Faulenzen als Klimaschutz

Faulenzen als Klimaschutz

© APA/dpa/Roland Holschneider

Science

Sechs- statt 40-Stunden-Woche: Kürzer arbeiten kann Klima retten

Wenn wir die Erde vor einer verheerenden Klimaerwärmung bewahren wollen, dürften wir maximal sechs bis zehn Stunden pro Woche arbeiten. Zu diesem verblüffenden Schluss kommt eine britische Studie (PDF), die vor kurzem veröffentlicht wurde. Studienautor Philipp Frey vom Thinktank Autonomy hat auf Basis von Wirtschaftsdaten, aber auch Emissionswerten, die über die Vereinten Nationen und die OECD kommuniziert wurden, diese Berechnung angestellt.

Sechs statt 40 Stunden

Werden keine Gegenmaßnahmen eingeleitet, um energieeffizienter und emissionsärmer produzieren bzw. arbeiten zu können, müsste in den OECD-Ländern, zu denen auch Österreich und Deutschland zählen, die Arbeitszeit von knapp 40 auf maximal sechs Stunden reduziert werden. Die Annahme fußt auf einem ökologischen Fußabdruck von 1610 Kilogramm CO2 pro Kopf und Jahr als Richtwert. Mit diesem Wert glauben Forscher, die Klimaerwärmung auf maximal zwei Grad eindämmen zu können.

Selbst Schweden, das eine weniger produktionsintensive Wirtschaft vorweist und in den vergangenen Jahren bereits diverse ökologische Maßnahmen ergriffen hat, dürfte maximal eine Elf-Stunden-Woche haben, damit das globale Klimaziel überhaupt noch erreicht werden kann. Der Autor zitiert dabei auch wissenschaftliche Modelle, wonach ein Prozent weniger Arbeitszeit den CO2-Ausstoß um 0,42 bis 0,8 Prozent verringere.

Beim ökologischen Fußabdruck könnte ein Prozent weniger Arbeitszeit sogar eine Verbesserung von 1,46 Prozent bedeuten, da hierbei auch das nachhaltigere Konsumverhalten der Bevölkerung berücksichtigt werde. Dem Autor zufolge zeigen die Berechnungen vor allem eines: das für die Rettung der Klimaziele enorme Anstrengungen notwendig sind, um den Ressourcenverbrauch einzudämmen und Emissionen zu verhindern.

Mehr Freizeit kein Luxus, sondern notwendig

Eine enorme Ausweitung der Freizeit sei angesichts der nachhaltigen Nutzung unserer Ressourcen weniger Luxus, als vielmehr eine Notwendigkeit, folgert Frey. Dass die Arbeitszeitverkürzung allein die Klimakrise nicht lösen könne, liegt für den Studienautor auf der Hand. Vielmehr müsse man Jobs in nachhaltigere Sektoren verschieben - etwa von der produzierenden Industrie und fossiler Energiegewinnung hin zu Dienstleistungen und grünen Jobs wie etwa Wiederaufforstung von Wäldern und ähnlichem.

Wenn man berücksichtige, dass in Hinblick auf eine gerechtere Verteilung der Arbeit die stark reduzierten Gesamtarbeitsstunden auch auf derzeit Arbeitslose Personen verteilt werden sollte, komme man nicht einmal mit den ohnehin bereits utopischen Wochenarbeitszeiten von sechs bis zehn Stunden aus, um das Zwei-Grad-Klimaziel zu erreichen.

Auch wenn viele der suggerierten Änderungen nicht über Nacht vorgenommen werden können, müsse man sich im Klaren sein, dass der derzeitige Weg von ständigen Produktionssteigerungen völlig unrealistisch sei, wenn man das Klimadesaster noch irgendwie verhindern wolle, urteilt Frey. Er will die Studie und darin kommunizierten Erkenntnisse als dringenden Denkanstoß verstanden wissen, um ehrgeizigere Ziele hinsichtlich ökologischer Nachhaltigkeit und gesunder Arbeitszeit zu entwickeln.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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