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Test

Slow Shutter Cam: Langzeitbelichtung mit dem Smartphone

Langgezogene rote Spuren vom Verkehr, faszinierende Streifen von Sternen, oder einfach nur Wisch-Effekte. Fotografie mit Langzeitbelichtung kann zu beeindruckenden Bildern führen. Gerade in der Dunkelheit bzw. bei Nacht entstehen dabei oft farbintensive Kunstwerke.

Die App „Slow Shutter Cam“ ist lediglich für iOS verfügbar. Die 1,99€ teure Anwendung ist nur knapp drei Megabyte groß und somit schnell auf das eigene Gerät geladen. Erstmalig gestartet wird man quasi vor vollendete Tatsachen gestellt. Bis auf die Abfrage der Zugriffsrechte für die Kamera gibt es nämlich anfangs kein großartiges „Entgegenkommen“ der App in Form eines Tutorials oder einer kleinen Erklärung zum Einstieg.

Um die erste Aufnahme zu machen, ist aber auch nichts weiter notwendig, als einfach auf den Auslöser zu drücken. So wie ich werden die meisten Nutzer aber nach dem ersten Versuch ziemlich enttäuscht sein. Smartphone auf die Straße gerichtet, auf den Zaubereffekt gewartet und rausgekommen ist: ein langweiliges Foto, welches auch noch mit einem Grauschleier verschmiert ist.

Die Kunst liegt im Menü

Wer vom Traumfoto auf den ersten Klick gehofft hat, wird ganz klar enttäuscht. Denn unter der Haube von Slow-Shutter Cam schlummert ein recht umfangreiches Menü mit zahlreichen Einstellungen, die erst erkundet werden wollen. Durch Tippen auf das Zahnrad gelangt man zu den wichtigsten Parametern. Die Anwendung bietet drei verschiedene Arten von Aufnahmen an, die sich je nach gewünschtem Effekt richten.

Standardmäßig eingestellt ist der Modus „Motion Blur“, was auch die eher mäßige Erstaufnahme erklärt. Um den passenden Effekt zu erzielen, lassen sich unter anderem die Stärke des Wisch- bzw. Schmiereffektes stufenweise justieren. Zusätzlich kann per Schieberegler auch noch das ISO-Setting reguliert werden, was zu helleren oder dunkleren Aufnahmen führt. Die wohl wichtigste Einstellung bei einer Langzeitbelichtung ist aber, wie der Name schon sagt, die Belichtungszeit. Die Auswahlmöglichkeit ist hier von 1/8 Sekunden bis theoretisch unendlich im „Bulb-Modus“ erfreulich umfangreich.

Leuchte mir den Weg!

Wer ein Faible für Sternspuren und rote Lichtstreifen vom vorbeiziehenden Verkehr hat, wird im Light-Trail-Modus sein Glück finden. Neben den bereits zuvor erwähnten Settings für Shutter-Dauer und ISO lässt sich hier auch die Licht-Sensitivität ändern. Je nach gewählter Einstellung werden Lichtpunkte dann nur marginal erfasst oder als satte Lichtspuren dargestellt.

Die mit der App erzielten Ergebnisse müssen sich dabei keineswegs verstecken. In der Vogelperspektive auf einer vielbefahrenen Straße lassen sich erstaunlich schöne Effekte erzielen. Wer das Glück hat, einen klaren Sternenhimmel vorzufinden, soll den Fotos anderer Nutzer nach zu urteilen auch eindrucksvolle Sternenbilder mit Slow-Shutter Cam erfassen können.

Vor allem bei Light-Trail-Aufnahmen ist aber eine Sache auf jeden Fall Pflicht: Ein Stativ. Zwar lassen sich mit einer einigermaßen ruhigen Hand gute Effekte erzielen, nur mit einem Stativ können aber wirklich stabile Aufnahmen ohne störendes Verschwimmen eingefangen werden.

Zu guter Letzt bietet Slow Shutter Cam noch den die Option „Low Light“. Diese soll vor allem in besonders dunkler Umgebung so viel Licht wie möglich einfangen. Die Funktion ermöglicht gerade in für die integrierte Kamera-App zu dunklen Umgebungen das Erfassen von gut belichteten und zusätzlich farbenfrohen Bildern. Im Test konnten dabei Motiv, die mit der mitgelieferten App kaum noch zu erkennen waren, auf ein erkennbar besseres Niveau belichtet werden.

HD-Aufnahmen aber kein RAW

Neben den drei Hauptfunktionen und den dazugehörige Einstellungen bietet Slow Shutter Cam aber noch eine Reihe zusätzlicher Optionen, die bei der Aufnahme des perfekten Fotos helfen sollen. So sind unter anderem ein Selbstauslöser und das sogenannte Intervalometer integriert, dass automatische Pausen zwischen den Aufnahmen macht.

Interessant ist auch, dass sich innerhalb der App die Auflösung verändern lässt. Hier stehen VGA mit 30 Bildern/Sekunde sowie HD720 und HD1080 mit je 60 Bildern/Sekunde zur Auswahl. Die Auswahlmöglichkeiten sind auch deshalb interessant, weil sie erklären, wie Slow Shutter Cam trotz teilweise beschnittener Kamera-API von Apple Langzeitaufnahmen ermöglicht. Die Anwendung nutzt dazu einfach die Videofunktion und „bastelt“ die gewonnen Videos dann zu ansehnlichen Fotos zusammen.

Zusätzlich zur Auflösung stehen beim Seitenverhältnis noch 1:1, 4:3 und 16:9 zur Wahl. Auch beim Format kann zwischen JPG, PNG und TIFF gewählt werden. Aufgrund der Herangehensweise in der Erstellung der Fotos sind RAW-Aufnahmen mit Slow Shutter Cam aber leider nicht möglich.

Fazit

Slow Shutter Cam mag sich zwar einem Trick zur Langzeitbelichtung bedienen, ermöglicht aber trotz aller Widrigkeiten zum Start passable Aufnahmen. Die zahlreichen Einstellmöglichkeiten und das einfache Design überzeugen im Test.

Schade ist aber, dass kein Tutorial angeboten wird und die Erklärungen sich stark in Grenzen halten. Hat man sich aber erstmal mit den Optionen innerhalb der App zurechtgefunden, eignet sich die Anwendung gut für die ein oder andere Hobbyaufnahme.

Slow Shutter Cam ist für 1,99€ im Appstore verfügbar. Für Android bieten sich unter anderem Camera VF-5 und Long Exposure Camera 2 für Langzeitbelichtung an.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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