Wiener-Linien-Bus läuft erstmals mit synthetischem Diesel
In einer Riesenanlage in Wien-Simmering wird zu Forschungszwecken Synthesegas produziert. Das wird zu grünem Diesel weiterverarbeitet.
Nun konnte damit ein erster, wichtiger Forschungsschritt erzielt werden: Mit dem frisch erzeugtem, synthetischem Rohöl aus Waldhackgut, das zu grünem Diesel aufbereitet wurde, wurde erstmals ein Wiener-Linien-Bus betankt, der daraufhin seine ersten Meter zurücklegte.
Wieviel CO2 kann eingespart werden?
Allerdings fuhr der Bus dabei nicht komplett mit Synthesediesel, sondern mit einem Gemisch, dem einmal 15 und einmal 25 Prozent synthetischer Diesel beigemengt war. Das Forschungsteam unter der Leitung des COMET-Kompetenzzentrums BEST hat hier verschiedene Testläufe durchgeführt, denn aktuell weiß man etwa noch gar nicht, wie gut das Synthesegas aus der Forschungsanlage für Fahrzeuge geeignet ist. Der Bus fuhr deshalb auch nicht im normalen Straßenverkehrsbetrieb, sondern in einem Rollprüfstand in Graz.
Das Forschungsteam will bei diesen Tests mitunter erforschen, wieviel Treibstoff das Fahrzeug verbraucht und was für Emissionen dabei entstehen. Die Tests dauerten daher nur 45 Minuten.
Als Nächstes werden die Ergebnisse ausgewertet. Laut einer Studie von Joanneum Research in Graz liegt beim „Holzdiesel“ die CO2-Reduktion im Vergleich zu fossilem Diesel bei knapp 90 Prozent und man wird daher mit diesem Synthesegas je nach Beimischungsverhältnis eine „insgesamt eine deutliche CO2-Reduktion“ erzielen.
Riesenanlage steht in Wien
Die Erzeugung dieses Diesels aus Holzschnitzeln ist in der Praxis sehr aufwendig und spektakulär. Die futurezone hat die riesige Forschungsanlage, die in Wien-Simmering steht, vergangenes Jahr besichtigt. Die Pilotanlage wird dort mit Waldhackgut, Abfällen und Reststoffen gefüttert und am Ende kommt mit einem sehr komplexen Verfahren Rohöl heraus. Die Anlage ist von ihrer Dimension her für einen Betrieb im Industriemaßstab konzipiert worden und soll bis zu 10 Millionen Liter grünen Treibstoff pro Jahr erzeugen können.
Dadurch, dass die Anlage ausschließlich mit Ausgangsstoffen erneuerbaren Ursprungs gefüttert wird (wie Holz, Holzabfälle oder Klärschlamm) ist auch das Endprodukt zur Gänze erneuerbar. Das Projekt heißt „Waste2Value“.
Was noch möglich ist mit der flexiblen Anlage
Die Anlage ist außerdem äußerst flexibel einsetzbar: Es fallen nicht nur deutlich geringere Partikelemissionen an als bei fossilem Diesel, sondern auch wertvolle Chemikalien, die in der chemischen Industrie benötigt werden. Wird die Anlage etwa mit Klärschlamm betrieben, lässt sich Phosphor zurückgewinnen, der für die Düngemittelherstellung essenziell ist.
Bei dem Forschungsprojekt soll auch das in weiterer Folge getestet werden. Am Ende soll auch synthetisches Erdgas in das Erdgasnetz eingespeist werden. Bis daraus jedoch wirklich eine Industrie wird, könnten noch einmal 12 Jahre vergehen, heißt es.
Neben Wien Energie und SMS group Process Technologies sind auch Wiener Linien, Wiener Netze, die Österreichischen Bundesforste, Laakirchen Papier AG und OMV am Projekt beteiligt. Wissenschaftliche Partner sind die TU Wien und die Luleå University of Technology. Das Projekt wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert, die Projektleitung erfolgt durch das Kompetenzzentrum BEST.