Symbolbild: Ein Schiff der taiwanischen Marine startet eine Rakete bei einer Übung

Symbolbild: Ein Schiff der taiwanischen Marine startet eine Rakete bei einer Übung

© REUTERS / ANN WANG

Militärtechnik

Taiwans geheime Rakete für Gegenangriff auf China erstmals gesichtet

Zum ersten Mal sind Aufnahmen der Hsiung Feng IIE aufgetaucht. Taiwanische Medien haben Fotos und Videoclips des Marschflugkörpers veröffentlicht, den das taiwanische Militär bisher streng geheim gehalten hat.

Der Grund: Er dient zum Gegenangriff, sollte China tatsächlich Taiwan attackieren. Und China soll nicht durch Informationen über das Waffensystem vorgewarnt werden, um vor dem Angriff entsprechende Abwehrmaßnahmen zu installieren.

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Bei Übung entdeckt

Entdeckt wurde die HF-2E bei einer Übung, die nachts stattfand. Die Rakete wurde von einer Basis in Jiupeng aus abgefeuert, die öfters für Raketentests und die Entwicklung neuer Waffensysteme genutzt wird.

Die taiwanesische Nachrichtenagentur CNA bestätigte, dass zum Zeitpunkt der Sichtpunkt der Rakete tatsächlich eine Übung stattfand, die insgesamt 3 Tage dauerte. Dass in diesem Rahmen eine HF-2E gestartet wurde, wurde aber nicht offiziell bestätigt.

Ähnlich einer amerikanischen Tomahawk

Offizielle Daten oder Bilder zur HF-2E gibt es nicht, da sie immer noch geheim ist. Laut United Daily News (UDN) ist sie ein Marschflugkörper, der von Land oder Schiffen aus gestartet wird. Anhand der Beobachtungen sei zu erkennen gewesen, dass eine Booster-Stufe nach dem Start abgeworfen wurde. Danach hat ein kleiner Jet-Antrieb gezündet, der die Rakete für den Rest des Fluges antreibt. Das deutet darauf hin, dass die Rakete mit Unterschallgeschwindigkeit fliegt, um eine höhere Reichweite zu erzielen.

Die Bilder der HF-2E zeigen eine zylindrische Rakete, mit einer relativ flachen Nase. Am Ende ist ein Leitwerk sichtbar. Davor scheinen Flügel zu sein, die nach dem Start ausklappen. Das Design erinnert an die amerikanische Tomahawk-Rakete, die womöglich Vorbild für die HF-2E war.

Seit über 10 Jahren geheim

Die Entwicklung der HF-2E soll im Geheimen schon in den frühen 2000er-Jahren begonnen haben. Sogar der Namen soll zur Geheimhaltung dienen. Taiwan besitzt nämlich offiziell eine HF-2. Dabei handelt es sicher um eine Antischiffsrakete.

Mit der Kennung HF-2E könnte ursprünglich versucht worden sein, China vorzugaukeln, dass hier eine Antischiffsrakete mit höherer Reichweite entwickelt wird und nicht ein Marschflugkörper, um Ziele auf dem chinesischen Festland anzugreifen.

Die Massenproduktion wurde laut Quellen 2011 gestartet. Rüstungsexpert*innen gehen davon aus, dass die HF-2E deshalb seit über 10 Jahren zum Arsenal der taiwanesischen Armee gehört. Seitdem soll es mehrere Weiterentwicklungen und Verbesserungen gegeben haben.

Bis zu 1.500 Kilometer Reichweite

Derzeit soll es mindestens 2 Varianten der Rakete geben: die reguläre und eine mit erweiterter Reichweite. Je nach Quellen und ausgehend vom Design der Rakete, soll die Reichweite der normalen Version bei 300 bis 600 Kilometern liegen. Die Variante mit höherer Reichweite soll 1.000 bis 1.500 Kilometer weit fliegen können. Damit könnten die Marschflugkörper tief ins chinesische Gebiet eindringen.

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Auch die Berichte über die möglichen Gefechtsköpfe sind bislang nicht offiziell bestätigt. Derzeit wird davon ausgegangen, dass es Gefechtsköpfe mit 200 und 450 Kilogramm gibt. Zumindest einer davon hat einen Penetrator für befestigte Ziele, um als Bunker Buster eingesetzt zu werden. Damit könnten etwa Munitionslager, Kommandobunker oder Abschussanlagen für Langstreckenraketen angegriffen werden. Einem weiteren Bericht zufolge soll Taiwan zumindest überlegt haben, einen Gefechtskopf mit Streumunition zu entwickeln.

Navigation per GPS

Zur Navigation soll die HF-2E GPS nutzen, sowie den Abgleich des Terrains mit eingespeicherten Karten. So soll sie auch ihr Ziel finden, wenn das GPS-Signal durch Jammer blockiert wird. Dieses System kommt üblicherweise bei Marschflugkörpern zum Einsatz, die relativ tief fliegen können. Das erhöht die Chancen, nicht durch feindliche Luftabwehr entdeckt und abgefangen zu werden.

Laut einigen Berichten soll sie auch einen Infrarotsuchkopf haben, um die Genauigkeit zu erhöhen. Genau wie GPS und Terrain-Karten, findet man diese Feature in modernen Varianten westlicher Marschflugkörper, wie eben der Tomahawk und auch der Storm Shadow.

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Möglicherweise gestreuter Leak zu Propagandazwecken

Dass die HF-2E jetzt erstmals auftaucht, könnte nicht rein zufällig sein. Die Spannungen zwischen Taiwan und China sind derzeit sehr hoch und es ist keine Deeskalation in Sicht. Der Leak könnte also absichtlich passiert sein, um China abzuschrecken.

Neben der HF-2E hat Taiwan weitere Marschflugkörper im Arsenal, mit denen Gegenangriffe auf das chinesische Festland möglich sind. Die Überschallrakete Yun Feng soll etwa genügend Reichweite haben, um Peking zu erreichen.

Mit der Wan Chien gibt es noch eine Rakete, die von Flugzeugen aus gestartet wird und der Storm Shadow ähnelt. Die soll aber mit angeblichen 240 Kilometern eine geringere Reichweite als die HF-2E haben.

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