
Das Sony XZ2 Compact von 2018 war bei Fans kleiner Smartphones sehr beliebt. Es misst 135 x 65 Millimeter, ist aber lange schon veraltet.
Gibt es wirklich keine kleinen Smartphones mehr?
Egal, ob in der Subreddit Smallphones, in Amazon-Bewertungen – „Ich suche nach einem Handy in der Groesse und den Eigenschaften: klein (<5Zoll)“ – oder im persönlichen Umfeld: überall gibt es Menschen, die sich nach einem handlichen Smartphone sehnen. Unter den aktuellen Handys der wichtigsten Hersteller gibt es keines mit einer Bildschirmdiagonale unter 6 Zoll. Das entspricht 15,2 Zentimetern, die derzeit als „kompakt“ gelten.
Doch warum sind kompakte Smartphones so selten geworden? Gibt es wirklich keine kleinen Smartphones mehr?
Vom 3,5-Zoll-iPhone zum 6,1-Zoll-„Kompaktmodell“
Das erste iPhone 2007 hatte eine Bildschirmdiagonale von 3,5 Zoll und ein Format von 115 × 61 Millimetern. Das erste iPhone SE von 2020 galt mit seiner 4-Zoll-Diagonale und 123,8 × 58,6 Millimetern als der Anfang vom Ende der kleinen Apple-Handys – von da an wurden sie immer nur größer, selbst als sie „mini“ im Namen trugen. iPhone 12 Mini und iPhone 13 waren für Apple außerdem ein ziemlicher Flop.

Steve Jobs bei der Vorstellung des allerersten iPhones 2007
© rts
Das neue 16e – das „Kompakte“ unter den Apple-Geräten – misst wie das iPhone 16 etwa 146,7 × 71,2 Millimeter bei einer Bildschirmdiagonale von 6,1 Zoll. Mit kleinen Hosentaschen in engen Jeans wird das schon schwierig und einhändig Tippen ist für Menschen mit kleinen Händen eine Herausforderung.
➤ Mehr lesen: iPhone 16e im Test: Apple hat keine Konkurrenz
Smartphone-Trend aus Asien
Das erste Samsung Galaxy Note sorgte 2011 wegen seines als riesig empfundenen 5,3-Zoll-Displays und Maßen von 146,85 × 82,95 Millimetern noch für Aufsehen. In den USA wurde es mit dem Slogan „Phone? Tablet? Feel Free, It’s Galaxy Note“ beworben.

Wir würden hier gerne ein Youtube Video zeigen. Leider haben Sie uns hierfür keine Zustimmung gegeben. Wenn Sie diesen anzeigen wollen, stimmen sie bitte Youtube zu.
2013 wurden erstmals mehr Smartphones als klassische Handys verkauft. Auf dem asiatischen Markt stiegen die Verkäufe im Vergleich zu 2012 um satte 74 Prozent, wie der Guardian damals meldete. Zu der Zeit zeichnete sich im asiatischen Raum langsam eine Tendenz zu großen Smartphones ab.
Noch 2015 kommentierte Android Authority die in den USA erschienenen 6-Zoll Modelle als „kolossal“ und hoffte auf zukünftige Geräte mit Displaydiagonalne unter 5 Zoll. Doch der Trend zu immer größeren Bildschirmen sollte sich schließlich auch im Westen durchsetzen. Handys wurden vom Kommunikationswerkzeug zum Entertainment- und Arbeitsgerät. Größere Displays sind zum Serien-Schauen oder für Video-Meetings einfach praktisch.
Mehr Platz für Akku, Kamera und Kühlung
In größeren Gehäusen ist logischerweise mehr Platz für die verschiedenen Komponenten. Vor allem Akku und Kamerasensoren profitieren stark vom größeren Format. Wer längere Batterielaufzeit und lichtstärkere Foto-Möglichkeiten haben will, ist mit einem größeren Smartphone tendenziell besser beraten.
➤ Mehr lesen: Smartphone oder echte Cam: Für wen lohnt sich eine Systemkamera?
Im Gegensatz zu Standcomputern und vielen Laptops haben Smartphones keine Lüfter, die die Abwärme ableiten. Die passive Kühlung braucht dennoch Platz für Kühlkörper und Luft, sonst überhitzt die CPU. Kleinere Smartphones sind aus diesem Grund auch meist leistungsschwächer als größere Modelle.
Entwicklungs- und Herstellungskosten zu hoch
Dazu kommen hohe Entwicklungs- und Herstellungskosten für kleine Smartphones. Das Innenleben eines Handys zu designen, ist sehr aufwendig. Das Investment dafür rentiert sich für einen Hersteller erst, wenn dieser erwartet, große Stückzahlen zu verkaufen.
➤ Mehr lesen: 12 kuriose Smartphone-Features, die grandios gefloppt sind
Das ist allerdings nicht der Fall und so zieht sich das gleiche Problem bis in die Produktion weiter: wegen geringer Mengen kommt der Skaleneffekt nicht zum Tragen. Einzelne Bauteile für kleine Smartphones sind teurer herzustellen als vergleichbare für größere Geräte. So kommt es, dass technisch schwächere Komponenten teils mehr kosten als die High-End-Versionen davon, was sich natürlich auch im Endpreis des Smartphones niederschlägt.
Handys unter 6 Zoll: Winziger Marktanteil in Österreich
Eine Nachfrage bei A1, der in seinen Shops Smartphones von Apple, Samsung und einer Handvoll weiterer Hersteller vertreibt, ergibt wenig Konkretes. Der Mobilfunkanbieter erhebt bei seinen Verkäufen keine Statistiken zur Größe der Geräte. Auf dem heimischem Markt hätten Smartphones mit einer Bildschirmdiagonale von weniger als 6 Zoll zuletzt nach verkauften Stückzahlen weniger als 5 Prozent ausgemacht.
Magenta hat mit dem Emporia SMART.5 mini – einem günstigen Einsteiger- bzw. Seniorengerät mit 4,95 Zoll Bildschirmdiagonale – nur noch ein einziges Smartphone im Sortiment, das tatsächlich als „kompakt“ durchgeht. Ein Unternehmenssprecher meint auf Anfrage dazu: „Die Nachfrage richtet sich meist nach den Herstellern. Kundinnen und Kunden wollen zum Beispiel ein Smartphone von Apple, Samsung oder Xiaomi, die Größe ist dann sekundär“.

Wir würden hier gerne ein Youtube Video zeigen. Leider haben Sie uns hierfür keine Zustimmung gegeben. Wenn Sie diesen anzeigen wollen, stimmen sie bitte Youtube zu.
Auch von Drei heißt es, dass Samsung und Apple dominieren – und die haben wie erwähnt beide keine aktuellen „Kompakt-Smartphones“ mehr im Sortiment. Elektronikhändler MediaMarkt gab auf Anfrage keine Auskunft zu Verkaufsstatistiken.
Ältere Modelle als Trostpflaster
Das Projekt Small Android Phone des Pebble-Gründers Eric Migicovsky lobbyierte für eine Neuentwicklung im Segment der kleinen Smartphones. Es konnte zwar 41.000 Unterstützerinnen gewinnen, das angedachte 5-Zoll-Handy Beep ging aber dennoch nie in Produktion.
➤ Mehr lesen: Kleines Smartphone Beep lässt noch auf sich warten

Beep: So hätte das kleine Android-Phone aussehen sollen
© Alex De Stasio
Eine Option für Fans kleiner Handys ist es, derzeit noch verfügbare, ältere Modelle zu nutzen. Darunter fällt zum Beispiel das ASUS ZenFone 10 mit einer Bildschirmdiagonale von 5,9 Zoll und Maßen von 14,6 × 6,8 Zentimetern. Es ist 2023 erschienen, damals mit Android 13. Zuletzt war zwar noch ein Update auf das aktuelle Android 15 möglich, das wird allerdings das letzte gewesen sein.
➤ Mehr lesen: Asus Zenfone 10: Das kleine Android-Phone im Test
Aus dem iOS-Universum bietet sich das iPhone SE (3. Generation) von 2022 an, das allerdings nicht mehr direkt bei Apple zu kaufen ist. Es hat eine Bildschirmdiagonale von 4,7 Zoll, das vorinstallierte iOS 15.3 lässt sich auf das aktuelle iOS 18.3 updaten.
Fazit
Es gibt wirklich keine kleinen Smartphones mehr – zumindest, wenn man sich ein Gerät mit zeitgemäßem Funktionsumfang und aktuellen Betriebssystem wünscht, das nicht schon am Ende seiner Lebenszeit steht. Geht es vorrangig darum, das Handy leicht verstauen zu können, könnte alternativ vielleicht ein Falt-Smartphone in Frage kommen.

Das Galaxy Z Flip 6 von Samsung misst zusammengeklappt 85,1 × 71,2 Millimeter
© Franziska Bechtold
Zusammengeklappt misst das Motorola Razr 50 zum Beispiel 73,99 × 88,08 Millimeter, das Galaxy Z Flip 6 von Samsung 85,1 × 71,2 Millimeter. In unserem Test von Sommer 2024 konnte es aber noch nicht vollständig überzeugen.
➤ Mehr lesen: Samsung vs Google vs Honor: 3 faltbare Handys im Vergleichstest
Frag die futurezone
In der Rubrik "Frag die futurezone" recherchieren und beantworten wir ausgewählte Fragen zu Tech-Themen für euch.
Stellen könnt ihr sie mit einer E-Mail an die Adresse redaktion@futurezone.at - Betreff: "Frag die futurezone", ihr könnt uns aber auch gern via Social Media (Facebook, Instagram, X, Bluesky) kontaktieren.
Kommentare