12 kuriose Smartphone-Features, die grandios gefloppt sind

12 kuriose Smartphone-Features, die grandios gefloppt sind (im Bild: Samsung Galaxy A80 aus dem Jahr 2019)

© Thomas Prenner

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12 kuriose Smartphone-Features, die grandios gefloppt sind

Wenn jemand behauptet, der Smartphone-Markt ist langweilig geworden, dann kann man schwer dagegenhalten. Seit einiger Zeit gibt es kaum mehr Experimente mit der Hardware und neuartige Funktionen sind zur Seltenheit geworden. 

Die wenigen Smartphone-Hersteller, die noch übrig geblieben sind, konzentrieren sich seit Jahren auf bewährte Konzepte. Formfaktor, Design, Features und Komponenten werden zwar immer weiter verfeinert und verbessert, bahnbrechenden Neuerungen vermisst man aber.

Eigenwillige Experimente

Ein Blick zurück in die vergangenen Jahre zeigt, mit welchen kuriosen Funktionen und eigenwilligen Geräten die Hersteller versucht haben, von sich reden zu machen. Viele der Ideen waren gut, am Ende konnte sich aber nichts davon durchsetzen.

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Die 12 Handy-Flops im Schnellüberblick

1. Gebogenes Handy, das sich selbst heilt

Es war im Jahr 2013, als LG ein Smartphone auf den Markt gebracht hat, das gebogen war und sich angeblich selbst heilen konnte. Mit dem Curved Display des LG G Flex versuchte der koreanische Hersteller den damaligen Trend von gebogenen Bildschirmen in die Handy-Welt zu übersetzen. 

2015 schickte LG noch einmal einen gebogenen Nachfolger ins Rennen. Obwohl auch das LG G Flex 2 ein besonderer Hingucker war, konnte es sich ebenso wenig durchsetzen. Im futurezone-Test hat sich damals gezeigt, dass einige Kratzer auf der Rückseite des Gerätes tatsächlich verschwunden sind – genauso wie beim LG G Flex.

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2. Das Handy, das man Quetschen musste

2017 glaubte HTC, dass es eine gute Idee sei, Funktionen aus dem Smartphone sprichwörtlich herauszuquetschen. Das HTC U11 hatte nämlich einen Aluminiumrahmen mit druckempfindlichen Punkten. Durch Quetschen des Rahmens konnten damit bestimmte Funktionen ausgeführt werden - etwa die Kamera-App starten oder den Kamera-Auslöser betätigen. 

Das HTC U11 war übrigens damals der Spitzenreiter bei der Kamera-Rangliste von DxOMark. Mit dem Nachfolgern HTC U11+ und U12+ schickte der taiwanesische Hersteller noch 2 weitere Quetsch-Phones ins Rennen, bevor die Technologie an den Nagel gehängt wurde.

Den futurezone-Test zum HTC U12+ haben wir damals getitelt mit "Ein Smartphone mit dem Potenzial zum Sargnagel". So war es dann auch. Nach dem U12+ kam tatsächlich leider nichts Nennenswertes mehr von HTC. Erst vor wenigen Tagen hat der taiwanesische Hersteller überraschend angekündigt, wieder regelmäßig preiswerte Mittelklasse-Phones auf den Markt bringen zu wollen. 

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3. iPhones mit 3D Touch

Einen ähnlichen Flop legte Apple mit seinem 3D Touch hin. Wie HTC experimentierte auch der iPhone-Hersteller mit verschiedenen Eingabemöglichkeiten, die sich am Ende aber nicht durchsetzen konnten. Mit dem iPhone 6S wurde 2015 das neue Feature eingeführt. 

3D deswegen, weil durch verschieden starken Druck auf das Display 3 unterschiedliche Funktionen ausgeführt werden konnten. "3D Touch wirkt noch nicht ganz fertig", hieß es damals im futurezone-Test zum iPhone 6S. 

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Bei den Nachfolgegeräten spielte die Funktion kaum mehr eine Rolle und sorgte beim Bedienen mitunter zu ziemlicher Verwirrung. Der Mehrwert durch die verschiedenen Druckstufen hielt sich in Grenzen. 

Das iPhone XS und XS Max im Jahr 2019 waren die beiden letzten Apple-Handys, die mit 3D Touch ausgestattet wurden. Danach wurde 3D Touch in Haptic Touch transformiert. Das erkennt zwar keine Druckstufen mehr, führt aber durch längeres Drücken ähnliche Funktionen aus.

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4. Handy mit E-Ink-Display auf der Rückseite

Die Idee war vielversprechend, die Umsetzung mäßig, die Nachfrage scheinbar nicht gegeben - ungefähr so könnte man die Geschichte des YotaPhone in aller Kürze zusammenfassen. Am Ende ist auch dieses Experiment gescheitert. 

2012 preschte der russische Internetanbieter mit einem damals revolutionären Konzept vor: Ein herkömmliches Smartphone soll auf der Rückseite ein E-Ink-Display erhalten. Man versuchte, Handy und E-Reader in einem Gerät zu kombinieren und dadurch zusätzliche Funktionen zu ermöglichen. 

Da E-Ink-Display hatte tatsächlich seinen Reiz. Doch das YotaPhone enttäuschte mit veralteten Spezifikationen und einem viel zu hohen Preis, sodass sich kaum Käufer*innen fanden. Nach 3 Generationen war Schluss damit, sogar die Domain yotaphone.com steht mittlerweile längst zum Verkauf.

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5. Smartphones mit doppeltem Screen

Bemühungen, einem Smartphone einen weiteren Screen zu verpassen und dadurch ein Falt-Handy mit 2 Displays zu simulieren, begleiten die Branche seit ihren Anfängen. Viele dieser Ansätze sind allerdings kläglich gescheitert, obwohl die Idee gar nicht mal so schlecht klingt.

Die Umsetzung war in vielerlei Hinsicht mangelhaft, oft wenig durchdacht und meist voreilig auf den Markt gebracht. Außerdem war der Verkaufspreis für diese Experimente in der Regel viel zu hoch angesetzt. 

Vermutlich waren die Verkaufszahlen ohnehin hintangestellt und die Hersteller wollten einfach nur zeigen, was sie draufhaben. Wirklich gut weg kamen das ZTE Axon M, das LG G8X ThinQ, das LG V50 ThinQ und das Microsoft Surface Duo aber nicht. 

Mit den Folds und Flips von Samsung haben sich mittlerweile brauchbare Geräte durchgesetzt, die falt- beziehungsweise klappbare Bildschirme und sogar einen zusätzlichen Screen haben.

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6. Hologramm-Bildschirm

Opfer seines eigenen Hypes wurde das Red Hydrogen One. Als der renommierte Kamerahersteller Red Digital Cinema 2018 ankündigte, an einem Smartphone zu arbeiten, schlug das riesige Wellen. Red wollte ein Handy mit holografischem Display bauen, das gleichzeitig über eine revolutionäre Kamera verfügt. 

Die Erwartungen waren derart hoch, dass sie nur enttäuscht werden konnten. Zunächst musste der Veröffentlichungstermin immer wieder verschoben werden und als die ersten Geräte an Medien verteilt wurden, war es um das Red Hydrogen One geschehen. 

Das Gerät wurde regelrecht zerrissen: Der Hologramm-Bildschirm war nicht mehr als eine Lachnummer, das Design sperrig, klobig und die Kameraqualität kam über das Mittelmaß nicht hinaus. Einen Nachfolger hat es nie gegeben, das gesamte Projekt wurde 2019 eingestellt.

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7. Smartphone mit integriertem Beamer

Einen Projektor in ein Smartphone integrieren... wirklich zufriedenstellend funktioniert das nur in Science-Fiction-Filmen. Samsung hat es 2012 dennoch versucht, ist aber mit dem Galaxy Beam umgehend gescheitert. 

"Der praktische Nutzen des Beamers hält sich in Grenzen", lautete damals das Fazit des futurezone-Tests. Man ist halt eher selten in absolut dunklen Räumen und kommt spontan auf die Idee, ein Video an die Wand zu projizieren. Einen Versuch war das Galaxy Beam aber allemal wert.

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8. Smartphone aus Bausteinen

Ein Handy, dessen Einzelteile man wie einen Baukasten oder ein Puzzle zusammensetzen kann - das war ungefähr das Ziel des Project Ara von Google. Wer eine bessere Kamera oder hochwertigere Lautsprecher haben will, kann sich die einzelnen Module kaufen und am Smartphone nach Belieben in Sekundenschnelle austauschen

Eigentlich eine ziemlich großartige Idee, die auch im Sinne der Langlebigkeit und Nachhaltigkeit seinen Reiz hat. Ein Vorbild war das Projekt Phonebloks des niederländischen Designers Dave Hakkens, der 2013 ein Konzept eines modularen Smartphones vorlegte.

2014 wurde erstmals ein Prototyp auf der I/O vorgestellt, der nach dem Booten aber gleich seine Arbeit einstellte. Die folgenden 3 Jahre arbeitete Google am Project Ara. Es gab mehrere Prototypen und das Vorhaben wurde mehrere Male neu ausgerichtet. 2017 wurde das Projekt eingestellt.

Erfolgreicher mit dem Konzept ist das Fairphone. Das setzt zwar nicht auf Module im Baukastenprinzip, wirbt aber mit einer hohen Reparierbarkeit durch die Besitzer*innen, und will so nachhaltig sein.

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9. Ausfahrbare Kameras

Einen makellosen Bildschirm, ohne Einkerbungen und ohne Kameraloch - das wollen die Hersteller schon seit einigen Jahren anbieten. Die Frontkamera unterhalb des Displays zu verbauen, geht immer auf Kosten der Lichtdurchlässigkeit, sodass bislang noch keine hohe Bildqualität erreicht werden konnte. 

Auf der Suche nach einem vollkommenen Touchscreen versuchten es Xiaomi, Samsung, Oppo und Vivo mit teils abenteuerlichen Lösungen: Ausfahrbare und drehbare Kamera-Module, Kamera-Slider und eine Kamera, die sich wie ein Schweizer Messer öffnet.

Nichts davon konnte sich am Ende durchsetzen. Das Display-Loch, in dem sich die Selfie-Kamera versteckt, ist mittlerweile zum Standard geworden und stört kaum noch jemanden. An besseren Under-Display-Cameras wird dennoch gearbeitet, wie das ZTE Axon 40 Ultra beweist.

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10. Das Facebook Phone

Im Jahr 2013 knackte Facebook die Marke von 1,1 Milliarden User*innen pro Monat, mehr als 870 Millionen nutzten das soziale Netzwerk damals mobil. Diese potenzielle Zielgruppe wollte der Zuckerberg-Konzern mit dem "Facebook Phone" ansprechen.

Spekulationen und Gerüchte überschlugen sich regelrecht - erwartet wurde ein richtiger iPhone-Killer. Geworden ist es dann das HTC First: ein Android-Handy im niedrigen Midrange-Segment, mit einem angepassten Launcher.

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Dieser Launcher wurde Facebook Home genannt. Der Homescreen und der Lockscreen zeigten aktuelle Meldungen von Facebook-Freund*innen an. Auch die so genannten Chat Heads wurden eingeführt, die später von der Messenger-App übernommen wurden. 

Im ersten Monat nach dem Start senkte der Mobilfunker AT&T den Preis von 99 US-Dollar auf 0,99 US-Dollar (mit Vertrag). Angeblich wurden lediglich 15.000 Stück in diesem Zeitraum verkauft. Das HTC First verschwand danach relativ bald aus dem Sortiment.

11. Das Amazon-Handy

Als Jeff Bezos am 18. Juni 2014 das Fire Phone in die Höhe hielt, sollte dies der Beginn einer neuen Ära werden. Es war allerdings der Beginn von einem der größten Smartphone-Flops überhaupt. Das damalige Millionengrab dürfte Bezos mittlerweile ziemlich egal sein.

5 Jahre lang war das Amazon-Handy in Entwicklung. Es hatte 5 Kameras, um ein 3D-Display zu simulieren, konnte abfotografierte Objekte erkennen und in die Amazon-Einkaufsliste geben. Außerdem war es auch sonst vergleichsweise gut ausgestattet.

Jeff Bezos am 18. Juni 2014 mit seinem Fire Phone

Das wohl größte Problem des Fire Phone war das eigene Betriebssystem. Es kam nämlich die Amazon-Variante von Android zur Anwendung, und unter FireOS gibt es bekanntlich keinen offiziellen Zugang zum Google Play Store. Damit war das Smartphone praktisch vom riesigen App-Ökosystem abgeschnitten. 

Das Interesse der Kund*innen war nicht besonders groß. Schon 6 Wochen nach dem Erscheinen wurde der Preis für das Fire Phone von 200 US-Dollar auf 0,99 US-Dollar gesenkt (mit Vertrag). Bereits 2015 wurde die Produktion und in Folge der Verkauf eingestellt.

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12. Das Windows Phone

Neben dem Fire Phone ist das Windows Phone der Evergreen, wenn es um Smartphone-Flops geht. Die Software und später auch die Geräte aus dem Hause Microsoft vegetierten von 2010 bis 2019 vor sich hin. Wie auch beim Fire Phone war die unüberwindbare Hürde, ein attraktives Ökosystem aus Diensten und Apps aufzubauen. 

Das Betriebssystem kam nie wirklich in die Gänge. Handy-Hersteller machten daher schnell einen Bogen um die Software. In einer Art Verzweiflungstat kaufte Microsoft im April 2014 die Mobiltelefonsparte von Nokia. Über einen Marktanteil von 2,5 Prozent im Jahr 2015 kam Windows Phone nie hinaus. 2019 wurde der Support offiziell eingestellt. 

Erst vor wenigen Wochen meinte Microsoft-CEO Satya Nadella dazu: "Eine der schwierigsten Entscheidungen, die ich als CEO getroffen habe, war unser Ausstieg aus dem Geschäft mit Mobiltelefonen. Im Nachhinein denke ich, dass es Möglichkeiten gegeben hätte, das Zusammenspiel zwischen PCs, Tablets und Telefonen neu zu erfinden."

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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