Wie Österreich vor einem Raketenangriff warnen würde
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Am Morgen des 13. Jänner erhielten große Teile der Bevölkerung von Hawaii eine wahre Horror-Nachricht per SMS: „Angriff mit ballistischen Raketen auf Hawaii. Suchen Sie sofort Schutz. Das ist keine Übung.“ Einheimische und Touristen flüchteten in Panik in Keller oder gingen unter Matratzen in Deckung. 38 Minuten später folgte die Entwarnung durch die hawaiianische Katastrophenschutzbehörde HEMA.
Wie sich jetzt herausstellte, hatte der Mitarbeiter den Alarm ausgelöst, weil er ein Testszenario als tatsächlichen Angriff fehlinterpretierte. Die Angelegenheit schlug große Wellen. Berichte über den Vorfall, der hunderttausende Menschen kurzzeitig in Todesangst versetzte, verbreiteten sich in aller Welt. Mehrere US-Behörden gehen nun der Frage nach, wie es trotz eines modernen Kommunikationssystems zu einem falschen Alarm kommen konnte.
Wie wäre das bei uns?
Außerhalb der USA wiederum kam bei dem Einen oder Anderen möglicherweise die Frage auf, wie sie oder er selbst wohl im Ernstfall von einer drohenden Katastrophe erfahren würde. Die Horror-SMS in Hawaii haben all jene Menschen erhalten, die sich zuvor beim „Emergency Notification System“, dem Notfall-Benachrichtigungs-System der HEMA mit ihrer Telefonnummer registriert hatten. In Österreich gibt es ein ähnliches System. Es nennt sich KATWARN. Mit einer eigenen App erhält man dabei Warnungen verschiedener Behörden auf das eigene Smartphone. Alternativ kann man dieselben Warnungen auch per SMS oder E-Mail erhalten. Infos, wie man sich registriert, gibt es unter www.katwarn.at.
Wovor genau wird gewarnt? „Vor Extremwettergefahren, Naturkatastrophen oder polizeilichen Extremgefahren – ob das jetzt eine Großdemonstration ist, die den Verkehr lahmlegt, oder eines jener anderen Extremereignisse, die wir in Europa zuletzt erlebt haben“, sagt Robert Stocker, der Leiter der Abteilung „Krisen- und Katastrophenschutzmanagement“ im Innenministerium.
Behörden warnen direkt
KATWARN wurde ursprünglich in Deutschland entwickelt und 2017 für Österreich adaptiert. Das Innenministerium hat eine Lizenz für das System erworben und stellt es Behörden, Ministerien und Bundesländern zur Verfügung – der Katastrophenschutz in Österreich fällt nämlich großteils in die Kompetenz der Länder. „Eine Behörde, die KATWARN nutzt, kann eigenverantwortlich Informationen und Warnungen damit versenden“, erklärt Stocker. Erkennt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) etwa ein herannahendes Unwetter, kann sie selbst auf KATWARN zugreifen und diese Information verbreiten.
Breites Funktionsspektrum
Neben dem Versand von Meldungen per App, SMS und E-Mail kann KATWARN aber noch mehr. Das System besitzt Schnittstellen zur Sirenensteuerung, zu digitalen Anzeigen öffentlicher Verkehrsbetreiber und zu elektronischen Werbetafeln. Das System kann theoretisch auch Textlaufbänder im Fernsehen anzeigen und Durchsagen im Radio verbreiten.
„In den 80er-Jahren wurde eine Vereinbarung zwischen Bund und Ländern getroffen, dass möglichst hundert Prozent der Bevölkerung mit Warnungen versorgt werden sollten. Damals war der Stand der Technik die Sirene“, meint Stocker. „Heute dagegen können wir nicht mehr nur auf ein Medium setzen. Menschen in einer modernen Gesellschaft informieren sich auf allen möglichen Wegen. Als fürsorglicher Staat sind wir gefordert, alle Kommunikationsmöglichkeiten zu bedienen.“
In Zukunft sei etwa auch geplant, Warnungen schnell über soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter zu verbreiten. „Bis dahin müssen wir aber noch Vorbereitungen treffen.“ Auf allen politischen Ebenen werde ein Ausbau der Kommunikationswege für die Krisenkommunikation befürwortet, schildert Stocker. Bund und Länder arbeiten intensiv an der Umsetzung.
Raketenangriff
Doch was würde nun passieren, wenn eine ballistische Rakete Kurs auf Österreich nimmt? „Das ist ganz klar eine militärische Zuständigkeit“, meint Stocker. „Das schließt aber nicht aus, dass sich die Landesverteidigung der Unterstützung anderer Behörden bedient.“ Somit würden KATWARN-Nutzer wohl auch in Österreich im Ernstfall eine Meldung auf ihr Smartphone oder Handy erhalten.
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