Huawei wurde von der NSA ausspioniert - das vormals oft wegen Cyberspionage gescholtene China sieht sich als Opfer
Huawei wurde von der NSA ausspioniert - das vormals oft wegen Cyberspionage gescholtene China sieht sich als Opfer
© Reuters/CARLOS BARRIA

Smartphones

Huawei: "Manche Kunden zahlen zu viel für Smartphones"

Nokia, Samsung und Apple sind Teil eines exklusiven Clubs. Lediglich diesen drei Konzernen ist es bislang gelungen, mehr als 100 Millionen Smartphones binnen eines Jahres abzusetzen. Doch seit 2015 ist dieser Club um ein Mitglied reicher: Der chinesische Konzern Huawei legte 2015 kräftig zu und konnte 108 Millionen Smartphones verkaufen. Damit ist Huawei die unangefochtene Nummer drei weltweit, hinter Samsung (325 Millionen) und Apple (232 Millionen).

Das ist vor allem dem starkem Wachstum in Europa zu verdanken, unter anderem auch in Österreich. Doch es ist hierzulande nicht einfach, sich gegen Samsung und Apple durchzusetzen, wie Yanmin Wang, Huaweis Consumer-Hardware-Chef für Mittel- und Osteuropa, gegenüber der futurezone erklärt. „Der österreichische Markt ist der Härteste in ganz Europa“, so Wang. „Die Österreicher setzen großes Vertrauen in die Marken und sind bei ihrer Wahl sehr konservativ.“

Wachstum über Mittelklasse-Geräte

Auch die Tatsache, dass die Mehrheit der Geräte – mehr als 60 Prozent – direkt über die Mobilfunker verkauft werden, macht es schwierig, Samsung und Apple nahe zu kommen. Dennoch gelang es dem Konzern, seinen Marktanteil binnen eines Jahres zu verzehnfachen. Derzeit steht man bei knapp zehn Prozent, dieses Jahr soll zumindest Platz drei in Österreich erobert werden. Dazu muss aber noch Sony überholt werden.

Mittlerweile sei die Position in Österreich gefestigt, man ist bei allen drei großen Mobilfunkern im Angebot vertreten. Das mit Abstand größte Wachstum verzeichne man im Mittelklasse-Bereich, bei Geräten wie dem Huawei P8 Lite.

Von LTE-Routern zu High-End-Smartphones

Huawei wurde als Netzausstatter und Hersteller von LTE-Routern bekannt, seit einigen Jahren stellt man aber auch Smartphones und Tablets her. Die Herkunft versucht man nicht zu leugnen, man sei "stolz" auf die "lange Geschichte" in Österreich. Dass viele Konsumenten bei Huawei instinktiv noch an 3G-Dongles und LTE-Modems denken, sieht Wang als Vorteil: "Das sind keine klassischen Consumer-, sondern Technologie-Produkte. Das zeigt den Kunden, dass Huawei die bessere Technologie bieten kann." Die Marke ist mittlerweile bekannt, nicht zuletzt auch durch groß angelegte Werbekampagnen mit Fußballspieler Robert Lewandowski. Die Marke sei dadurch mittlerweile bei rund 70 Prozent der österreichischen Bevölkerung bekannt.

Wie viele andere Smartphone-Hersteller aus Chinahatte auch Huawei zu Beginn mit dem Image des "Billig-Herstellers" zu kämpfen. Doch das hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt, nicht zuletzt weil man Samsung und Apple mittlerweile auch im High-End-Segment angreift. Neben Huawei versuchen sich auch andere chinesische Hersteller wie ZTE, Xiaomi und Lenovo an High-End-Smartphones zu günstigeren Preisen.

Noch keine Konkurrenz aus China

Damit will man an das Preisbewusstsein der Kunden appellieren und diese von iPhones und Co. weglocken: „Hin und wieder neigen Menschen dazu, mehr für etwas zu bezahlen, als es eigentlich notwendig wäre. Das können wir nicht verhindern. Wir versuchen jene Kunden zu erreichen, die selbstständig denken und nicht zu viel bezahlen wollen. Das ist unsere Zielgruppe.“ Diese Taktik geht offenbar auf. So ist der Anteil jener Kunden in Österreich, die den Kauf eine Huawei-Smartphones in Betracht ziehen, von vier auf zwanzig Prozent gestiegen.

Fragen nach möglicher Konkurrenz aus dem eigenen Land weicht Wang aus. "Wir blicken eher auf uns selbst und versuchen Schwächen zu identifizieren. Da gibt es noch viel Raum zur Verbesserung." Vorerst hat man noch wenig zu befürchten, da Xiaomi und Lenovo nur in andere Wachstumsmärkte, wie beispielsweise Indien, expandieren. Auf den schwierigen Markt in Europa wagen sich nur wenige Unternehmen aus China, meist kleine Start-ups wie OnePlus.

Kein Virtual Reality

Das Smartphone-Portfolio soll überschaubar bleiben, je Preissegment werde es maximal zwei verschiedene Geräte geben. Stattdessen wolle man in anderen Bereichen expandieren. So nutzte Huawei den Mobilfunk-Kongress in Barcelona, um seinen ersten Laptop-Tablet-Hybriden, das MateBook, vorzustellen. Denn während der Laptop- und Tablet-Markt stagnieren, wächst der Markt für sogenannte 2-in-1-Geräte, wie beispielsweise Microsofts Surface, deutlich. Hier erhofft sich Huawei ein Stück vom Kuchen, insbesondere von B2B-Kunden. Ob es auch verbilligte Geräte für Studenten geben wird, konnte Wang noch nicht beantworten.

Auch auf Smartwatchessetzt Huawei trotz „enttäuschender Verkaufszahlen“ weiterhin und hofft auf eine „Akku-Revolution“. Von Virtual-Reality-Brillen, wie sie bereits von direkten Konkurrenten wie HTC, Samsung oder LG gezeigt wurden, hält man sich aber fern. Dieser Markt sei laut Wang zu „heiß“ und würde vom Hype leben: „Viele Unternehmen machen das nur aus PR-Gründen. Die Geräte sind aus heutiger Sicht einfach noch nicht bereit dafür.“

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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