Here finanziert Institut für KI in Wien, Linz und Zürich
Der Experte für Künstliche Intelligenz (KI), Sepp Hochreiter, von der Universität Linz hat gemeinsam mit Kollegen aus Wien und Zürich das "Institute of Advanced Research in Artificial Intelligence" (IARAI) gegründet. Der Entwickler und Anbieter von Geodatendiensten Here finanziert das Institut mit 25 Mio. Euro für fünf Jahre, bestätigte Hochreiter gegenüber der APA einen Bericht im "Standard".
Der niederländische Kartendienst Here, den Audi, BMW und Daimler 2015 von Nokia für 2,8 Mrd. Euro kauften, um nicht von Navigationsdaten von Google abhängig zu werden, sei vor einiger Zeit wegen seiner KI-Expertise an ihn herangetreten, sagte Hochreiter. Der Leiter des Instituts für Machine Learning der Uni Linz und des Artificial Intelligence Laboratory des Linz Institute of Technology (LIT) hat vor rund 20 Jahren mit den sogenannten Long Short-Term Memory-Netzen (LSTM) eine der Grundlagen für die Technologie der Künstlichen Intelligenz (engl. Artificial Intelligence, AI) geschaffen. Sie gelten als führende Methode für Sprachverarbeitung und Textanalyse und werden heute in Smartphones oder auch in selbstfahrenden Autos eingesetzt.
30 Forsher geplant
Als Geschäftsführer des neuen Instituts mit Standorten in Linz, Wien und Zürich fungieren neben Hochreiter der Physiker David Kreil, der mit einer WWTF-Stiftungsprofessur für Bioinformatik an der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien forscht, und der Mathematiker Michael Kopp von Here Technologies in Zürich. Geplant ist, rund 30 Wissenschafter am IARAI zu beschäftigen. "Gemeinsam bringen IARAI und HERE erstmals offene akademische Forschung und ortsbezogene Daten von industrieller Größe zusammen", erklärte Kreil gegenüber der APA. Das schaffe neue Möglichkeiten, komplexe gesellschaftsrelevante Probleme zu lösen.
Hochreiter verweist auf die neuen Machine Learning-Methoden, wie sie etwa von DeepMind eingesetzt werden. Die von DeepMind stammenden Algorithmen der Google-Software AlphaZero haben in den vergangenen Jahren nicht nur ihre Fähigkeiten beim chinesischen Brettspiel Go gezeigt. Erst kürzlich haben sie auch beim populären, hochkomplexen Computer-Strategiespiel "Starcraft II" ihre Überlegenheit unter Beweis gestellt. "Wir haben gesagt, wenn die 'Starcraft' spielen, dann lasst uns doch beispielsweise die Stadt Wien spielen", so Hochreiter. Wenn man eine gute Simulation einer Stadt hätte, mit Karten, Verkehr, Schadstoffausstoß, usw. könnte man mit Hilfe von KI daran gehen, "etwas zu optimieren, etwa den Feinstaub zu reduzieren, statt irgendwelche Raumschiffe abzuschießen".
Gute Daten
Here habe sehr gute Daten, etwa von Karten oder Verkehr, und werde diese auch dem IARAI zur Verfügung stellen. Solche hochwertigen Daten könne man sich üblicherweise als Forschungsinstitut gar nicht leisten. "Damit können wir hochwertige Simulationen für Echt-Welt-Aufgaben machen", so Hochreiter, der "eine Riesenchance für Österreich sieht, hier sehr weit vorne mitspielen zu können". So hätte die KI, mit der "Starcraft" gespielt wurde, große LSTM-Systeme genutzt. "Da haben wir ja schon die Expertise, wenn wir nun auch in der Simulation Expertise bekommen, wäre hier alles an einer Stelle und das wäre die Chance, wirklich einen großen Schritt nach vorne zu machen."
Das neue Institut werde primär Grundlagenforschung durchführen und sei in seiner Themenwahl völlig unabhängig von Here. So wird das IARAI nicht direkt von Here finanziert, sondern über eine Stiftung. "Das ist keine Auftragsforschung, sondern eine echte Kooperation basierend auf Daten und Expertise", so Hochreiter, der ab dem kommenden Studienjahr in Linz das österreichweit erste Bachelor- und Master-Studium für "Künstliche Intelligenz" anbieten will.