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Leaks zeigen, wie rücksichtslos Uber bei seiner Expansion vorging

Über 124.000 vertrauliche Dokumente aus dem US-Unternehmen Uber wurden dem Guardian zugespielt. Sie stammen aus der Zeit zwischen 2013 und 2017, als Uber von seinem Mitbegründer Travis Kalanick geführt wurde und zeigen, wie aggressiv Uber bei seiner weltweiten Expansion vorging. Der Datensatz wurde mit einer Reihe anderer Medien geteilt. Im Kollektiv sollen in den kommenden Wochen nun zahlreiche Artikel über Erkenntnisse daraus erscheinen.

"Gewalt garantiert Erfolg"

Wie der Guardian ankündigt, geben die Daten einen tiefen Einblick in die Führungskultur des Fahrtendienstes. Aus E-Mails, iMessages und WhatsApp-Nachrichten gehen einige brisante Details hervor. Unter anderem zeigen die Leaks, welche Politiker Uber in der Tasche hatte und sie zeigen, was Uber in Kauf nahm, um seine Strategie erfolgreich durchzusetzen.

U.a. wurde etwa offenbar Gewalt gegen Uber-Fahrer*innen in Kauf genommen. Als es in Frankreich zu Auseinandersetzungen mit der Taxi-Branche kam, schickte Uber seine Fahrzeuge wissentlich zu Demonstrationen. "Ich glaube, das ist es wert. Gewalt garantiert Erfolg", wird CEO Travis Kalanick bei dieser Gelegenheit zitiert.

Macron als Freund, Scholz als Feind

Aus den Leaks geht ganz klar das Verhältnis hervor, das Uber mit verschiedenen hochrangigen Politikern pflegte. Emmanuel Macron war während seiner Zeit als französischer Wirtschaftsminister etwa ein treuer Verfechter der Rechte von Uber und setzt sich stark für das Unternehmen ein. Auch Joe Bidens Unterstützung konnte sich Uber während seiner Zeit als Vizepräsident sichern.

Mit Olaf Scholz hatte Uber weniger Freude. Der damalige Bürgermeister von Hamburg wehrte sich gegen das Lobbying von Uber und bestand auf Mindestlöhnen für Fahrer*innen, weshalb er von der Uber-Führung als "ein echter Komiker" bezeichnet wurde.

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Travis Kalanick war langjähriger Uber-CEO

Firmenanteile für Lobbying

Beim Eintritt in diverse Länder hat Uber Investmentkapital dazu verwendet, um Fahrtpreise für Kund*innen auf ein Niveau zu drücken, mit dem lokale Taxiunternehmen und Fahrtendienste nicht mithalten konnten. Gleichzeitig wurde viel Geld in Lobbying investiert. Uber hatte offenbar Erfolg damit, sich inoffiziellen Zugang zu Entscheidungsträger*innen zu sichern. Im Gegenzug erhielten diese Personen Anteile an Uber und wurden zu "strategischen Investoren".

Mit seiner Vorgehensweise hatte Uber aber nicht immer Erfolg. Wo es zu größeren Widerständen und Rechtsstreits kam, beschwor die Uber-Führung seine Mitarbeiter*innen, weiterhin Fahrten anzubieten. Beim Uber-Start in Indien drängte Travis Kalanick etwa darauf, das Angebot zu erweitern, selbst wenn "Feuer ausbrechen" sollte: "Ihr müsst wissen, dass das ein normaler Teil des Uber-Geschäfts ist. Akzeptiert das Chaos. Es bedeutet, dass ihr etwas bedeutungsvolles macht."

Kill Switch für IT-Systeme

Der rechtliche Graubereich, in dem Uber in vielen Ländern agierte, bereitete vielen Führungspersönlichkeiten Kopfzerbrechen. "Wir sind jetzt offiziell Piraten geworden", schreibt eine Person etwa. Der ehemalige Kommunikationschef von Uber wird zitiert mit: "Manchmal haben wir einfach Probleme, weil wir, naja, verdammt illegal sind." Um bei Polizeirazzien auf der sicheren Seite zu bleiben, hat Uber einen "Kill Switch" eingeführt. IT-Verantwortliche machten es Behörden damit unmöglich, an sensible Daten zu gelangen.

Reaktionen von Kalanick und Uber

Wie bereits erwähnt, scheute Uber auch nicht davor zurück, seine Fahrer*innen gewaltsamen Protesten auszusetzen. Auf diese Art versuchte man, die eigene Position durchzuboxen und Sympathien zu gewinnen. Wenn Fahrer*innen attackiert wurden, hielt Uber sie dazu an, Anzeigen bei der Polizei zu machen. Auf diesen Punkt in den Leaks reagierte Travis Kalanick im Übrigen. Über Sprecher*innen lässt er ausrichten, dass er niemals Gewalttätigkeiten gegen Uber-Fahrer*innen in Kauf genommen hätte.

Uber selbst reagierte auf die Leaks ebenfalls. Eine Sprecherin sagt: "Es gibt viel, was unser ehemaliger CEO vor fast einem Jahrzehnt gesagt hat, das wir heute sicherlich nicht gutheißen würden. Aber eines, was wir wissen, ist , dass niemand bei Uber über Gewalt gegen Fahrer*innen jemals glücklich gewesen ist."

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