So bringen Pilze wichtige Nährstoffe zu den Pflanzen
Die industrielle Landwirtschaft lässt pro Jahr 30 Prozent der Investitionen in Düngemittel im Boden versickern, weiß das heimische Start-up Evologic Technologies. Das sind rund 5,6 Milliarden Euro. Doch der Kostenpunkt ist nicht das einzige Problem: Die Pestizide weiten sich im Boden unnötig aus und belasten ihn stark. Den Pflanzen gehen zudem viele Nährstoffe verloren.
Je nach Schweregrad der Bodenbelastung kommen diverse Sanierungsverfahren zum Einsatz. „Sind die Schadstoffgehalte sehr hoch, kann es notwendig werden, den Boden auszuheben, abzutransportieren und in einer gesicherten Deponie abzulagern“, sagt Bodenforscher Martin Gerzabek von der Universität für Bodenkultur Wien gegenüber der futurezone.
Bei geringeren Kontaminationen könne der Boden entweder vor Ort oder nach dem Transport zu einer speziellen Anlage behandelt werden. Vor Ort werden laut dem Experten unter anderem Boden-Belüftungsverfahren vorgenommen, um den Abbau organischer Schadstoffe durch Bodenmikroorganismen zu unterstützen. Auch ein sogenanntes Phytosanierungsverfahren kann helfen: Hier werden Pflanzen zur Sanierung herangezogen. Sie nehmen Schadstoffe wie Schwermetalle auf und transportieren sie in die oberirdischen Pflanzenorgane.
AM-Pilze
Für eine nachhaltige Landwirtschaft können aber auch Pilze sorgen. Evologic Technologies, ein Spin-off der TU Wien, stellt sogenannte Arbuskuläre Mykorrhizapilze (AM-Pilze oder AMF) her, durch deren Einsatz Düngemittel und Chemie reduziert werden können. Die haarfeinen Pilze sollen mit der Saatgutbeize in den Boden gelangen – dieser Prozess wird derzeit getestet – wo sie die Düngemittelaufnahme der Pflanze unterstützen.
Dabei fangen sie die Nährstoffe auf und befördern sie direkt zur Pflanzenwurzel. Auf diese Weise versickert die Chemie nicht ungenützt weiter in den Boden – die Pestizid-Effizienz wird erhöht. Doch die symbiotischen Pilze können noch mehr: So steigern sie auch die Wasserspeicherung sowie das Erdvolumen um das 5- bis 14-Fache.
Über 90 Prozent der Pflanzen leben laut dem Unternehmen in Symbiose mit dem AM-Pilz. Sie wirken wie eine "Verlängerung" der Pflanzenwurzel und erhöhen somit die Reichweite der Nutzpflanzen. Zahlreichen Studien zufolge begünstigen diese "Hairy Roots" (haarige Wurzeln) eine mittlere Ertragssteigerung von 16 Prozent.
Pilz und sein Wirt
Ein pflanzlicher Wirt unterstützt den AM-Pilz dabei, sich zu vermehren. Als Basis zur Zucht der haarfeinen Pilze in industriellem Ausmaß dient ein innovativer Hightech-Bioreaktor. Evologic Technologies ist dabei das weltweit erste Unternehmen, das sich der Kultivierung dieses Pflanzengewebes mithilfe eines skalierbaren Herstellungsprozesses (mehrere Kubikmeter Produktionsvolumen sind pro Reaktor möglich), widmet. Laut dem Unternehmen führt dieser innovative Produktionsprozess zu einer Kostensenkung, die den Einsatz von AMF in der Landwirtschaft zu einer wirtschaftlichen Notwendigkeit machen wird.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer redaktionellen Kooperation zwischen futurezone und aws.