
Die Sicherheitsfeatures von Geldautomaten werden immer ausgeklügelter.
Schutz vor Sprengung und Manipulation: Wie werden Bankomaten gesichert?
Allein in Wien wurden dieses Jahr schon 5 Bankomaten gesprengt, das BKA geht von international organisierten Angreifergruppen aus. Die Post hat deshalb angekündigt, die Geldautomaten in einigen Filialen vorerst außer Betrieb zu nehmen, wie "Wien heute" berichtete. Österreich gehört mit seinen rund 8.600 Geldautomaten zu den am dichtesten bestückten Ländern in der EU, nur Portugal hat laut Zahlen von 2021 relativ zur Bevölkerung mehr.
Damit das Geldabheben für Kundinnen und Kunden sicher ist und auch die Bank nicht um ihr Bargeld fürchten muss, sind in Geldautomaten eine Reihe von Sicherheitsfeatures verbaut. Auf Nachfrage halten sich die meisten Banken diesbezüglich bedeckt, BAWAG, Erste Bank, Raiffeisen und UniCredit Bankaustria wollen die Sicherheitsmaßnahmen von Bankomaten nicht kommentieren.
Stahlplatten und Farbe gegen rohe Gewalt
Wie bei den neuesten Überfällen in Österreich setzen Kriminelle bei Angriffen auf Geldautomaten gerne auf rohe Gewalt: Bankomaten werden gesprengt, gerammt, oder aus der Verankerung gerissen. Bankomaten-Hersteller Diebold Nixdorf will auf Anfrage zwar ebenfalls keine Auskunft dazu geben, listet in seinem Marketingmaterial allerdings verschiedene Sicherheitsmaßnahmen gegen solche Angriffe auf.

Wieder haben noch unbekannte Täter einen Bankomaten gesprengt. Tatort war diesmal eine Postfiliale in der Wagramer Straße in Wien-Donaustadt. Im Bild: Die Postfiliale am Donnerstag, 20. Februar 2025, in Wien.
© APA - Austria Presse Agentur / Lukas Kleewein
Verbaute Sensoren können zum Beispiel bei Verdacht auf Missbrauch einen Alarm auslösen. Neue Geräte sind so designt, dass der Safe mit dem Bargeld im Inneren nur schwer zu erreichen ist und keine Vertiefungen enthält. Dadurch soll es schwieriger werden, Sprengmittel anzubringen oder die Tür herunterzureißen. Verstärkte Stahlplatten und zusätzliche Verschlussmechanismen können helfen, einen Überfall ein paar Minuten in die Länge zu ziehen, sodass Einsatzkräfte eingreifen können. Manche Geldausgabeautomaten sind mit Farbkassetten ausgestattet, die das Bargeld entwerten, sobald sie manipuliert werden. Das soll vor allem abschreckend wirken.
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Spiegel und Sichtschutz beim Geldabheben
Auch „Low-Tech“-Lösungen können die Sicherheit von Bankomaten erhöhen, vor allem für die Kundinnen und Kunden. Dank verbauten Spiegeln kann man beim Geldabheben beobachten, was hinter einem passiert – also ob zum Beispiel jemand versucht, den eigenen PIN zu erspähen. Sichtschutzpaneele oder Blickschutzfolie auf dem Bildschirm können ebenfalls helfen.
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Laut Diebold Nixdorf können auch Sensoren und Störsender verbaut werden, die verhindern sollen, dass Kundendaten abgegriffen werden. Sensoren können etwa erkennen, ob Geräte am Bankomaten angebracht werden, die Daten aufzeichnen können, Störsender erschweren die Datenübertragung. Auch Gehäuse, die an sicherheitsrelevanten Stellen wenig Platz zum Anbringen dieser betrügerischen Vorrichtungen lassen, können ebenfalls vor Manipulation schützen.
EMV-Chip gegen „Skimming“
Beim sogenannten „Skimming“ manipulierten Kriminelle Geldautomaten so, dass sie Kartendaten und PIN ausspähen konnten. Dank Bankkarten mit sogenanntem EMV-Chip und entsprechenden Geldautomaten ist das mittlerweile quasi unmöglich.
EMV ist das Akronym der Anbieter, die die Technologie 1996 entwickelt haben: Europay International, Mastercard und Visa. Der EMV-Chip speichert unter anderem Kontonummer, Bankleitzahl und Ablaufdatum der Karte – und zwar im Gegensatz zum vorher geläufigen Magnetstreifen verschlüsselt.
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Während Karten mit Magnetstreifen die Kartennummer beim Abhebe- oder Bezahlvorgang noch unverschlüsselt übertrugen, kommt bei einer Transaktion mit EMV-Chip ein einmaliger Sicherheitscode zum Einsatz. Missbrauch wird so verhindert. Im Jahr 2024 waren 70 Prozent aller weltweit ausgestellten Bankkarten schon EMV-fähig, das entspricht knapp 14 Milliarden Karten.
Kontaktlos zahlen und abheben dank NFC
EMV-Chips ermöglichen seit 2007 auch kontaktlose Transaktionen via NFC. Das betrifft einerseits das kontaktlose Bezahlen z. B. an der Supermarktkassa, andererseits auch das Abheben von Bargeld. Österreichische Banken haben die Funktion auf ihren Bankkarten ab 2013 eingeführt.
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Ein Großteil der Geldautomaten in Österreich ist mittlerweile mit einem NFC-Terminal ausgestattet. Zum Abheben muss man seine Bankkarte – oder ein NFC-fähiges Smartphone mit entsprechender App – kurz auf das Wellensymbol halten, dann wie gewohnt die PIN eingeben und erhält danach sein Bargeld.

Das Wellen-Symbol auf der Bankkarte zeigt, dass sie kontaktlos genutzt werden kann.
© Getty/ Andrii Medvediuk
Falschgelderkennung und verschlüsselte PIN-Eingabe
Der Linzer Hersteller KEBA ist spezialisiert auf sogenannte Cashrecycler. An diesen Geräten ist nicht nur Geldabhebung, sondern auch -einzahlung möglich: „Der Automat prüft die Geldscheine bei Einzahlung auf Echtheit und Zustand, sortiert das Geld ein und zahlt dieses Geld bei einer nächsten Behebung wieder aus. Das Geld befindet sich sozusagen in einem Kreislauf“, erklärt das Unternehmen auf Anfrage.
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Erkanntes Falschgeld, oder Scheine, die zu stark beschädigt sind, verbleiben in dafür vorgesehenen Fächern im Automaten. Zu den verbauten Sicherheitsmechanismen will KEBA keine detaillierten Auskünfte geben, verweist aber auf Standards am Markt. Dazu gehören zum Beispiel „Encrypting Pin Pads“ (EPP), also verschlüsselte PIN-Tastenfelder.
Cyber-Attacken auf Geldautomaten
Geldautomaten sind heute mit dem Internet verbunden, da das einen größeren Service-Umfang sowie einfachere Instandhaltung ermöglicht. Gleichzeitig werden sie dadurch zu einem interessanten Ziel für Cyber-Attacken. Dagegen hilft z. B. eine Verschlüsselung der verbauten Festplatten, sowie verschlüsselte Datenübertragung zwischen den einzelnen Komponenten.
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Dem Sicherheitsforscher Matt Burch gelang es 2022, die Festplatten-Verschlüsselung von Diebold Nixdorf zu umgehen und Kontrolle über das Gerät erlangen. Wie Wired berichtete, präsentierte er seine Vorgehensweise vergangenen Sommer auf der Sicherheits-Konferenz DefCon, nachdem er den Hersteller davon in Kenntnis gesetzt hatte. Mittlerweile sollen alle Sicherheitslücken behoben sein.
Erster Bankomat in Österreich 1980
Den allerersten Bankomaten hierzulande hat die Creditanstalt-Bankverein, die heute Teil der Bank Austria ist, Anfang 1980 testweise aufgestellt. Weil dieser so gut angenommen wurde, wurden im September 1980 3 öffentlich zugängliche Geräte in der Wiener Innenstadt installiert. Bis Ende 1981 gab es schon 90 Stück in ganz Österreich, wie das Peter Payer vom Technischen Museum in seiner Geschichte des Bankomaten schreibt.
Er erzählt, dass im Technischen Museum derzeit in der Ausstellung „Cash. Der Wert des Bargeldes“ ein Bankomat aus den 2000er Jahren zu sehen ist: „Das ist ein wichtiges Sammelobjekt, weil es wesentlicher Teil der Finanzinfrastruktur im öffentlichen Raum ist.“

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Der Begriff „Bankomat“ etablierte sich übrigens als explizit österreichisch und wurde in der Folge gemeinsam mit dem grün-blauen Logo markenrechtlich geschützt. Genaugenommen heißen deswegen nur die 6.819 Automaten der Payment Services Austria GmbH (PSA) „Bankomaten“. Die übrigen knapp 2.000 Geräte, etwa innerhalb von Bankfilialen, sind damit eigentlich „Geldausgabeautomaten“. In Deutschland ist „Geld(ausgabe)automat“ die geläufige Bezeichnung. Das englische „ATM“ steht für „Automated Teller Machine“, „teller“ ist der Schalterbeamte.
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