R.U.S.Z insolvent: Warum das Reparaturzentrum pleite ging
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Das Wiener Reparaturzentrum R.U.S.Z ist insolvent. Das teilte der Kreditschutzverband mit (hier). Als Grund wurde allgemein das Aussetzen des Reparaturbonus angegeben. Nachdem der Reparaturbonus der Stadt Wien auslief und der bundesweite Bonus im Jahr 2022 ausgesetzt wurde, schaffte es das R.U.S.Z nicht, die Zeit zum nächsten Bonus durchzutauchen, erklärt Geschäftsführer Sepp Eisenriegler im Gespräch mit der futurezone.
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In dieser Zeit erlebte R.U.S.Z. Umsatzverluste von 70 Prozent. Hinzu kamen die Einbußen durch die Corona-Pandemie. Die rund 20 vom Unternehmen ausgebildeten Mitarbeiter*innen werden jetzt dabei unterstützt, bei Franchise-Partnern unterzukommen oder sich selbstständig zu machen. Im Rahmen des Franchise-Systems hat R.U.S.Z. andere dabei unterstützt, ein eigenes Reparaturangebot aufzubauen.
"Reparaturbonus ist nur eine Krücke"
Nur die Bonuszahlungen verantwortlich zu machen, sei allerdings zu kurz gefasst, erklärt Eisenriegler: "Der Reparaturbonus des Bundes und des Landes ist nur eine Krücke, die das Marktversagen ausgleicht". Der Bonus habe gezeigt, dass es eine "massive Akzeptanz des Angebots an vernünftigen Preisen für Reparaturen" gibt.
Das grundlegende Problem sei, dass eine neue Waschmaschine 270 Euro kostet. Die gehe aber nach kurzer Zeit schon kaputt. Um 10 Jahre lang zu waschen, zahlt man dann 600 bis 800 Euro: "Für das Geld kann man auch eine gescheite Waschmaschine bauen und nicht den Schrott, der nach 3 Jahren kaputt geht", sagt Eisenriegler. Gleichzeitig würden die Kosten für eine Reparatur durch die ausgebildeten Mitarbeiter*innen 160 Euro pro Stunde betragen. Das wollen viele nicht bezahlen.
Eisenriegler fordert Eingreifen der Politik
Deshalb fordert er eine soziale Steuerreform, die unter anderem den Verbrauch wichtiger Ressourcen besteuert. Sein politischer Einsatz zeigte zumindest auf EU-Ebene Wirkung. Mit dem Dachverband RReuse macht sich Eisenriegler für das Recht auf Reparatur stark. Die ersten Ergebnisse hat die EU-Kommission Anfang September veröffentlicht (mehr dazu hier). Demnach müssen elektronische Geräte wie Smartphones und Tablets für den EU-Markt ab Juni 2025 so designt sein, dass sie mindestens 7 Jahre lang repariert werden können.
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Für das R.U.S.Z. kommt diese Regelung zu spät, doch geschlagen gibt sich Eisenriegler trotz der Insolvenz nicht. Der gleichnamige Verein wird künftig vor Ort Reparaturen von Großgeräten durchführen. Wer eine Reparatur wünscht, kann den Service bspw. zu sich nach Hause bestellen. Damit spare man sich die Kosten für das teure Geschäftslokal. Ab dem 25. September kann auch der Reparaturbonus bis des BMK wieder beantragt werden (hier).
Grüne Wien fordern Auftragsvergabe der Stadt an R.U.S.Z.
Die Grünen Wien fordern derweil die Stadt Wien auf, dem Unternehmen durch die Vergabe von Reparatur- und Wartungsaufträgen an R.U.S.Z. einen Rettungsanker auszuwerfen. Es leiste einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und einer klimasozialen Arbeitsmarktpolitik, heißt es in einer Aussendung.
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