Wie klimaschädlich sind Heizschwammerl?
Jahr für Jahr entfacht die Debatte um Heizstrahler und ganzjährige Schanigärten erneut. So auch heuer, allerdings mit neuen Voraussetzungen. Denn es geht nicht nur um den Luxus, auch im Winter draußen sitzen zu können. Vielmehr soll es den Gastronomen trotz der Corona-Krise möglich sein, Plätze im Schanigarten anzubieten, wo ein geringeres Infektionsrisiko herrscht als in Innenräumen. Daher dürfen in Wien ab 1. Oktober die Schanigärten weiterhin betrieben werden. Dass dabei früher oder später Heizschwammerl zum Einsatz kommen, ist vorprogrammiert.
Welche Heizschwammerl gibt es?
Es gibt zwei Arten von Heizschwammerl: Gas- und Stromstrahler. Gasstrahler werden mit Propangas betrieben, ein Nebenprodukt von Erdöl. Das ist allerdings vielerorts, etwa in Wien, verboten. In den meisten Städten sind aber Heizschwammerl erlaubt, die mit Strom betrieben werden.
Was ist so problematisch an Heizschwammerln?
Sie verbrauchen riesige Mengen an Strom, erklärt Herwig Schuster von Greenpeace Österreich der futurezone: „Die Geräte sind sehr ineffizient, da sie permanent Strom verbrauchen. Eine Heizung mit Thermostat schaltet sich je nach Bedarf ein oder aus. Ein Heizstrahler läuft aber die ganze Zeit durch.“
Laut Umweltbundesamt verbrauchen sie etwa 2.000 Watt auf der höchsten Heizstufe. Bei einer Einsatzzeit von 5 Stunden benötigt ein Heizstrahler 10.000 Wh, also 10 kWh. In Wien gibt es rund 7.300 Lokale, Imbissstuben und Kaffeehäuser. Wenn nur 25 Prozent davon einen Schanigarten haben und Heizstrahler aufstellen, entsteht dadurch eine Energieeinsatz von rund 18.200 kWh pro Tag (bei fünf Stunden Betriebsdauer). Das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von fast 10 Wiener Wohnungen.
Schuster sieht beide Systeme kritisch: „Gastrahler produzieren direkt CO2-Emissionen. Stromstrahler haben den Vorteil, dass man Öko-Strom nutzen kann, aber auch der sollte nicht verschwendet werden.“ Gerade im Winter herrsche zudem ein Mangel an Strom aus erneuerbaren Energien, erklärt der Umweltexperte. So sind etwa Wasserkraft aus den Donauwerken oder Sonnenenergie im Winter deutlich weniger vorhanden. Der importierte Strom stamme dann meistens aus fossilen Brennstoffen, etwa Kohlestrom aus Deutschland.
Gibt es Alternativen?
Leider nein, sind sich Bundesumweltamt und Greenpeace einig. "Egal welche Technologie für die Wärmeproduktion im Schanigarten eingesetzt wird, ob Heizstrahler oder Infrarot – es ist unmöglich dauerhaft den freien Gastro-Raum auf angenehme Raumtemperatur zu bringen", so das Umweltbundesamt. Der Einsatz sei daher nie nachhaltig.
„Die besten Heizstrahler sind immer noch eine Decke und ein heißer Tee oder Glühwein“, erklärt Schuster. Trotzdem sei er sich der besonderen Situation bewusst und befürwortet Schanigärten: „Sie sind in gewisser Weise auch ökologisch, da sie beispielsweise für weniger Parkplätze sorgen.“ Allerdings müsse es für den Betrieb klage Regeln geben, so die Forderung.
Ist der Betrieb von Heizschwammerln unter bestimmten Umständen vertretbar?
Da derzeit eine besondere Situation besteht, hält Schuster die Nutzung dann für möglich, wenn der Betrieb reguliert wird: „Desto kürzer die Strahler betrieben werden, desto besser. Sie sollten nur ab einer bestimmten Temperatur verwendet werden, also nicht schon bei 15 Grad, sondern nur wenn es richtig kalt ist und auch nur, wenn auch Gäste da sind. Man sieht immer wieder, dass leere Gastgärten beheizt werden.“ Solche Regeln gibt es derzeit nicht.
Die Heizstrahler müssen in Wien lediglich angemeldet werden. Die Gebühren dafür betragen laut WKO pro Jahr etwa 60 Euro pro Stück. WKO-Präsident Harald Mahrer sprach sich bereits für weniger Auflagen für Schanigärten aus. In der Corona-Krise müsse man Klimaschutz und Wirtschaft abwägen, da es um Tausende Arbeitsplätze gehe.
Welche Gesetze gelten für den Betrieb?
Das ist von Stadt zu Stadt verschieden. In Wien ist der Betrieb von Gas-Strahlern verboten, Heizstrahler, die mit Strom betrieben werden, sind aber erlaubt. Allerdings wurden bisher nur wenige Schanigärten auch im Winter genehmigt. In der Winter-Saison 2018/2019 wurde in Wien nur 230 Gastro-Betrieben der Außenbereich gestattet, 2020 sind es bisher 500. Mit weiteren Anträgen wird gerechnet. Denn im Sommer sind 3.500 Gastgärten in der Stadt im Betrieb. Bereits in den vergangenen Jahren nahm die Zulassung der Heizschwammerln in Wien jährlich zu, vor allem nachdem das Rauchverbot eingeführt wurde.
In Innsbruck war ihr Betrieb seit 2016 vollständig verboten. Aufgrund der Corona-Krise hat sich Bürgermeister Georg Willi (Die Grünen), dazu entschlossen, elektrisch betriebene Heizschwammerl ausnahmsweise wieder zu erlauben. In Graz, Eisenstadt und St. Pölten ist das Heizen mit Strom erlaubt – Bregenz und Linz haben den Betrieb ausgeschlossen.
Im Ausland ist die Lage vergleichbar: In Deutschland sind Heizstrahler in vielen Orten verboten – die Debatte, die Hierzulande geführt wird, ist auch dort neu entfacht. Eine temporäre Erlaubnis für diesen Winter ist also möglich, berichtet der Spiegel. In Paris wiederum dürfen Gastgärten ab 2021 nicht mehr beheizt werden.