An automobile drives on a solar panel road during its inauguration in Tourouvre
© REUTERS / BENOIT TESSIER

Digital Life

Frankreichs Solarstraße ist ein Flop

Die Idee schien großartig. Anstatt Solarzellen auf Dächern anzubringen, ersetzen sie den Straßenbelag. Schließlich gibt es mehr als genügend Straßen. Man muss dazu keine geeigneten Hausdächer finden oder neue Flächen versiegeln, wie es für ein Solarkraftwerk nötig wäre.

Zur Erprobung wurde so eine Solarstraße in Frankreich im Jahr 2016 eröffnet. Die ein Kilometer lange Strecke besteht aus 2.800 Solarpanelen. Das System heißt Wattway und wird wurde vom französischen Unternehmen Colas erbaut. 3 Jahre später stellt sich heraus, dass der Wattway die Erwartungen alles andere als erfüllt, berichtet Popular Mechanics.

Zu laut

So haben sich die Einwohner in der Nähe des Wattways darüber beschwert, dass die Fahrgeräusche sehr laut sind. Deshalb musste die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf der Solarstraße auf 70 km/h gesenkt werden.

Die höhere Lärmbelastung dürfte mit dem Schutzbelag zu tun haben, der die Solarpanele vor Schäden durch Fahrzeuge bewahren soll. Ganz wie gedacht scheint der ohnehin nicht zu funktionieren. Anscheinend sorgen die Traktoren, die aufgrund der ruralen Lage der Straße regelmäßig den Wattway befahren, für zusätzliche Belastung.

Bei einem Lokalaugenschein beschreibt die französische Tageszeitung Le Monde, dass Spalten zwischen den Panelen sichtbar sind, die Panele sich vom Boden wegbiegen und überall Splitter der Schutzsicht zu sehen sind. Die sei ein schlechtes Zeichen für ein Projekt, das sich die französische Regierung 5 Millionen Euro kosten ließ.

FILES-FRANCE-POLITICS-ENVIRONMENT

Zu wenig Energie

Warum lässt die Regierung den Wattway so verkommen? Experten vermuten, dass schon kurz nach der Eröffnung der Solarstraße festgestellt wurde, dass die Erwartungen daran nicht erfüllt werden können. Die Wartung würde nur zusätzliche Kosten für ein ohnehin zum Scheitern verurteiltes Projekt verursachen.

2016 versprachen die Erbauer der Solarstraße, dass mit der gewonnen Energie 5.000 Haushalte mit Strom versorgt werden können. Experten zweifelten von Anfang an daran. Schließlich verzeichnet Caen, die Hauptstadt der Region, nur 44 starke Sonnentage pro Jahr. Außerdem sorgen Stürme immer wieder dafür, dass Sicherungen in den Solarzellen des Wattway durchbrennen.

Selbst bei besseren Wetterbedingungen waren die Erwartungen zu hoch gegriffen, so Experten. Solarzellen funktionieren am besten, wenn sie leicht schräg, also direkt Richtung Sonne, ausgerichtet sind. Das funktioniert natürlich nicht, wenn die Solarpanele gleichzeitig eine Straße sein sollen. Zudem blockieren die darüberfahrenden Autos das Sonnenlicht, Reifenabrieb und Abgase sorgen für Verschmutzungen, die das Licht zusätzlich von den Solarpanelen fernhalten.

Das Versprechen des Wattways war, 790 Kilowattstunden Strom pro Tag herzustellen. Laut einer Studie aus dem Vorjahr sind es nur 409 kWh pro Tag. Gemessen an den Errichtungskosten kostet die Erzeugung eines kW ungefähr 12.000 Euro. Im Vergleich dazu produziert das Solar-Kraftwerk Cestas in der Nähe von Bordeaux dreimal so viel Energie und kommt bei den Kosten auf 1200 Euro pro kW.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare