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Wie VR-Brillen Lust auf das Alpenland machen sollen

Von der Couch aus Urlaubsziele wie den Machu Picchu erkunden und eine virtuelle Bildungstour durch die  Inka-Stätte machen. Technische Innovationen wie die virtuelle und erweiterte Realität (VR und AR) machen derartige Erlebnisse von fast jedem Standort aus möglich. Und sie dürften in Zukunft beliebter werden: Laut einer Umfrage von Bitkom Research erwarten mehr als 20 Prozent der Befragten ab 16 Jahren, dass 2030 fremde Destinationen virtuell erkundet werden, statt klassisch vor Ort. 

Die Anwendungen verfolgen unterschiedliche Zwecke. Am Machu Picchu etwa soll so der Massentourismus eingedämmt werden. Durch virtuelle Rundgänge können Tourismusorganisationen Gebiete zugänglicher machen und die Auswirkungen von übermäßigem Fußgängerverkehr sowie den Emissionsausstoß  reduzieren. 

Unbekannte Regionen

Auch im deutsch-österreichischen Alpenraum bemüht man sich um einen innovativen und nachhaltigen Fremdenverkehr. Im Rahmen des EU-geförderten Interreg-Projekts „Lebenswerter Alpenraum“ will die Johannes Kepler Universität Linz (JKU) unter der Leitung von Herta Neiß gemeinsam mit Projektpartnern neue Erlebnisformen für Gäste entwickeln.

„Der Tourismus schaut jetzt klassisch so aus, dass die Sommermonate ausgelastet und extrem überbucht sind, daneben gibt es den Wintertourismus. Doch es gibt auch die Zeiten dazwischen, auf die wir die Angebote ausdehnen wollen“, sagt Neiß gegenüber der futurezone. Auch  gebe es Regionen, in denen es zu viel Tourismus gibt, während in anderen kaum Gäste unterwegs sind.

Im Rahmen des Forschungsprojekts wolle man auch auf diese weniger beachteten Plätze neugierig machen. „Es geht darum, auf verborgene Schätze aufmerksam zu machen, und davon gibt es in der gesamten Region wirklich viele“, sagt sie. 

An der Technischen Hochschule Rosenheim werden Avatare erstellt. 

360-Grad-Videos

Zum Einsatz kommen VR, AR und das Metaverse – ein digitaler Raum, in dem die beiden Technologien mit der physischen Realität verschmelzen. Diese Innovationen werden laut dem Projektbeteiligten Andreas Straube von der Technischen Universität Rosenheim als das Internet 3.0 angesehen. Während im Internet 2.0 Texte, Bilder und Videos zur Übermittlung von Inhalten genutzt werden, sei das Internet 3.0 laut Straube durch  3D-Inhalte gekennzeichnet.

Integriert sei auch künstliche Intelligenz, etwa in Form von Spracherkennung, wie man sie von persönlichen digitalen Assistenten wie Siri oder Alexa kennt. „Damit können Touristen viel besser einen Eindruck von einer Urlaubsregion erhalten, als dies mit herkömmlichen Webseiten der Fall ist“, so Straube. 

Unter anderem sollen Avatare durch virtuelle Welten führen oder 360-Grad-Videos neugierig auf die jeweiligen Regionen machen. Konkret könnte man künftig etwa von Zuhause aus über die „Sophiens Esplanade“ in Bad Ischl spazieren und auch sehen, wie sie im Jahr 1870 ausgesehen hat. Oder ein digitales Museumsobjekt von allen Seiten betrachten und sich von einem virtuellen Kurator Informationen dazu einholen.

Die Projektgruppe von "Lebenswerter Alpenraum"

Gusto holen

Straube zufolge seien die Angebote für Personen gedacht, die mit dem Gedanken spielen, eine der Regionen im Alpenraum zu besuchen, denen aber die Informationen auf herkömmlichen Webseiten nicht ausreichen und die etwas Neues erleben wollen.

Projektleiterin Neiß untermauert: „Die Gäste sollen in eine Region eintauchen können und ihnen diese schmackhaft gemacht werden, sodass sie sich diese Region auch physisch anschauen wollen“. Das Angebot sei aber auch für Gäste, die etwa aufgrund ihres Alters nicht mehr reisen können. 

Regionale Bevölkerung

Für das Projekt essenziell sei, die regionale Bevölkerung miteinzubeziehen und ihre Bedürfnisse im Einklang mit dem Tourismus zu bringen. „Österreicher*innen haben generell Freude daran, wenn Gäste kommen. Die Frage ist aber, wie man damit umgehen kann, wenn es zu viel wird und diese zu sehr in seinen Lebensraum vordringen und etwa alle Parkplätze in der Region ausgelastet sind“, so Neiß. Ihre Bedürfnisse wolle man abholen und im Rahmen von Befragungen und Workshops ermitteln. „Darauf aufbauend wollen wir die neuen Erlebnisse kreieren“, sagt sie. Zum Thema Nachhaltigkeit wurden zuvor außerdem Untersuchungen geführt – wesentliche Faktoren würden in das Projekt miteinbezogen.

Die neuen Erlebnisformen werden auf einer interaktiven Plattform ausgespielt. Neugierige können über eine Webseite mittels QR-Code in das System einsteigen und die Welten besuchen. Den Startschuss bildet ein erster großer Kongress im Herbst 2023. Dieser findet im Salzkammergut in Kooperation mit der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 statt.

Dieser behandelt das Thema der touristischen Intensitäten und Spitzenbelastungen. Erste zukunftsorientierte Lösungsansätze sollen dann bereits vorgestellt werden. Das Projekt ist insgesamt auf 3 Jahre ausgelegt.

Kunstwerke von HR Giger im virtuellen Museum

Der renommierte Schweizer Künstler HR Giger war insbesondere für seine anfänglichen Airbrush-Bilder bekannt, in denen er menschliche Körper mit Maschinen verschmelzen ließ. Seinen „biomechanischen“ Kunststil ließ er aber nicht nur in seinen Zeichnungen und Gemälden, sondern auch in seinen Skulpturen einfließen. Eines seiner bekanntesten Werke ist das „Alien“-Monster aus der gleichnamigen Filmreihe. 

Ein Traum HR Gigers war, in seinem eigenen Museum in Gruyéres in der Schweiz eine Art Geisterzug zu schaffen, um so Gäste durch seine Kunstwelt zu führen. Mit seinem Tod im Jahr 2014 endete das Vorhaben.

Virtuelle Zugfahrt

Nun hat der New Yorker Künstler Robert Morris, der sich insbesondere mit 3D-Druck, visuellen Spezialeffekten und Virtual Reality (VR) einen Namen gemacht hat, dieses Projekt realisiert. Dabei hat er die Fahrt mit der Geisterbahn in HR Gigers Museum möglichst detailgetreu in die virtuelle Welt verlagert. 

Um das Projekt zu verwirklichen, hat er sich der Notizen und Zeichnungen HR Gigers bedient, die er noch vor seinem Tod angefertigt hatte. Fans gelangen mit einer Virtual-Reality-Brille wie die Meta Quest 2 über Morris’ Website vr.mechanicalwhispers.com zur Welt und können sich erste Skulpturen ansehen. Den virtuellen Museumsraum kann man aber auch ohne VR-Brille betreten. Die finale Version wird aber erst noch gebaut. 

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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