Europäische Flüge werden etwas pünktlicher
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"39-Euro-Flüge und T-Shirts um drei Euro sind absurd"

Sechs Stunden statt 40 Stunden arbeiten? Die dramatisch klingende Schlussfolgerung einer britischen Studie, wie die globalen Klimaziele überhaupt noch erreicht werden können, sorgt für Diskussionen. Für Universitätsprofessorin Sigrid Stagl von der WU Wien sind derartige Überlegungen nicht neu. „Dass mehr Arbeitszeit zu mehr Einkommen und damit zu mehr Konsum und Ressourcenverbrauch und in letzter Konsequenz auch zu höheren Emissionen führt, ist unbestritten“, sagt Stagl.

Mehr Produktivität, aber wofür?

Angesichts der Klimakrise müsse man sich einmal mehr die Frage stellen, welchen Nutzen man aus den enormen Produktivitätszuwächsen seit den 1980er-Jahren ziehe. „Sollen wir als Gesellschaft davon profitieren, indem die Einkommen steigen oder die Arbeitszeit sinkt? Abgesehen von den besorgniserregenden Auswirkungen auf das Klima gibt es ja auch die soziale Komponente, etwa das immer mehr Leute unter der zunehmenden Arbeitsbelastung leiden oder sogar krank werden“, sagt Stagl.

Ungeachtet dessen, dass diese Problematik und Lösungsansätze wissenschaftlich gut dokumentiert seien, gehe es von Seiten der Politik derzeit sogar eher in Richtung einer Ausweitung der Arbeitszeit - Stichwort Flexibilisierung und 12-Stunden-Tag, wie etwa in Österreich. Als problematisch sei zudem, dass die durch die Technologisierung erzielten Produktivitätssteigerungen beim Großteil der Erwerbstätigen weder über Arbeitszeitverkürzungen noch über reale Einkommenszuwächse ankomme. Das sorge für viel Frustration.

Die Formel, dass weniger Arbeitszeit automatisch weniger Umweltbelastung bedeute, sei allerdings auch zu kurz gegriffen. „Wenn ich das verlängerte Wochenende dafür nutze, um nach Barcelona zu fliegen, ist das für das Klima natürlich kontraproduktiv. Wenn ich durch mehr Freizeit allerdings erst die Möglichkeit bekomme, eine längere Anreise mit dem Zug auf mich nehmen zu können, oder zu Fuß zur Arbeit zu gehen, statt mit dem Auto zu fahren, sieht das Ganze schon wieder anders aus.“

Systemwandel gefordert

Der Ökonomin zufolge reicht es allerdings nicht, die Verantwortung auf das Individuum abzuwälzen. Die Politik müsse die strukturellen Voraussetzungen für nachhaltigeres Wirtschaften schaffen. „Schweden hat seit vielen Jahren eine Kohlenstoffsteuer, die dem Land wirtschaftlich zumindest nicht geschadet hat. Das würde anderswo auch funktionieren“, ist Stagl überzeugt. Außerdem würden sich Indizien mehren, dass das ökonomische Modell der Weltwirtschaft an seine Grenzen stoße.

"39-Euro-Flüge und T-Shirts um drei Euro sind absurd. Der Preis spiegelt die wahren Kosten für die Produktion in keinster Weise wider. Diese müssen von anderen Menschen in armen Ländern sowie von künftigen Generationen getragen werden.“ Hier nur an das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen zu appellieren, sei ein Aspekt - "natürlich weiß jeder, dass ein T-Shirt um drei Euro nicht nachhaltig sein kann". Das löse das darunterliegende systemische Problem aber nicht. 

Jugend als Zukunftshoffnung

Einen grundlegenden Systemwandel könnten nun aber ausgerechnet die anstoßen, mit deren Zukunft mutwillig gespielt wird. Bewegungen wie „Fridays for Future“ würden zeigen, dass das Bewusstsein für nachhaltigeres Wirtschaften mittlerweile viel stärker ausgeprägt sei. „Die jungen Leute wissen, dass sie jetzt schnell handeln müssen,  weil es die früheren Generation verbockt haben. Vom zaghaften Weiterwurschteln wie bisher haben sie die Nase voll“, sagt Stagl im futurezone-Interview.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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