Rudolf Schrefl
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Drei: "Die KI sagt uns die optimalen Standorte für Sendemasten"

Rudolf Schrefl leitet seit 2021 das Telekommunikationsunternehmen Drei. Der 55-jährige Informatiker war davor seit 2002 in unterschiedlichen Führungspositionen bei der Österreich-Tochter des chinesischen Mobilfunkbetreibers Hutchison tätig.

Der Mobilfunker Drei ist Sponsor des futurezone-Award KMU Innovation. Dabei werden kleine und mittelgroße Unternehmen, die durch den Einsatz innovativer Produkte und Strategien ihren Business-Alltag revolutioniert haben, ausgezeichnet. Im Rahmen dessen haben wir mit Drei-CEO Rudolf Schrefl über 5G, Digitalisierung und mehr gesprochen.

futurezone: Wie geht der 5G-Ausbau voran? Zuletzt hieß es, Drei will ihn bis Ende 2025 abgeschlossen haben. 
Rudolf Schrefl: Bis 2025 wird er nicht komplett abgeschlossen sein. Wir haben dennoch unsere selbst gesteckten Ziele übertroffen und sind jetzt bei 85 Prozent. Bis Ende 2025 werden wir deutlich über 90 Prozent 5G Bevölkerungsabdeckung erreichen und umfangreiche Versorgungsauflagen erfüllen.

Für Kunden stellt sich immer wieder die Frage, wozu ich das eigentlich brauche, wenn ich nur YouTube-Videos schauen möchte. Dafür würde auch 4G reichen.
Wenn ich in einem ländlichen Bereich bin, wo ich eine gute 4G-Versorgung habe, ist 4G völlig ausreichend. Wir wollen aber, dass sich Kund*innen nicht mit der Technologie beschäftigen müssen. Es geht nicht um 4G oder 5G, sondern um gute Bandbreite für meine Bedürfnisse. In unseren Breitbandangeboten hab ich heute alle Technologien inkludiert. Bin ich noch in einer 4G-Zelle, weil dort 5G noch nicht ausgebaut ist, surfe ich mit 4G. Tarif und Modem können aber auch schon 5G. Sobald 5G verfügbar ist, wird automatisch umgestellt.

Wie erleben Sie die Nachfrage speziell von Seiten KMUs?
Es gibt Unternehmen, die nur eine simple, stabile Internetverbindung für ihr Kerngeschäft benötigen. Sie fragen Bandbreite und Produktqualität nach. Aber es gibt auch schon Industrien, wo mit 5G und zusätzlichen Produkten ein Mehrwert generiert werden kann. Ein Beispiel für diesen Mehrwert ist etwa Motion Insights.

Was macht Motion Insights?
Wenn man etwa bei lokalen Sportevents oder bei einem Feuerwehrfest wissen möchte, woher die Besucher*innen kommen oder wie alt sie sind, können wir sehr genaue Analysen zur Verfügung stellen. Die Daten sind natürlich anonymisiert. Wir sehen hier im Bereich des Tourismus eine große Nachfrage.

Würde das mit 4G genauso funktionieren?
Ja, aber mit 5G ist es präziser. Auch können die Daten schneller, nahezu in Echtzeit, in Analysen einfließen.

Derartige Dienste bewegen sich abseits vom klassischen Geschäft eines Mobilfunkbetreibers. Welchen Stellenwert hat das für Drei?
Wir beschäftigen uns auch viel mit Wertschöpfung in Bereichen, die entweder in den Haushalten oder in den Betrieben in Wirklichkeit brachliegen und wir sie eigentlich nur erschließen müssen. Das Monetarisieren von Daten gehört hier dazu. Wir haben jetzt auch einen Versuchsballon mit bodennahen Wetterstationen, die in Vorarlberg wesentlich präzisere Wettervorhersagen in kleinräumigen Clustern erlauben. Hier arbeiten wir mit Kachelmann Wetter zusammen, um etwa in der Landwirtschaft und im Tourismus einen Mehrwert zu erzeugen.

Für wen sind diese Daten gedacht?
Landwirte können etwa ihre Bewässerung genau danach richten, wann Regen erwartet wird. Die Daten könnten aber auch ganz anderswo wertvoll sein, etwa bei Versicherungsunternehmen. Wenn ein Landwirt einen Hagelschaden meldet, kann die Versicherung genau evaluieren, ob zu der angegebenen Zeit am angegebenen Ort tatsächlich Hagel vorgekommen ist. Aus den Wetterdaten lassen sich also unterschiedlichste Modelle in unterschiedlichen Branchen zur Wertschöpfung nutzen.

Welche anderen 5G-Anwendungen sehen Sie bei Unternehmen?
Wir haben einen Versuch, wo Drohnen über 5G mit der Austro Control kommunizieren. So entstehen in Echtzeit Flugkorridore. Andere Use Cases sind etwa, wo mit hochauflösenden Kameras Skilift-Trassen mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) inspiziert oder Zustände von Wildbächen dokumentiert und nahezu in Echtzeit analysiert werden. Dadurch können Gemeinden ihre Wildbäche auf ihr Gefahrenpotenzial analysieren. Und mit Private Networks ermöglichen wir Unternehmen für deren Standorte geschlossene, private Funknetze mit hoher Datenübertragung, besserer Servicequalität und damit mehr Kontrolle und Sicherheit.

Wie steht es Ihrer Meinung nach um die Digitalisierung von KMU generell in Österreich? 
Noch immer verändert sich viel zu wenig. Anstatt jetzt noch mehr Förderungen ins Vergraben von Glasfaserkabeln zu stecken, sollte man die Fördermittel richtig einsetzen, um die Leute zu motivieren, ihre Unternehmen mehr zu digitalisieren. Wir führen seit nunmehr 6 Jahren eine Digitalisierungsstudie unter Österreichs Unternehmen durch. Nichts ist laut Studie so deutlich gestiegen wie der Wunsch nach Beratung und Unterstützung.

Stichwort KI, inwieweit ist das für Sie als Provider selbst Thema?
Ich glaube, es muss für jedes Unternehmen Thema sein. Wir haben in Österreich sehr viele Fördergelder, die für unterschiedliche digitale Initiativen ausgegeben werden. Ich glaube, das ist eines der Felder, wo definitiv auch die finanzielle Unterstützung von Hilfe sein kann. Bei Drei sehen wir uns genau an, welche Cases für uns sinnvoll sein können. Wir setzen es etwa bei der Netzwerkoptimierung und der Fehlererkennung im Netz ein. Auch der Infrastruktur-Rollout wird durch KI unterstützt.

Das heißt, die KI hilft bei der Entscheidung, wo Sendemasten gebaut werden?
Genau, vereinfacht heruntergebrochen sagt sie uns, wo der optimale Standort für einen Sendemasten wäre, wenn man ein Netz designt und plant.

5G ist jetzt seit vielen Jahren ein dominierendes Thema in der Mobilfunklandschaft. Ist die nächste Generation 6G bei Drei schon ein Thema?
Auf der Technologieebene beschäftigen sich schon viele Anbieter mit dem Thema, was nach 5G kommt. Ich glaube, es wird eher eine Evolution als eine Revolution. Es wird nicht mehr der große Sprung werden. Eher wird es sich in Richtung eines 5,5G-Netzes entwickeln, bevor es irgendwann zu 6G wird. Das ist etwas, mit dem wir uns in 7 oder 8 Jahren beschäftigen werden. Wichtiger ist in meinen Augen jetzt, den Mehrwert, der in der 5G-Technologie steckt, wirklich nutzbar zu machen.

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit futurezone und Drei.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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