Masken und Filter: So fliegen wir in Zukunft
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie stehen die Flughäfen still. 16.000 Flugzeuge sind am Boden, viele Fluglinien stehen vor dem unmittelbaren Ruin. Mit den geplanten Lockerungen der Corona-Maßnahmen gibt es nun neue Hoffnung, dass auch der Flugbetrieb langsam wieder aufgenommen werden kann. Das zeigt auch ein Maßnahmen-Papier des deutschen Luftverkehrsverbandes BLD, das der futurezone vorliegt.
Es deckt sich mit vielen Überlegungen der österreichischen Luftverkehrsbranche, wie die Recherche der futurezone ergab. Im Folgenden geben wir eine Übersicht, wie Fliegen trotz Corona-Krise wieder möglich sein wird und welche Maßnahmen unrealistisch erscheinen. Klar ist, dass die Maßnahmen grenzübergreifend getroffen werden müssen. Die österreichischen und deutschen Behörden sowie die Luftfahrtverbände der Länder befinden sich nach futurezone-Informationen bereits in Gesprächen.
1. Maskenpflicht für Passagiere
An Schutzmasken für Flugpersonal und Fluggäste wird kein Weg vorbeiführen. Laut den Luftfahrtverbänden, aber auch der AUA, wäre es jedoch wünschenswert, wenn Passagiere diese selber mitbringen und bereits beim Buchungsprozess darauf aufmerksam gemacht werden. Der Flughafen Wien hat indes am Freitag eine generelle Maskenpflicht im gesamten Terminalbereich eingeführt.
2. Kein hektisches Boarding mehr
Mehr Abstand beim Ein- und Aussteigen, aber auch beim Check-in heißt, dass der Prozess länger dauert. Für Fluggäste könnte das bedeuten, dass sie früher als bisher am Flughafen erscheinen müssen. Wer die teilweise engen Gänge und kleinen Gates am Flughafen Wien kennt, weiß, dass die trivial klingende Maßnahme in der Praxis komplizierter ist, als sie klingt.
„Im Moment sind die Terminals leer, da kann man das benachbarte Gate leicht sperren. Bei höherem Aufkommen kriegt man da aber schnell ein Problem“, sagt Luftfahrtexperte Kurt Hofmann zur futurezone. Mehr Busse auf dem Flugfeld sollen garantieren, dass Passagiere auch bei der Fahrt von und zum Flugzeug nicht zu eng stehen müssen, so der Vorschlag der Luftfahrtverbände.
3. Belüftungsfilter im Flugzeug
Die Angst vor Klimaanlagen im Flugzeug ist laut Luftfahrtexperten unbegründet – sofern die Filter ordnungsgemäß gewartet und auch getauscht werden. „Der Standard der Filter entspricht dem in OP-Sälen und reinigt die gesamte Kabinenluft von Staub, Bakterien und Viren. Die Luft ist sauberer als die, die wir auf der Erde atmen“, sagt AUA-Sprecherin Tanja Gruber zur futurezone.
Dazu komme, dass die Luftströmung nicht von vorne oder der Seite, sondern von oben nach unten stattfinde. Damit könne verhindert werden, dass sich Viren unkontrolliert etwa von einer vorderen Sitzreihe im Flugzeug nach hinten verbreiten. Das schützt zwar vor dem niesenden oder hustenden Nachbarn nicht, reduziert aber das Risiko für alle, sollte doch ein Corona-Patient an Bord sein.
4. Freier Mittelsitz als Problem
Die von Fluglinien zuletzt praktizierte Maßnahme, den Mittelsitz freizulassen, könnte zur größten Streitfrage bei der Wiederaufnahme des Flugbetriebs werden. Sowohl die AUA, als auch der österreichische Luftfahrtverband warnen vor der wirtschaftlichen Unrentabilität. „Bei größeren Maschinen fallen dadurch 30 Prozent an Auslastung weg. Kleinere Flugzeuge mit nur zwei Sitzen rechts und links verlieren 50 Prozent an Passagiervolumen“, erklärt Verbandspräsident Peter Malanik im futurezone-Interview.
Damit werde es sehr rasch unwirtschaftlich, zumal gerade in der Anfangsphase eher kleinere Maschinen zum Einsatz kommen dürften. Dazu komme, dass man auch die Ticketpreise nicht grenzenlos in die Höhe treiben könne - gerade, wenn man die gedämpfte Nachfrage ankurbeln wolle. Für Malanik bieten Maskenpflicht, Separierung beim Boarden sowie weitere Hygienemaßnahmen im Flugzeug ein gutes Maß an Schutz. „Ganz ohne Risiko wird es ohnehin nicht gehen“, ist Malanik überzeugt.
5. Tests am Flughafen
Dass Personen mit Verdacht auf eine Corona-Erkrankung nicht fliegen dürfen, liegt auf der Hand. Ob zum Fliegen ein Attest notwendig sein wird, ist unklar. Die Fluglinien warten diesbezüglich auf eine Entscheidung der Behörden. Am Flughafen zu testen, sei jedenfalls problematisch.
Denn während die zuverlässigen PCR-Tests mit Nasen-Rachen-Abstrich im besten Fall einige Stunden zur Auswertung dauern, sagen Antikörper-Schnelltests nur, ob das Immunsystem eines Passagiers mit dem Virus in Kontakt war, nicht ob er noch ansteckend ist, argumentiert etwa die AUA.
6. Fiebermessen und Wärmebildkameras
Ob wie aktuell bei Ankünften von Passagieren Fieber gemessen wird, bevor man ein Flugzeug betreten darf, ist zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls unklar. Manche Flughäfen haben auch Wärmebildkameras im Einsatz, um die Temperatur von Fluggästen beim Vorbeigehen zu erkennen. So ein System ist am Flughafen Wien derzeit aber nicht vorgesehen, wie der Flughafen der futurezone mitteilte.
Kein nationaler Alleingang möglich
Um den Flugverkehr zumindest zwischen einigen Staaten wieder vorsichtig aufnehmen zu können, sind laut Österreichischem Luftfahrtverband jedenfalls noch weitere Gespräche notwendig. "Klar ist, dass uns nationale Alleingänge nichts bringen werden. Da eine gesamteuropäische oder gar globale Lösung aber auch zu lange dauern würde, sollten wir uns nun mit Ländern wie Deutschland abstimmen, die hinsichtlich ihrer Eindämmung der Corona-Infektionen auf einem ähnlich guten Weg sind", ist Malanik überzeugt.
Auch beim Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft pocht man auf grenzübergreifende Lösungen. "Wir haben einen gemeinsamen Maßnahmenkatalog für die Phase erarbeitet, in denen die Reisebeschränkungen schrittweise wieder aufgehoben werden. Diese 20 Maßnahmen erörtern wir gerade mit den zuständigen Behörden. Außerdem stehen wir mit internationalen Luftfahrtverbänden im Kontakt, um eine Abstimmung im internationalen Luftverkehr zu erzielen. Ziel sollte sein, dass die EU eine entsprechende Richtlinie erlässt", teilt BDL-Pressesprecher Ivo Rzegotta der futurezone mit.
Kommentare