Wie stillgelegte Flugzeuge COVID-19-Patienten retten könnten
Durch den massiven Rückgang des Flugverkehrs wegen der Corona-Krise stehen massenhaft Flugzeuge ungenutzt auf Flugfeldern herum. Ein britisches Unternehmen hat nun aber einen Plan, wie man diese Flugzeuge zu Krankenstationen umbauen und schwer erkrankten COVID-19-Patienten das Leben retten könnte. Forscher sehen Potenzial in dieser Idee.
Wie Engadget berichtet, soll der Plan genau jene Coronavirus-Patienten unterstützen, deren Lungenfunktion so stark beeinträchtigt ist, dass sie an Beatmungsgeräte angehängt werden müssen. Denn die Überlebensrate dieser Personen kann sehr gering sein. In New York führte etwa laut einer Studie die stark verringerte Sauerstoffzufuhr bei 88,1 Prozent der Fälle trotz maschineller Unterstützung zum Tod.
Druckkammertherapie
Daniel Reynolds, der Gründer des Tauchausrüstungsunternehmens Lungfish Dive Systems, schlägt nun vor, genau diese Patienten einer Druckkammertherapie zu unterziehen. Hyperbare Therapiekammern kommen bei Lungenerkrankungen regelmäßig zum Einsatz. Das Problem: Es gibt nicht genug davon, um alle beatmeten COVID-19-Patienten unterzubringen.
Die Lösung könnten Flugzeuge bringen, deren Kabinen eigentlich Druckkammern sind. Während eines Fluges ist der Luftdruck im Inneren deutlich höher als auf der jeweiligen Flughöhe, um Passagiere vor diversen Beschwerden bei dünner Luft zu bewahren. Am Boden stehende Flugzeuge könnten laut Forschern theoretisch einen Luftdruck aufbauen, der dem zweieinhalbfachen des üblichen Drucks auf Meeresniveau entspricht. Den Patienten würde damit das Atmen leichterfallen, außerdem könnte mehr Sauerstoff ins Blut aufgenommen werden.
Erfolg bei erstem Versuch
Im chinesischen Wuhan hat bereits ein kleiner Versuch stattgefunden, bei dem fünf Patienten, zwei davon in kritischem Zustand, einer hyperbaren Drucktherapie unterzogen wurden. Nach zwei Behandlungen hatte sich der Gesundheitszustand aller fünf verbessert. In Kanada wollen Forscher nun ebenfalls einen Druckkammer-Versuch für Patienten mit Hypoxie (Sauerstoffarmut) starten und bitten per Crowdfunding um Geld dafür.
Daniel Reynolds schlägt vor, Flugzeuge, die momentan ohnehin nicht fliegen, komplett auszuräumen und mit Betten für Coronavirus-Patienten auszustatten. Ein Flugzeug voller Patienten und medizinischem Fachpersonal solle in Zyklen zu jeweils 90 Minuten verschlossen und unter Druck gesetzt werden.
Materialschwäche
Einen Strich durch die Rechnung könnte der physische Einfluss auf die Flugzeugkonstruktion machen. Experten befürchten, dass im Flugzeugrumpf bei wiederholtem Auf- und Abbau hoher Druckverhältnisse Ermüdungsbrüche entstehen könnten. Nach einer Verwendung als Druckkammer kann man das Flugzeug also eventuell nicht mehr im Flugverkehr verwenden. Die Methode muss jedenfalls genauer erforscht werden, bis erste Flugzeuge zur Druckbehandlung eingesetzt werden.