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Erste Bank: "Kein Fintech skaliert so schnell wie wir"

futurezone: Hat die klassische Bank mit Filialen im digitalen Zeitalter ausgedient?
Peter Bosek: Nein. Für einfache Geldgeschäfte wie Überweisungen oder Kontoabfragen brauchen viele heute keine Filiale mehr. Sie erledigen das online bzw. am Handy. Aber ein Immobilienkredit oder eine umfassende Vorsorgestrategie braucht gute Beratung, wo sich jemand Zeit nimmt, zuhört und die richtigen Lösungen sucht. Und das ist unser großer Vorteil – dass wir eben alles anbieten können. Kunden können wählen, was für sie in welcher Situation am besten passt.

Wie viel Innovation und Experimentierfreudigkeit darf man sich als Bank erlauben? Auf welche  Errungenschaften sind Sie besonders stolz?
Eine der größten Erfolge war mit Sicherheit unser Online-Banking George. Hier haben wir nicht nur in Österreich, sondern auch international neue Maßstäbe gesetzt. Seit dem Launch 2015 haben wir expandiert, George läuft mittlerweile in 4 Ländern und wird von über fünf Millionen Menschen genutzt. Ich kenne kein Fintech, das in dem Bereich schneller skalieren konnte. Auch Apple Pay, mit dem wir als erste große Bank in Österreich gestartet sind, war heuer ein echtes Highlight. Mit dieser Kombination zählen wir zur Spitze in Zentral- und Osteuropa.

Welche neuen Funktionen dürfen sich Kunden bei George noch erwarten?
Die Plattform wird ständig ausgebaut. Erst vor kurzem haben wir mit dem Invest Manager eine Vermögensverwaltung für alle integriert. In dieser aktiv gemanagten Anlageverwaltung bekommt man einen auf seine Risikoneigung angepassten Anlagemix, den man online individualisieren kann.

Ist der Hype um Finanz-Start-ups, die sogenannten Fintechs, eigentlich schon wieder vorbei?
Ein smarter Webauftritt und eine stylische Kontokarte sind zwar schön, aber reicht das aus, um Kunden dazu zu bewegen 5.000, 20.000 oder 100.000 Euro dort zu verwalten? Eher nicht. Einige Startups haben mittlerweile aber erkannt, dass es bei Geldgeschäften um mehr geht, als nur um eine einfache Dienstleistung.

Worauf kommt es an?
Unser höchstes Gut ist das Vertrauen der Kunden. Sie wollen zu jemandem gehen können, mit dem sie persönlich ihre Finanzen besprechen und Lösungen diskutieren können. Fehlt das, dann fehlen auch die Kunden in dem Bereich. Auf der anderen Seite gibt es findige Start-ups, die wirklich spannende Lösungen entwickeln und diese auch gemeinsam mit etablierten Banken auf den Markt bringen. Auch wir arbeiten bei verschiedenen Funktionen, die wir in George anbieten, mit Fintechs zusammen.

Was halten Sie von digitalen Kryptowährungen wie Facebooks Libra oder Bitcoin?
Beim Thema Kryptowährungen muss man unterschieden, wofür man diese einsetzt. Auf der Veranlagungsseite sind Kryptowährungen für uns kein Thema. Hier fehlen wichtige Voraussetzungen und der Markt erfüllt diese aus unserer Sicht nicht. Libra stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Aber es wird wichtig sein, dass der Handel sehr transparent erfolgt, um Missbrauch zu Lasten der Nutzer vorzubeugen. Der europäische Gesetzgeber hat hier schon erste Schritte gesetzt und unterwirft auch Krypto-Assets künftig gesetzlichen Verpflichtungen, um etwa auch Geldwäsche zu verhindern.

Gibt es bei diesem Thema konkrete Anknüpfungspunkte für die Erste Bank?
Spannende Möglichkeiten orten wir vor allem bei der dahinterliegenden Technologie Blockchain. Seit über einem Jahr haben wir uns we.trade, einem Anbieter Blockchain-basierter digitaler Handelsdienstleistungen, angeschlossen.

Mit Crowdfunding bzw. Crowdinvestment existieren völlig neue Finanzierungsformen. Bietet die Erste etwas in diese Richtung an?
Vor kurzem haben wir mit dem Crowdinvest-Pionier Conda fundnow.at präsentiert. Das ist eine Plattform für Start-ups sowie Klein- und Mittelbetriebe, die auf Knopfdruck anhand des eigenen Firmenprofils passende Finanzierungslösungen samt möglicher Förderungen berechnet. Dabei sind wir für die Fremdkapitalfinanzierung, also Kredite oder Leasingmodelle, das Fintech Conda für den Eigenkapitalersatz über Crowd-Investments verantwortlich.

Inwiefern ist Crowdfunding für Firmen eine gute Option?
Alternative Finanzierungen können helfen, den Eigenkapitalanteil zu erhöhen, um dann eine Bankfinanzierung zu ermöglichen. Über das neue Tool sollen sich Jungunternehmer die üblichen ersten Paralleltermine bei Banken und Förderstellen ersparen.

Erste Bank und Sparkassen feiern heuer ihr 200-jähriges Bestehen. Was kann man aus dieser traditionsreichen Geschichte in die Jetztzeit mitnehmen?
Seit ihrer Gründung verfolgen die Sparkassen das Ziel, Menschen unabhängig von „Alter, Geschlecht, Stand oder Nation“ sozial abzusichern und ihnen Zugang zu mehr Wohlstand zu ermöglichen, wie es schon in unserer 200 Jahre alten Gründungsurkunde heißt. Dass diese und die darin formulierten Ziele heute aktueller denn je sind, zeigen auch die vielen Reaktionen, die wir aktuell von unseren Kunden zu den Feierlichkeiten und der damit einhergehenden Werbekampagne bekommen.

Dieser Artikel erschien im Rahmen einer Kooperation mit Erste Bank und Sparkassen anlässlich des futurezone Award 2019.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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