Start-ups

Salzburgerin gründet Start-up für NFT-Künstler und Investoren

„Non Fungible Token“ (NFT) gelten in der Kunstszene als neuer Trend. Das Kunstwerk „Everydays: The First 5000 Days“ des Künstlers Mike „Beeple“ Winkelmann wurde für mehr als 69 Millionen US-Dollar versteigert. Österreichische Künstler*innen erzielten bei diversen Online-Versteigerungen ebenfalls bereits Zehntausende US-Dollar. Gehandelt werden die Werke aber derzeit in Kryptowährungen, die zuletzt starken Schwankungen ausgesetzt waren.

Doch aus dem aktuellen Hype könnte für viele Künstler*innen eine neue dauerhafte, zusätzliche Einkommensquelle zu den bestehenden werden. Künstler*innen können über NFT ihre Werke digital verkaufen. NFT kann man sich dabei am ehesten als Zertifikat vorstellen, das in einer Blockchain existiert. Das bedeutet: Die Käufer*innen besitzen ein Original-Dokument eines Kunstwerks, auch wenn das Abbild davon im Internet für alle sichtbar zur Verfügung steht.

Eignen tut sich das Ganze besonders gut für digitale Kunst und Medienkunst. Mit Portal gibt es etwa bereits ein Start-up aus Österreich, welches Künstler*innen aus dem deutschsprachigen Raum eine Plattform zur Verfügung stellt, um ihre Kunstwerke als NFT zu verkaufen. Doch zu Portal gesellt sich im Herbst ein weiteres Start-up aus Österreich, gegründet von der 24-jährigen Patricia Karrer.

Diese Illustration von David Pollhammer zeigt Patricia Karrer bei der Arbeit

Aus der Kunstszene

Karrer kommt aus einer Galeristen-Familie. „Ich bin in der Kunstszene aufgewachsen. Meine Großeltern waren Galeristen, mein Onkel Kunstmanager“, erzählt Karrer. Sie selbst hat aber zuerst VWL und dann IT-Management in London studiert und an diese Ausbildung will sie jetzt anknüpfen und drei Welten vereinen: die wirtschaftliche, die künstlerische und die technische. Dazu hat sie mit NEA ein Start-up ins Leben gerufen, das im Herbst offiziell an den Start geht. „Derzeit befinden wir uns in der Preseed-Phase und sehen uns nach Investoren und Fördermöglichkeiten um“, so Karrer, die außerdem ihre Dissertation dem Projekt widmet. Von NEA gibt es aktuell eine Beta-Version.

NEA steht für New Emerging Artists. Das Portal soll junge, noch unbekannte Künstler*innen mit Investor*innen zusammenbringen. „Ich mache mir seit ich 15 bin Gedanken darüber, wie man jungen Künstler*innen helfen kann. Meine ursprüngliche Idee war es, einen Ort zu schaffen, der Raum für Open-Stages zulässt. Dazu gibt es Kulinarik, um mehr Audienz zu generieren. Während der Corona-Krise so etwas zu starten, wäre aber nicht besonders schlau gewesen, also habe ich das Konzept schlichtweg digitalisiert“, erzählt Karrer.

Die jungen Künstler*innen können auf NEA ein Profil von sich erstellen, ihre Social-Media-Profile verlinken, und ihre bereits geschaffenen Kunstwerke präsentieren. Die Investoren können sich diese ansehen und entscheiden, ob ihnen ein Artist gefällt, den sie unterstützen möchten. Sollte dies der Fall sein, bekommen die Künstler*innen monatlich Geld und haben dadurch eine regelmäßige, gesicherte Einkommensquelle, um ihre Werke zu produzieren. Des Besondere am Modell von NEA ist nämlich, dass Investoren nicht direkt die Kunstwerke kaufen, sondern die Marke der Künstler*innen unterstützen.

„In der Online-Welt ist es nicht selten, dass der Erfolg plötzlich über Nacht kommt.“

Patricia Karrer | NEA-Gründerin

Innovativer Ansatz

Um so ein Modell umzusetzen, eignet sich die Krypto-Welt besonders gut, denn hier lässt sich jede Transaktion nachvollziehen: Jeder Verkauf eines Bildes landet in der Blockchain. Die Investoren kaufen sogenannte „Token“, und sind somit an den Gewinnen, welche die Künstler*innen erzielen, zu einem bestimmten Prozentsatz beteiligt. Wie hoch, können die Künstler*innen selbst entscheiden. Je höher die Beteiligung, desto höher die monatliche Unterstützung, die Künstler*innen ebenfalls über diesen Token erhalten.

„Künstler*innen können frei entscheiden, ob sie dieses Geld, das sie bekommen, weiter arbeiten und in ihrem Wallet liegen lassen, oder ob sie davon leben und es als monatliches Einkommen benutzen“, erklärt Karrer. Verkaufen Künstler*innen ihre Werke, schneiden die Investor*innen an den Verkäufen mit. Diese Erlöse sollen einmal jährlich ausbezahlt werden. „Das ist ein Dividenden-Payout, gemessen an den jährlichen NFT-Sales“, so Karrer.

Mit sogenannten „Smart Contracts“ kann das in der Blockchain-Welt genau ermittelt werden. „Je höher Künstler*innen den Dividenden-Payout ansetzen, desto wahrscheinlicher ist es, dass jemand in sie investiert“, so Karrer. Das Portal NEA selbst schneidet ebenfalls mit, denn es gibt eine Gebühr pro Token. „Das ist unser Geschäftsmodell“, so Karrer. Für Künstler*innen sei das eine gute Gelegenheit, ihr Talent zu beweisen, sagt die Start-up-Gründerin. „In der Online-Welt ist es nicht selten, dass der Erfolg plötzlich über Nacht kommt.“

Beta-Version startet im Juli

Karrer hat NEA zusammen mit Ferdinand R. gegründet hat, einem Blockchain-Developer, der bereits 2019 eine akademische Publikation zum Thema NFTs veröffentlicht hat. Der erste Künstler ist ebenfalls bereits mit an Bord: Hermann Storch stellte seine Werke bisher vor allem auf Instagram aus, will nun aber NEA nutzen.

„Natürlich gibt es auch Künstler*innen, die nicht auf diesen Zug aufspringen wollen und sagen, dass NFT keine Kunstform sind, die für sie geeignet ist. Wir sind mit NFT auch noch in einer sehr experimentellen Phase, das ist ein Transformationsprozess, der hier im Gange ist“, ergänzt Karrer. „Wenn es in eine gewisse Normalität hineingeht, wird die Welt schon anders aussehen“, so die Technologie- und Blockchain-Enthusiastin. „Meine Oma kann mittlerweile Apple Pay verwenden, das wird auch mit NFT passieren.“

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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