Waschmaschinen reparieren gegen den Klimawandel
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Der Unternehmer und Buchautor Sepp Eisenriegler betreibt im 14. Wiener Gemeindebezirk seit gut zwanzig Jahren das Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z. Dabei hat er sich auf die Instandsetzung und Servicierung von Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen spezialisiert. Eine goldene Nase könne man sich damit nicht verdienen, sagt er. Dennoch will er mit seinem Geschäft der Wegwerfgesellschaft etwas entgegensetzen und sich für die Langlebigkeit sowie die Reparaturfähigkeit von Elektronikprodukten einsetzen.
futurezone: Herr Eisenriegler, wie läuft das Geschäft?
Eisenriegler: Wir hatten dieses Jahr erstmals kein Sommerloch. Ich sehe das als Zeichen dafür, dass sich durch die Klimawandeldebatte auch in unserem Bereich mehr tut.
Inwieweit kann man beim Erwerb und Gebrauch von Elektrogeräten auf Nachhaltigkeit achten?
Beim Kauf sollte man unbedingt darauf schauen, sich ein langlebiges Produkt auszusuchen, das man bestenfalls auch leicht reparieren kann. Wer sich ein generalüberholtes, gebrauchtes Produkt kauft, leistet beispielsweise ebenso einen Beitrag zum Klimaschutz. Man sollte auch grundsätzlich die jeweiligen Wartungstipps beachten. Ein Viertel aller Anfahrten unserer Servicemitarbeiter stellen nichts Anderes dar als das Reinigen des Flusensiebes.
Das bedeutet wir haben Mitschuld am Klimawandel, wenn wir uns ständig neue Elektronikprodukte kaufen?
Klar. Der Abbau und die Weiterverarbeitung natürlicher Ressourcen ist für die Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, wie eine aktuelle Studie der Vereinten Nationen zeigt. Auch die Rohstoffe für die Herstellung von Elektronikprodukten, zählen dazu. Gleichzeitig hat sich die durchschnittliche Nutzungsdauer von Waschmaschinen von ungefähr 30 Jahren auf 8,3 Jahre reduziert. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, wie viele nicht-regenerative Rohstoffe für unsere Wegwerfgesellschaft verschwendet werden. Das muss nicht sein! Zu verdanken ist das hauptsächlich dem obsoleten, wachstumsgetriebenen Wirtschaftssystem auf gesättigten Märkten.
Sie spielen auf die berühmten Sollbruchstellen an, die dazu führen, dass die Hersteller immer wieder neue Geräte verkaufen können - Stichwort geplante Obsoleszenz?
Ich möchte jetzt nicht die Hersteller als böse Buben darstellen, die halten sich alle an die geltenden Gesetze. Die Hersteller sind ja fast gezwungen, in diesem kapitalistischen Wirtschaftssystem ihre Umsätze mit dem Verkauf von immer mehr Geräten zu erhöhen, um entsprechend hohe Dividenden ausschütten zu können.
Was kann man dem entgegensetzen?
Die Ordnungspolitik der EU ist auf dem richtigen Weg. Derzeit werden von den EU-Normungsorganisationen nämlich verschiedene Standards in Bezug auf Ressourceneffizienz ausgearbeitet. Es geht in etwa darum, wie man mit weniger Materialentnahme bei Elektrogeräten denselben Nutzen stiften kann. Das bedeutet: langlebige reparaturfreundlich konstruierte Produkte, deren Materialien auch leicht wiederverwertet werden können.
Es soll also von der Wegwerfgesellschaft weg, hin zu einer Kreislaufwirtschaft gehen?
Genau. An dieser Kreislaufwirtschaft führt ohnehin kein Weg mehr vorbei. Dass das Konsumverhalten der Wegwerfgesellschaft keine Zukunft hat, das haben auch die großen Hersteller mittlerweile kapiert, wie mir Vertreter von Haushaltsgeräteproduzenten bestätigt haben.
Aber wie sollen dann die Hersteller künftig ihr Geld verdienen?
Die müssen dann ihr Geschäftsmodell überdenken. Beispielsweise könnten die Hersteller ihre Produkte zur Nutzung bereitstellen. Sie zahlen dann etwa bei Waschmaschinen pro Waschgang. Stichwort: Sharing Economy. Es will halt niemand der Erste sein, der sein Geschäftsmodell umstellt, weil für denjenigen dadurch am Markt ein Nachteil entsteht. Daher setzen wir auch große Hoffnung in die ordnungspolitischen Maßnahmen der EU. Im Sinne der Gleichbehandlung gelten diese Vorschriften dann für alle Hersteller.
Wie will man überprüfen, ob ein Gerät für Langlebigkeit konstruiert ist?
Dazu gibt es eine gute Nachricht: Wir sind in einem EU-Konsortium, im Rahmen dessen wir objektive Testmethoden entwickeln. Diese Testmethoden basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Damit kann man vor der Zulassung eines Geräts feststellen, wie langlebig und wie einfach ein Produkt zu reparieren ist. Die Hersteller können sich dann darauf einstellen. Ab 2025 sollen eben in der EU nur mehr Produkte auf den Markt kommen, die bestimmten Kriterien der Langlebigkeit entsprechen.
Langlebige Produkte sind allerdings oft teuer in der Anschaffung. Viele können sich das wohl auch gar nicht leisten.
Die angeblich billigen Waschmaschinen sind gar nicht so billig. Eine Waschmaschine um 300 Euro ist technisch so konstruiert, dass sie nach drei Jahren kaputtgeht und eine Reparatur unwirtschaftlich ist. Um zwanzig Jahre saubere Wäsche zu haben, braucht man also sieben Stück davon. Eine Alternative dazu ist eine hochwertige Waschmaschine um rund 1.000 Euro. Wer sich das nicht leisten kann, hat immer noch die Möglichkeit bei uns eine hochwertige Waschmaschine zu mieten. Ein Waschgang kostet 1 Euro.
Zur Person
Sepp Eisenriegler ist ausgebildeter AHS-Lehrer und hat 1988 die Umweltberatung Wien gegründet, wo er bis 2007 auf dem Gebiet der Abfallvermeidung und Ressourcenschonung tätig war. 1998 gründete er das Reparatur- und Servicezentrum R.U.S.Z im 14. Wiener Gemeindebezirk. 1999 folgte die Gründung des ReparaturNetzWerks Wien.
Im R.U.S.Z. beschäftigt er mittlerweile 25 Mitarbeiter und hat 2018 erstmals die angestrebte Umsatzmillion geknackt.
Aktuell ist er dabei, die Reparaturdienstleistungen über ökosoziales Franchising in weitere Bundesländer zu bringen. Neben der Filiale in Graz wird gerade eine Filiale in Linz vorbereitet.
2016 veröffentlichte Eisenriegler sein Buch "Konsumtrottel: Wie uns die Konzerne austricksen und wie wir uns wehren".
Am 21. 11. wird er beim futurezone Day in Wien bei einer Podiumsdiskussion zum Thema faire Technologie, Recycling und Reparieren teilnehmen. Tickets und mehr Informationen gibt es hier.
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