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Cards: Virtuelle Geldbörsen-App im Test

Hier eine Vorteilskarte, da eine Kreditkarte. Das Ausmaß an Karten, die heutzutage die Geldbörse füllen oder zu Hause rumliegen, ist massiv. Die meisten Shops, ob nun online oder offline, bieten ihren Kunden Karten unterschiedlichster Art an. Während es im Supermarkt meistens die einfache Kundenkarte ist, die Rabatte bietet und gleichzeitig dem jeweiligen Händler ermöglicht, Daten über den Käufer zu sammeln, werden mancherorts gleich ganze Kreditkarten an den Kunden gebracht.

Viele On- und Offline-Shopper haben aber nicht nur jede Menge Kundenkarten im Geldbörserl, sondern auch die eine oder andere Kredit- und Bankomatkarte. Wer für alle Fälle gerüstet sein möchte, fühlt sich dann meist gezwungen, die Ansammlung von Plastik mitzuschleppen. Abhilfe schaffen hier das Smartphone ausgestattet mit den richtigen Apps. Stocard und mobile-pocket sind die zwei bekanntesten Beispiele, wenn es um die Verwaltung der virtuellen Geldbörse geht. Zahlungsmittel abseits von BlueCode werden hier aber nicht unterstützt. Genau das will Cards ermöglichen. Wie sich im Test herausstellen wird: Ein Versprechen, dass nicht nur eine Hürde zu überwinden hat.

Die App

In Sachen Marketing haben die Entwickler sich mit dem Namen keine Gefallen getan. Sucht man nach dem Wort Cards, findet man so ziemlich alles bis auf die eigentliche App.Hat man sie schließlich gefunden, fallen im Playstore die vielen Bewertungen und Erfolgsmeldungen auf. Die Kommentare waren dabei so positiv, dass meine Neugier geweckt wurde.

Was beim Download der jeweiligen Version für Android und iOS sofort auffällt, ist das Aktualisierungsdatum. Während die Android-Variante in regelmäßigen Abständen Updates erhält, ist die iOS-Version seit satten neun Monaten unverändert. Ein Umstand, der zumindest stutzig macht. Nach dem Start der App werde ich erstmal von einem kleinen Überblick begrüßt, der die Funktionen der Anwendung kurz erklärt. Außerdem muss ich mich registrieren.

Account-Pflicht

Ob ich will oder nicht, ohne Account bei Cards kann die App nicht genutzt werden. Bei der Kontoerstellung verlangt die Anwendung für ihre eigentlich recht einfachen Funktionen relativ viele Informationen. Neben vollem Vor- und Zunamen soll ich unter anderem Geburtsdatum und Geschlecht bekanntgeben. Erst danach erscheint die eigentliche Oberfläche. Unterteilt in die vier Reiter „Inbox“, „Search“, „Cards“ und „Settings“, kommt die Anwendung mit einem recht einfachen aber modernen Design daher. In der Inbox sammeln sich sämtliche Angebote, die passend zu den jeweiligen Kundenkarten gesammelt werden können.

Das eigentlich interessante Feature ist aber das Einspeisen der Karten selbst. Via Suchfunktion kann dabei die Datenbank von Cards nach sämtlichen Unternehmen, Anbietern und Organisationen durchsucht werden. Was dabei sofort auffällt: viele Einträge stammen von der Community und nicht von den Entwicklern selbst. Sucht man beispielsweise nach Billa, werden mindestens zwei Dutzend unterschiedliche Einträge angezeigt, die sich zum Großteil allesamt auf den Supermarkt in Österreich beziehen.

Wähle ich einen der Beiträge aus, kann dieser via „Add Card“ zur virtuellen Geldbörse hinzugefügt werden. Einspeisen muss ich meine eigene Karte aber selbstverständlich selbst. Dies gelingt durch Tippen auf den jeweiligen Eintrag und der Option „Pair Card“. Via Strichcode, Nummer oder NFC kann die entsprechende Karte dann digitalisiert werden. Virtuelle Karten von Billa oder Merkur, die seit längerem auf ein spezielles Verifizierungsverfahren setzten, können aber beispielsweise nicht vollumfänglich genutzt werden.

NFC: iOS bleibt auf der Strecke

Das Stichwort NFC bringt uns dabei auch gleich zum interessantesten Aspekt der App. Denn sowohl in der Playstore-Beschreibung als auch in der App selbst finden sich massig Verweise auf die Möglichkeit, mit Cards die eigenen Kredit- und Bankomatkarten zu kopieren und dann das Smartphone an der Kassa zu nutzen. Ein Versprechen, das in der Theorie wundervoll klingt, in der Praxis aber zu schön ist, um wahr zu sein. Die iOS-Version scheitert hier schon am ersten Schritt. Da Apple das eigene NFC-Modul nur sehr beschränkt freigibt und für Zahlungsanbieter aufgrund der hauseigenen Lösung Apple Pay gar nicht bereitstellt, kann ein iPhone keine Karten via NFC kopieren.

Androiden sind in den meisten Fällen aber sehr wohl mit einem NFC-Modul ausgestattet und können dank der „Offenheit“ von Googles Betriebssystem auch frei über die Schnittstelle kommunizieren. Also habe ich erstmal eine NFC-fähige Kreditkarte rangeschafft und das Pairing gestartet. Der Vorgang selbst geht dabei überraschend sauber vonstatten. Im Pairing-Menü angekommen, wähle ich die NFC-Option und halte die Karte an die Rückseite des Smartphones. Nach einem kurzen Piepton hat Cards die Karte bereits gespeichert und zeigt sogar vier Stellen der Kreditkartennummer an. Bewaffnet mit dem Smartphone wurde die App dann direkt beim nächsten Einkauf ausprobiert.

Ergebnis: ernüchternd! Nachdem ich an der Kassa den Bezahlvorgang gestartet habe, halte ich mein Smartphone mit ausgewählter Karte an den Bezahlterminal. Statt jetzt die Transaktion durchzuführen erscheint aber die Fehlermeldung „andere Karte nutzen oder Karte stecken“ auf dem Display. Trotz dem Vorwissen, dass wohl die Verschlüsselung der Kreditkarten dem Vorhaben im Weg stehen wird, setzte ich den Test dennoch an anderen Terminals in unterschiedlichen Läden fort. Das Ergebnis war aber gleichbleibend negativ.

Datenschutz

Trotz Enttäuschung in Sachen Bezahlfunktion kann die App aber sehr wohl für andere Karten genutzt werden. Neben den Kundenkarten, die sich einwandfrei im Supermarkt nutzen ließen, kann grundsätzlich jede Karte, die auf NFC bzw. RFID setzt, kopiert werden. Sofern die Karte sowie das zugehörige System (beispielsweise das Zugangssystem eines Büros) fahrlässiger Weise auf Verschlüsselung verzichtet, kann das Smartphone die Karte kopieren und dann auch eins zu eins ersetzten. Beachten sollte man dabei aber nicht nur die Verschlüsselung der Karten, sondern auch wo die Kopien landen. Die App setzt nämlich ausnahmslos auf die Cloud.

Sämtliche Karten, ob nun via Barcode oder NFC eingespeist, werden permanent auf den Servern des Anbieters gespeichert. Obwohl auf der Webseite von ordentlicher Verschlüsselung gesprochen wird, ist aber nicht ganz klar, wie und wo genau die Daten laden. Interessanterweise findet sich nämlich nicht einmal ein expliziter Eintrag wer oder was hinter der Anwendung steckt. Während die Seite in Israel gehostet wird, stammt die App selbst wohl aus den USA. Aufgrund der mauen Informationslage aber allesamt nicht sonderlich vertrauenserweckend.

Fazit

Cards verspricht viel und liefert nur wenig. Während einfache Kundenkarten via Barcode und Nummer erfolgreich genutzt werden können, scheiterte die Bezahlfunktion komplett. Aufgrund fehlender Schnittstellen auf iOS gar nicht verfügbar, enttäuschten die NFC-Kopien auch auf Android. Zu mehr als einer Alternative zu Stocard und mobile-pocket reicht es deshalb nicht. In Sachen Bezahlung muss wohl auf einen baldigen Start von Google Pay und Apple Pay in Österreich gehofft werden.

Cards ist kostenlos für iOS und Android erhältlich.
 

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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