"Samsung kann sich bei Smartphones nicht mehr abheben"
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Der Smartphone-Marktführer Samsung hat für das zweite Quartal 2014 einen massiven Gewinnrückgang zu erwarten, wie der Konzern am Dienstag bekannt gegeben hat. Im direkten Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum dürfte Samsung gut 25 Prozent weniger verdient haben, der Gewinn soll nur noch 5,2 Milliarden Euro betragen. Auch die Verkäufe des aktuellen Spitzenmodells Galaxy S5 laufen offenbar nicht optimal. So wird man Prognosen zufolge im dritten Quartal dieses Jahres nur sechs Millionen Geräte absetzen. Vom Vorgänger S4 konnten in einem vergleichbaren Zeitraum noch 16 Millionen Handys verkauft werden.
„Die westlichen Märkte sind in Sachen Smartphones gesättigt“, sagt David McQueen, Analyst beim britischen Marktforscher Ovum, zum KURIER. Starke Verkäufe könne man derzeit nur in Entwicklungs- und Schwellenländern mit Mittelklasse-Geräten erzielen. „Samsung hat diese Smartphones zwar, die Gewinnmargen sind aber bei Weitem nicht so hoch wie beim eigenen Spitzenmodell S5“, so McQueen. Dazu kommt der starke Konkurrenzdruck aus China. „Samsung muss mit viel günstigeren chinesischen Unternehmen konkurrieren und hat damit Schwierigkeiten.“
Fehlender Unterschied
Ein Problem Samsungs sei, dass sie im Unterschied zu Apple kein eigenes Ökosystem haben, sondern auf Googles Android setzen. Dadurch haben sie im Vergleich zur chinesischen Konkurrenz, die ebenfalls auf Android setzt, nur geringe Alleinstellungsmerkmale. Sich über Hardware wie Display und Kamera von der Konkurrenz zu unterscheiden sei schwierig. "Samsung kann sich bei Smartphones nicht mehr von der Konkurrenz abheben", so McQueen.
„Wenn man das gleiche Ökosystem mit den gleichen Apps und vergleichbarer Hardware viel billiger bekommt, warum soll man dann zum teureren Samsung-Smartphone greifen?“, so McQueen. Stark im chinesischen Geschäft sind etwa Huawei und ZTE. Ebenfalls großes Wachstum konnte zuletzt das chinesische Unternehmen Xiaomi verzeichnen und innerhalb eines Jahres seine Smartphone-Verkäufe verdreifachen. Angeführt wird Xiaomi von Lei Jun, der auch als chinesischer Steve Jobs bezeichnet wird. Jun hat sich Unterstützung bei Google geholt: Der ehemals hochrangige Android-Manager Hugo Barra wechselte im August 2013 zu Xiaomi.
Wearables
Laut McQueen wäre es eine Möglichkeit für Samsung, auf andere Geräteklassen zu setzen. Naheliegend wären hier etwa Wearbles. Mit der Gear-Serie versucht hier Samsung bereits seit einiger Zeit Fuß zu fassen. “Problematisch ist, dass sie Wearables aber nicht teuer genug verkaufen können, um wirklich hohe Margen zu erzielen. Hier setzt man auf die Masse”, so McQueen.
„Apple macht es richtig“
Im Unterschied zu Samsung konnte Apple zuletzt starke Quartale verbuchen. „Apple macht es richtig. Der Unterschied ist, dass Apple sein eigenes Ökosystem hat, sie profitieren von eigenen Inhalten und Apps und können sich dadurch auch von der Konkurrenz unterscheiden“, so McQueen. Auch das Fehlen von günstigen Einsteigergeräten schadet dem kalifornischen Hersteller nicht, wie der Analyst erklärt: „In den Entwicklungsmärkten setzt Apple auf ältere Modelle, die günstiger angeboten werden können.“ Zuletzt hat Apple etwa wieder die Produktion des älteren iPhone 4s hochgeschraubt, um Geräte in Märkten wie Indien, Brasilien und Indonesien zu verkaufen.
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