Gratis-Parken und Goodies sollen Fahrgemeinschaften attraktiv machen
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In einem Pkw sind in Österreich im Schnitt 1,2 Personen unterwegs. Bei meist 4 vorhandenen Sitzplätzen ist dies ein relativ geringer Besetzungsgrad. Die gleiche Menge an Personen könnte mit weniger Autos und weniger CO2-Emissionen transportiert werden. Fahrgemeinschaften sind also eine klimafreundliche Sache, weshalb es immer größere Bemühungen gibt, sie zu fördern.
Fahrgemeinschaften mehr bieten
In Niederösterreich wurde das Projekt Nahallo gestartet. Menschen sollen sich dabei mit einer App vernetzen und Fahrgemeinschaften bilden. Sowohl Fahrer*innen als auch Mitfahrer*innen werden für Fahrten mit Punkten belohnt, die sie bei vielen Partnerunternehmen als Einkaufsgutscheine verwenden können. Wenn sie multimodal unterwegs sind, also das Auto als Zubringer zu einem Bahnhof verwenden, dann ist in der Park&Ride-Garage ein kostenloser Platz für sie reserviert - und zwar ein guter, direkt bei der Einfahrt. Sollte die Fahrt aus irgendwelchen Gründen zeitnah abgesagt werden, kann man sich kostenlos über Nahallo von einem Taxi abholen lassen.
Dieses Rezept für mehr Fahrgemeinschaften scheint relativ vielversprechend zu sein. "Pendler*innen einfach nur zu sagen 'Fahrt's gemeinsam!' lockt niemanden hinter dem Ofen hervor. Wir müssen ihnen mehr bieten", sagt Projektleiter Christian Steger-Vonmetz vom Verkehrsverbund Ostregion. Der VOR hat Nahallo gemeinsam mit ÖBB, ASFINAG und Ummadum initiiert.
Vernetzung per App
Die Ummadum-App, die 2021 mit dem futurezone Award ausgezeichnet wurde, dient als Schnittstelle zu den Nutzer*innen. "Fahrgemeinschaften bzw. Ridesharing mit einem Punktesystem zur Belohnung haben wir bereits bisher angeboten. Nahallo ist eine Gelegenheit für uns, unsere Anwendungsfälle zu erweitern", sagt Egon Prünster, Technik-Chef des Tiroler Unternehmens Ummadum.
Wer sich in der App für die Community Nahallo anmeldet, erhält kostenlos ein Mobilitätsbudget von monatlich 5000 Punkten, die man für Mitfahrgelegenheiten ausgeben kann. Jeder Kilometer "kostet" 10 Punkte. 8 davon erhält die Person, die das Auto zur Verfügung stellt und lenkt, als Belohnungspunkte. 2 Belohnungspunkte pro Kilometer erhält aber auch die mitfahrende Person. Somit profitieren alle von der Fahrgemeinschaft. Die Belohnungspunkte können bei Partnern wie Interspar, OMV, Anker, Hervis und anderen Unternehmen eingelöst werden.
Reservierte Parkplätze beim Bahnhof
Die ÖBB Infrastruktur brachte ihrerseits ein bereits existierendes, gemeinsam mit dem Land Niederösterreich entwickeltes System in das Projekt ein. In den Park&Ride-Parkhäusern wird mittels Displays angezeigt, dass Parkplätze für eine Mitfahrgelegenheit reserviert sind. Kameras stellen sicher, dass sich nur jene Fahrzeuge auf gekennzeichnete Parkplätze stellen, die dafür eine Reservierung haben. Dieses System wurde bei den Bahnhöfen Korneuburg und (seit November) Wiener Neustadt installiert. "In jedem Parkhaus sind nun jeweils 5 Nahallo-Parkplätze vorhanden", erzählt Björn Budde von ÖBB Infrastruktur. Sie werden an die Nahallo-Nutzer*innen im "First come - first serve"-Prinzip vergeben. "Ist die Auslastung gut, ist es aber denkbar, die Parkplätze zu erweitern."
Für die ÖBB Infrastruktur passt das Projekt laut Budde "gut in die Zeit rein": "Wir haben Klimawandel, hohe Energiepreise, allgemeine Teuerung, Bodenversiegelung durch Parkplätze, wo die meisten alleine hinfahren. Fahrgemeinschaften machen für Nutzer*innen und die ganze Gesellschaft viel Sinn."
Angebot soll erweitert werden
Bisher sind schon 400 Personen aktiv dabei, das Angebot in Korneuburg und Wiener Neustadt zu nutzen, erzählt Projektleiter Steger-Vonmetz. "Pro Woche gibt es derzeit 130 Fahrgemeinschafts-Angebote. Jede Woche werden es mehr." Zu dem Fall, dass eine Fahrgemeinschaft ausfällt und Taxis bestellt werden, sei es bisher noch gar nicht gekommen. Für den Fall der Fälle stehen aber die Partner Taxi 330 (Wiener Neustadt) und ISTmobil (Korneuburg) bereit.
Das Pilotprojekt Nahallo, das einen Teil des größeren, vom FFG geförderten Mobilitätsprojektsprojekts Domino bildet, wird offiziell im April 2023 abgeschlossen. Der VOR will das Angebot aber auch danach weiterführen. "Einige Gemeinden und Regionen haben großes Interesse daran", meint Steger-Vonmetz. "Mit dem Land Niederösterreich diskutieren wir derzeit, wie wir zusätzliche Interessenten einladen könnten."
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