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Welche Alternativen zu Google Maps gibt es?

Nach 15 Jahren Google Maps scheint die Karten-App des Tech-Giganten alternativlos zu sein. Navigation, Ausflug- und Restauranttipps oder den nächsten Bankomaten finden ist mit Google Maps möglich. Mit diesem Monopol kommt auch Kritik und die dreht sich vor allem um Datenschutz.

Zwar kann man viele Einstellungen wie die Standortdienste und das Speichern von wichtigen Orten wie der Wohnadresse oder dem Arbeitsplatz deaktivieren. Die Kommunikation zwischen Smartphone und WLAN-Hotspots oder Mobilfunkmasten zeigt allerdings trotzdem, wo sich das Gerät (und vermutlich sein Besitzer) wie lange aufhält. Daraus lässt sich schließen, wo man wohnt oder arbeitet. Hat man dann noch zahlreiche weitere Google-Dienste installiert, kann im Hintergrund schnell ein Profil erstellt werden, auch wenn man das nicht möchte.

Solche Privatsphäre-Bedenken sind ein Grund, auch andere Systeme und Apps zu testen. Google Maps ist inzwischen zwar zu einem Synonym für Karte und Navigation geworden. Trotzdem sind die Alternativen nicht zu unterschätzen, wenn man sie richtig nutzt. 

OpenStreetMaps ist besonders aktuell und hat eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten

OpenStreetMap

Wie der Name bereits andeutet, ist OpenStreetMap ein offenes Kartensystem mit freier Lizenz, das vor allem von seiner Weiterentwicklung durch die Community lebt. Die Daten stehen jedem kostenlos zur Verfügung und können für eigene Software verwendet werden. Die Community ist selbst dafür verantwortlich, die Daten in der eigenen Region aktuell zu halten. Dafür kann man auf der Website einen Account anlegen und zum "Mapper" werden. 

OpenStreetMap ist im Browser abrufbar, hat aber keine eigene App. Allerdings basieren viele Apps auf dem offenen System. In Browser lässt OSM eigentlich keine Wünsche offen. Verkehrswege für Fahrzeuge, Räder und Fußgänger lassen sich bequem filtern, Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten werden ebenso angezeigt wie Ärzte, Kirchen und Banken.

Die Navigation ist für Auto, Fußgänger und Fahrradfahrer verfügbar, die Routen können über die Open Source Routing Machine (OSRM) oder Graph Hopper bezogen werden. Die Navigation ist sehr genau, wenn sie von Mappern angelegt und aktuell gehalten wird. Ist das nicht der Fall, könnten etwa Hausnummern nicht exakt eingetragen sein, da die Mapper dafür tatsächlich auf der Straße prüfen müssten, wo diese sich befindet, anstatt sie aus Luftbildern zu beziehen. Öffentliche Verkehrsmittel sind nicht verfügbar.

Maps.Me basiert auf OpenStreetMap

Maps.me

Die ursprünglich in der Schweiz entwickelte App Maps.me nutzt das Kartenmaterial von OpenStreetMaps und wurde 2014 von der russischen Firma Mail.ru übernommen. Seither ist die Navigations-App für iOS und Android kostenfrei. Auch Maps.me braucht Zugriff auf die GPS-Daten, ein Benutzerkonto muss man aber nicht anlegen. Die Daten sind vor allem in Städten sehr genau und aktuell, in ländlichen Gegenden können Informationen über Hausnummern oder Lokalitäten wie Restaurants lückenhaft sein - je nachdem wie aktiv die Community in dieser Gegend um Vollständigkeit bemüht ist.

Die Routenführung wird wie bei OSM für Fahrzeuge, Fußgänger, Radfahrer und öffentliche Verkehrsmittel angeboten. Die Berechnung der Routen dauert dabei überraschend lange und funktioniert nur gut, wenn man die Offline-Karte herunterlädt. Die Qualität der Route ist allerdings top. Möchte man nur schnell etwas in einem anderen Bundesland überprüfen, müssen immer zunächst die Daten heruntergeladen werden. Das schränkt die spontane Nutzung deutlich ein. Für Österreich werden so 370 MB fällig, für Deutschland sind es aber schon 3 GB. 

Ein zusätzliches Feature ist die Reiseführer-Integration, die teils kostenpflichtig, teils gratis, Stadtführungen, Wanderwege oder Radtouren für bestimmte Regionen anbietet.

Apple Maps wurde völlig neu überarbeitet

Apple Maps

Lange Zeit hinkte Apple Maps hinter Google her. Mit der neuesten Version sollen nicht nur die Kartendaten mit 3D-Ansichten und Indoor-Plänen, beispielsweise von Flughäfen, auf den neuesten Stand gebracht werden, man hat sich auch der Datenschutz-Bedenken angenommen. So sollen die gesammelten Standortdaten nach 24 Stunden vom Server gelöscht werden und der Service soll ohne Anmeldung oder verknüpfte Apple-ID funktionieren.

Die Karte ist übersichtlich gestaltet, trotzdem finden sich alle wichtigen Orte wie Post, Bank und Bäcker wie gewohnt. Die Navigation wird für Autos, Fußgänger und öffentlichen Nahverkehr angeboten - sofern dieser integriert ist. In Wien gibt es keine Daten, in Berlin werden sogar Zug-Verspätungen angezeigt. Großes Manko ist bei Apple Maps aber das Fehlen von Radwegen. Hier haben andere Anbieter deutlich die Nase vorn. Android-Nutzer haben keine Möglichkeit, auf die Apple-eigene Karte zuzugreifen.

Sygic wird mit seinen Bezahl-Funktionen erst richtig interessant

Sygic GPS Navigation 

Mit 200 Millionen Nutzern ist Sygic eine der wichtigsten Firmen, wenn es um Navigation geht. Die Karten basieren auf TomTom, die vor allem als Hersteller von Navigations-Hardware bekannt sind. Anders als Google, Apple und Co. fordert Sygic den Download der Karten, die dann offline genutzt werden können. Die App ist  für AndroidiOS und Windows verfügbar. Die Navigation ist hauptsächlich auf Autos ausgelegt, allerdings werden auch Fußwege angeboten. Man wird regelmäßig aufgefordert, einen Account anzulegen und muss den GPS-Zugriff erlauben.

Der Service ist zunächst kostenlos, für den vollen Umfang muss allerdings auf ein Premium-Modell gewechselt werden. Das kostet zwischen 10,99 für Europa und 99,99 Euro für die ganze Welt. Sygic wird allerdings häufig günstiger angeboten. Weitere Zusatzfunktionen wie Cockpit, das in Echtzeit die Fahrzeugleistung anzeigt, oder das Head-Up-Display, mit dem sich die Navigation auf der Windschutzscheibe spiegeln lässt, können extra dazugekauft werden. Sie kosten 9,99 Euro.

Das große Standbein des slowenischen Unternehmens ist die GPS-Navigation. Die Kartenqualität überzeugt, die Suche nach Restaurants oder Sehenswürdigkeiten in der Umgebung funktioniert weniger gut. Hier springt die Karte häufig vom eigenen Standort zu einem deutlich entfernten Platz. Nutzt man die Bezahloptionen für die Navigation, kann man in Echtzeit Tankstellenpreise vergleichen und den Verkehrslagendienst aktivieren. Wer bereit ist, für eine Navigations-App mehr Geld in die Hand zu nehmen und Wert auf individuelle Anzeigen legt, ist mit Sygic gut bedient - ein universelles Kartenangebot für alle Fälle bekommt man hier allerdings nicht.

Here WeGo kann durch seine Vielfalt punkten

Here WeGo

Die einst von Nokia veröffentlichte App Here WeGo hat sich inzwischen zu einem beliebten Allround-Talent entwickelt. Die kostenlose App ist im Browser und für Android und iOS verfügbar. Ihr Kartenmaterial sammelt und erstellt das Unternehmen selbst. Die App verlangt Zugriff auf die GPS-Daten des Smartphones. Einen Account muss man nur dann anlegen, wenn man bestimmte Orte speichern möchte. Alle Karten können auch heruntergeladen werden.

Die Karte ist überschaubar und aufgeräumt, dementsprechend fehlen auf den ersten Blick viele Inhalte wie Supermärkte oder Banken. Diese muss man erst suchen, bevor sie auf der Karte angezeigt werden. Besonders punkten kann Here WeGo aber bei der Navigation. Hat man Start- und Endpunkt ausgewählt, kann man zwischen den Strecken mit Auto, öffentlichen Verkehrsmitteln, Carsharing, Taxi, mit dem Fahrrad oder zu Fuß wechseln. Gerade in Wien, wo die Öffi-Daten häufig fehlen, ist das ein großer Pluspunkt. Die Qualität der Inhalte ist sehr gut, lediglich CarSharing wird nicht überall angezeigt.

Nutzer können in Waze aktuelle Ereignisse melden.

Waze

Eine weitere Alternative zu Google Maps gehört mittlerweile selbst zu Google. Waze wurde 2013 von Google übernommen und ist ebenfalls kostenlos. Das Kartenmaterial wird von Waze-Mitgliedern weltweit aktuell gehalten. Nach der Übernahme durch Google wurde Waze nicht in Google Maps integriert, liefert aber Daten über die Verkehrslage an Google. Anders als bei OSM funktioniert Waze allerdings nur, wenn man seinen Standort teilt. Wer der App erlaubt, auch dann Daten zu sammeln, wenn man gar nicht selbst fährt, hilft dabei, Informationen über die aktuelle Verkehrslage zu liefern. 

Die App ist für iOS und Android verfügbar und wurde vor allem für eine flüssige Navigation entwickelt. So kann ausgewählt werden, mit welchem Fahrzeug (Privatauto, Taxi oder Motorrad) man unterwegs ist, welchen Treibstoff dieses braucht und ob eine gültige Umweltplakette oder eine Vingnette vorhanden ist. Während der Fahrt werden Verkehrsregeln wie die Höchstgeschwindigkeit angezeigt und auf Fehlverhalten hingewiesen.

Man muss sich nicht registrieren, um die App zu nutzen, aber dann kann man auch nicht alle Funktionen nutzen. Ist man eingeloggt, kann man aktuelle Ereignisse, wie Stau durch einen Unfall, eine Straßensperre oder einen Blitzer markieren und sofort mit allen Nutzern teilen - auch über Sprachsteuerung. Wer sein Konto mit Musikplayern wie Spotify verknüpft, kann seine Musik über die Navigations-App ablaufen lassen. Waze ist damit zwar eine gute Alternative auf der Straße - in Sachen Datenschutz macht man hier aber keinen großen Sprung.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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