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Elektroautos: „Schnelles Laden ist wichtiger als Reichweite“

Die Zeichen der Autoindustrie stehen auf Elektro. Das wurde zuletzt wieder beim Genfer Autosalon deutlich, wo neben neuen E-SUVs, E-Limousinen und E-Sportwagen auch vieldiskutierte Konzepte wie der Elektro-Zweisitzer Ami One von Citroën vorgestellt wurden. Auch die im oberen Markt-Segment positionierte Citroën-Schwester DS Automobiles will künftig ganz auf Elektroantrieb setzen.

Den Anfang macht Ende des Jahres der Kompakt-SUV DS 3 Crossback, der ab Herbst als Elektroversion vorbestellt werden kann. „Elektroautos sind die Zukunft. Das war uns bereits im Jahr 2015 klar, als wir die Marke ins Leben gerufen haben“, erklärt DS-Automobiles-Chef Yves Bonnefont im Gespräch mit der futurezone. Mit den neuen Modellen wolle man beweisen, dass Elektroautos auch schön und aufregend sein können.  Dazu passt auch, dass DS seit Jahren in der Formel E vertreten ist und den amtierenden Formel-E-Weltmeister Jean-Éric Vergne für sein Team gewinnen konnte.

Bremsenergie nutzen

„Dass Elektroautos einmal langweilig und unsexy waren, ist längst vorbei. Wer einmal mit Elektroantrieb gefahren ist, will nie wieder mit Diesel oder Benzin fahren“, sagte Vergne auf einer Diskussionsveranstaltung am Rande der Genfer Automesse. „Wer dann wieder auf ein Auto mit Treibstoff zurücksteigt, spürt in jeder Kurve, bei jedem Abbremsen, wieviel Energie vergeudet wird.“ Vergne spricht dabei die Rückgewinnung der Bremsenergie in Elektroautos an.

Da die beim Bremsen gewonnene Energie statt in Abwärme als elektrische Energie wieder in den Akku zurückfließe, seien Elektroautos in jedem Fall energieeffizienter als treibstoffbetriebene Fahrzeuge, sagt DS-Chef Bonnefont. Die in der Formel E gesammelten Erfahrungen wurden beim Modell DS 7 Crossback E-Tense berücksichtigt, das die Batterie beim Abbremsen nachladet und so die Reichweite vergrößert.

„Etwa 25 Prozent der aufgewendeten Energie wird im Schnitt während des Fahrens wiedergewonnen. Selbst wenn man den derzeitigen Mix an europäischer Stromerzeugung und die dadurch entstehenden Emissionen berücksichtigt, schlägt Elektro Benzin und Diesel schon jetzt“, sagt Bonnefont.

Saubere Luft

In Ländern mit umweltfreundlicher Stromproduktion falle diese Überlegenheit naturgemäß um ein Vielfaches höher aus. Dazu komme, dass die Luftverschmutzung und Feinstaubbelastung an Straßen für jeden spürbar reduziert werde, ergänzte Ståle Frydenlund von der norwegischen Elektroauto-Vereinigung. Norwegen gilt mit 200.000 zugelassenen Elektroautos und einem Anteil von 50 Prozent an Neuzulassungen als absoluter Vorreiter weltweit.

Die oft gehörte Kritik, dass ein kompletter Umstieg auf Elektromobilität die Stromversorgung zusammenbrechen ließe, lässt Frydenlund nicht gelten: „Selbst wenn alle Norweger elektrisch fahren würden, würde das gerade einmal fünf bis sechs Prozent unserer Energiegewinnung aus Wasserkraft ausmachen“, erklärt der Elektroauto-Verfechter.

Aus der Schweiz wiederum gibt es Berechnungen, dass der Komplett-Umstieg der Bevölkerung die benötigten Stromkapazitäten um 19 Prozent erhöhen würde. „Das sind Werte, die man schon jetzt saisonal bedingt ausgleichen können muss. Die benötigten Mengen sind kein Problem“, sagte Marco Piffaretti vom Schweizer Energiebetreiber Energie 360°.

Riesige Akkus "wenig sinnvoll"

Ein immer wieder heiß diskutiertes Thema ist und bleibt die Akku-Reichweite von Elektroautos. Am Podium waren sich eigentlich alle einig, dass die Reichweite in der öffentlichen Debatte oft überbewertet wird. „In 95 Prozent der Fälle wird die volle Reichweite nicht ausgeschöpft. Es ist daher weder sinnvoll noch effizient, eine riesige, doppelt so schwere Batterie einzubauen, von der man bei den wenigen Langstrecken-Trips profitiert. Schnelles Laden ist viel wichtiger als Reichweite“, ist DS-Automobiles-Chef Bonnefont überzeugt.

Diese Ansicht vertritt auch Piffaretti, der den Ausbau von Schnellladestationen durch Energie 360° in der Schweiz vorantreibt: „Wenn man in wenigen Minuten Akkuladung 100 Kilometer bekommt, steht es einfach nicht dafür, viel größere Akkus als die jetzt gängigen zu verbauen, da diese nur in ganz seltenen Fällen wirklich genutzt werden.“

Vielmehr gehe es darum, das Netz an Schnellladestationen so rasch wie möglich auszubauen. Während die meisten Länder öffentliches Geld dafür in die Hand nehmen, sprach sich Piffaretti dafür aus, dass der freie Markt Investitionen tätige. In der Schweiz funktioniere das sehr gut. „Das gilt auch für Elektroautos. Sie werden sich durchsetzen, weil sie die bessere Technologie sind, nicht weil sie vom Staat gefördert werden“, ist Piffaretti überzeugt.

Software erobert Autoindustrie

Die Rolle von Elektroauto-Vorreiter Tesla, der die öffentliche Wahrnehmung von E-Mobilität stark vorangetrieben hat, will auch Bonnefont nicht schmälern: „Tesla hat den Beweis erbracht, dass auch eine Technologiefirma ein relevantes Auto entwickeln und produzieren kann. Und auch Unternehmen wie Apple oder Google haben viel dazu beigetragen, dass die Autoindustrie viel stärker softwaregetrieben ist als früher.“

Als Autohersteller müsse man diesen Entwicklungen offen gegenüberstehen. In Bezug auf Tesla sieht er den technologischen Vorsprung mittlerweile aber praktisch eingeholt – auch was die Entwicklung von autonomen Fahrzeugen betrifft. „Man muss sich nur die intelligenten Assistenzsysteme von anderen Herstellern, aber auch in unserem DS 7 Crossback oder DS 3 Crossback ansehen. Da gibt es faktisch keinen Unterschied mehr“, sagt Bonnefont im futurezone-Interview.

Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation mit DS Automobiles entstanden.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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