IoT-Fachkongress: Digitalisierungsschub durch Corona
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Der Lockdown infolge der COVID-19-Pandemie hat dem Homeoffice einen Boom beschert. „Man sieht, was alles möglich ist: Videokonferenzen, Homeoffice in Firmen, die sich bisher dagegengestellt hatten. Das wird zum Mainstream und auch beibehalten werden“, meint Sandra Stromberger von der Initiative Industry meets Makers. Sie ist im diesjährigen Programmkomitee des 4. IoT-Fachkongresses „Mit Standards in die Zukunft“ von Austrian Standards, der am 4. November 2020 erstmals selbst als Online-Veranstaltung stattfinden wird.
„Die Corona-Zeit hat einen Digitalisierungsschub durch unsere Reihen geschickt und auch Technologien wie IoT werden dadurch profitieren“, so Stromberger. Bei einem virtuellen Bootcamp entstand etwa ein Prototyp eines Badges, der automatisch durch Vibration erkennen soll, wenn einem jemand zu nahe kommt und den 1-Meter-Abstand unterschreitet. Mit dieser IoT-Anwendung sollen Events auch künftig trotz Corona wieder möglich werden.
Corona-Tracking
Auch dem Tracking durch IoT-Anwendungen wird ein eigener Themenblock gewidmet. „Durch die Stopp-Corona-App ist das Thema richtig heiß geworden“, sagt Manfred Wöhrl, zertifizierter Sachverständiger im Bereich IT und Mitglied mehrerer Arbeitsgruppen bei Austrian Standards. „Viele Menschen, die die Stopp-Corona-App nicht nutzen, sind schlecht informiert. Die Tracking-App hat gar keinen Personenbezug“, meint Wöhrl. Er würde sich mehr „Durchsetzungskraft“ für derartige Projekte wünschen, damit diese von möglichst vielen Menschen genutzt werden.
„Um Tracking-Apps einzuführen braucht es viel Vertrauen in die Verlässlichkeit und in den Schutz von Systemen. Das sind auch Themen, die wir am IoT-Kongress behandeln“, erzählt Mario Drobics, am Austrian Institute of Technology (AIT) für IoT zuständig und Programmkoordinator der virtuellen Veranstaltung.
Resilienz und Vertrauen
„Vernetzte Systeme müssen robust funktionieren und die Daten müssen sicher und vertrauensvoll ausgetauscht werden. Das ist nicht nur im Privatbereich, sondern auch im industriellen Sektor ein großes Thema, denn hier geht es um Industriespionage“, sagt Drobics. “Da geht es dann meistens nicht nur um die Daten, sondern auch um die Steuerung von Industrieanlagen. Wenn diese manipuliert werden, kann es zu sehr massiven Schäden an Geräten und an der Infrastruktur kommen“, sagt Drobics.
Die Corona-Krise habe zudem gezeigt, wie wichtig das Thema Resilienz sei, so der AIT-Forscher. „Wir haben gesehen, wie anfällig unser vernetztes Wirtschaftssystem und Produktionsanalagen sind, wenn gewisse Verbindungen nicht mehr aufrechterhalten werden können“, sagt Drobics. Deshalb müsse die Resilienz der IoT-Infrastruktur geprüft werden. „Für die Abhängigkeit von digitalen Systemen gibt es jetzt auf jeden Fall ein gesteigertes Bewusstsein“, so der Forscher. Auch das Krisenmanagement spiele da eine immer wichtigere Rolle: „Im Fall einer globalen Pandemie kommt der grenzüberschreitende Informationsaustausch dazu.“
Open Innovation
Am 4. November wird es zudem mehrere Programmpunkte zum Thema Open Innovation in der Industrie geben. „Bisher war es so, dass die Industrie ihre Türen verschlossen gehalten hat, doch durch die Digitalisierung kommt es zu immer schnelleren Entwicklungen. Dazu braucht man schlaue Köpfe aus verschiedenen Disziplinen“, weiß Stromberger. „Immer mehr Firmen sind für offene Innovation zugänglich, aber im Verhältnis zu China und den USA müssen wir schneller werden und mehr Prozesse implementieren.“ Viele kluge Köpfe würden ins Silicon Valley auswandern, statt Innovationen für Europa voranzutreiben, so Stromberger.
Im Bereich Consumer-IoT führt Asien das Ranking an. „Der Fernost-Markt ist Gewinner der Corona-Krise“, so Wöhrl. Das hat aber oft seinen Preis: Die Produkte aus Asien sind nicht nur billig, sondern auch security-technisch bedenklich. „Viele Menschen haben sich in der Krise Webcams gekauft. Einige der am Markt erhältlichen Produkte aus Asien sind sehr billig und im Hintergrund werden Daten auf chinesische Server übertragen. Beim Kauf wird aber vor allem auf den Preis geschaut statt auf die Herkunft des Produkts“, warnt Wöhrl. „Wir Europäer müssen hier ein bisschen aufpassen, was wir uns ins Haus holen. Beim IoT-Fachkongress wird außerdem darüber gesprochen, wie man ein IoT-Ökosystem aufbaut, damit das Know-How auch in Europa bleibt“, erklärt Wöhrl.
Warum Standards wichtig sind
Es werden internationale Standards entwickelt, die Consumer-Produkte im Bereich IoT sicherer machen sollen. Diese Geräte sollen dann zumindest keine Standardpasswörter bekommen, die ein großes Einfallstor für Cyberkriminelle sind, wenn sie IoT-Geräte kapern und übernehmen. In Europa soll es zudem einige regulative Empfehlungen seitens der Gremien geben.
„Es soll einen Mechanismus geben, der solche Webcams und andere IoT-Geräte in Europa nur zulässt, wenn sie Grundprinzipien der Safety und Security berücksichtigen“, sagt Wöhrl. Ob diese Empfehlungen am Ende umgesetzt werden, bleibt abzuwarten.
Austrian Standards ist die österreichische Organisation für Standardisierung und Innovation. Sie bietet verschiedenste Formate für den fachlichen Austausch, damit sich Akteure aus Wirtschaft, Forschung, Verwaltung und NGOs themenbezogen vernetzen können.
Der 4. IoT-Fachkongress „Mit Standards in die Zukunft“ findet am 4. November 2020 erstmals als Online-Veranstaltung statt. Es warten dort Live-Best Practices, u. a. zu Security by Design, Artificial Intelligence, Industrie 4.0, IoT und IIoT, Predictive Maintenance, Open Innovation oder Tracking.
Mehr Information und Anmeldung unter: www.austrian-standards.at/iot
Disclaimer: Die futurezone ist Medienpartner des IoT-Fachkongresses.
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