Die Hsiung Feng III nutzt dieselbe Kombination aus Ramjet und Booster.
Informationen zum Gefechtskopf der Qingtian sind spärlich. Die Rakete soll jedenfalls mit einem hochexplosiven sowie panzerbrechenden Gefechtskopf ausgestattet werden können. Auch von Splittermunition ist die Rede.
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4 Bilder
Flexibel einsetzbar und große Reichweite
Die Qingtian soll sowohl von stationären als auch von mobilen Einheiten gestartet werden können. Da sie von einer Standardbatterie, die sich auf einem geländegängigen Lkw befindet, abgefeuert werden kann, gilt die Hyperschallrakete als besonders flexibel.
Mit einer Reichweite von mehr als 2.000 Kilometer kann die Qingtian strategisch wichtige Ziele in China erreichen, darunter auch die Städte Peking und Shanghai. Aus taktischer Sicht kann sie außerdem Militärbasen und Infrastruktur nördlich von Peking, in der Inneren Mongolei und bis tief ins chinesische Hinterland ins Visier nehmen.
Sollte China seine Drohung wahrmachen und Taiwan angreifen, könnte die Qingtian ua. genutzt werden, um mit Streumunition militärische Häfen, Flugfelder und Luftwaffenstützpunkte anzugreifen. Chinas Flotte an Langstreckenbombern wird man damit aber nicht lahmlegen können. Der H-6 hat eine Reichweite von etwa 6.000 Kilometer, könnte also von Flugfeldern außerhalb der Reichweite der Qingtian operieren.
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In der Variante H-6N kann der Bomber ebenfalls Hyperschallraketen starten, mit einer Reichweite von mehr als 1.000 Kilometer. Diese können optional auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden.
Ukraine als mögliches Vorbild
Weitere Ziele für die Qingtian könnten Munitionsfabriken, Treibstofflager und ähnliche Anlagen sein. Bei einem länger andauernden Krieg könnte so Chinas Nachschub und Versorgung gestört werden.
Ein Vorbild hierfür könnte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sein. Während Russland regelmäßig zivile Ziele und Infrastruktur angreift, attackiert die Ukraine im russischen Hinterland Munitionsfabriken und Bomber-Stützpunkte. In Ermangelung an Hyperschallraketen und Marschflugkörpern, nutzt die Ukraine dafür häufig Langstreckendrohnen. In einigen Fällen wurden dazu Leichtflugzeuge zu ferngesteuerten Kamikazefliegern umgebaut.
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