Symbolbild: Foxbat A-22L, hier in der normaen Variante mit Pilot

Symbolbild: Foxbat A-22L, hier in der normaen Variante mit Pilot

© Alan Wilson, CC BY-SA 2.0, Wikimedia Commons

Militärtechnik

Ukraine greift Drohnenfabrik mit ferngesteuertem Leichtflugzeug an

Was die Reichweite von Waffensystemen angeht, kann die Ukraine nicht mit Russland mithalten. Den Verteidigern fehlen Marschflugkörper, die Distanzen von mehr als 500 Kilometer zurücklegen können.

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Stattdessen nutzt die Ukraine Drohnen. Zuletzt wurden damit etwa Raffinerien und Tanklager in Russland angegriffen, um den Ölexport zu schwächen. Jetzt wurde auch eine russische Drohnenfabrik attackiert. Dabei kam aber keine klassische Drohne zum Einsatz, sondern ein ferngesteuertes Leichtflugzeug.

Videos zeigen den Angriff auf ein Gebäude in der russischen Stadt Jelabuga. Das Ziel war eine Fabrik, in der Russland Shahed-Drohnen baut. Ursprünglich kamen diese Drohnen aus dem Iran. Mittlerweile fertigt sie Russland selbst, da die iranischen Produktionstechniken veraltet gewesen seien.

Aeroprakt A-22 Foxbat wird zum Kamikaze-Flieger

Das Flugzeug im Video dürfte ein Aeroprakt A-22 Foxbat gewesen sein. Dabei handelt es sich um ein ukrainisches Ultraleichtflugzeug, das seit 2000 produziert wird. Es ist keine Militärmaschine, sondern ein leichtes Sportflugzeug für eine Pilot*in und eine Passagier*in.

In der Basisversion wiegt das Flugzeug lediglich 260 Kilogramm und hat ein zulässiges Startgewicht von maximal 450 Kilogramm. Die stärker motorisierte A-22L2 hat ein maximales Startgewicht von bis zu 600 Kilogramm.

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Die A-22 fliegt bis zu 170 km/h schnell, die A-22L2 schafft 210 km/h. Welche Variante für den Angriff eingesetzt wurde, ist nicht bekannt. Zusätzlich zur Fernsteuerung wurden wohl Zusatztanks verbaut. Die A-22 schafft offiziell nämlich nur 1.100 Kilometer – Jelabuga ist aber 1.200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Für beide A-22-Versionen gibt es jedenfalls offizielle Zusatztanks des Herstellers.

Russische Luftabwehr hat versagt

Auch nicht bekannt ist, von wo das Flugzeug gestartet ist, welches Route es genommen hat und wie schwer der Sprengkopf an Bord war. Ebenso fraglich ist, wieso ein so langsames Ziel nicht vorher von der russischen Luftabwehr erfasst und abgeschossen wurde.

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Womöglich hat die ukrainische Armee eine günstige Flugroute gefunden, die die russischen Luftabwehr-Anlagen an der Grenze umgeht. Russland hat vermutlich nicht damit gerechnet, dass ein Ziel, so weit von der Grenze entfernt, von der Ukraine erreicht werden kann. Deshalb dürfte es wohl keine lokalen Flugabwehreinrichtungen, oder nur unzureichende, bei der Drohnenfabrik gegeben haben.

Ein russischer Regierungsbeamter hat den Angriff auf die Drohnenfabrik bestätigt. Es gebe 3 Verletzte. Laut russischen Medien sei kein ernsthafter Schaden an der Fabrik entstanden, die Produktion sei nicht beeinflusst. Dies konnte nicht von westlichen Institutionen bestätigt werden. Ukrainische Medien berichten, dass der ukrainische militärische Geheimdienst HUR für den Angriff verantwortlich war. 

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