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Resümee

STARTup Week: Aufbruch in die Silicon Alps

Von den “Silicon Alps”, einem österreichischen Pendant zum Hightech-MekkaSilicon Valley” in Kalifornien, träumen einige schon länger, jetzt nimmt der Traum Gestalt an: Auf der Veranstaltung STARTup Week, die vergangene Woche in Wien 1300 Besucher und mehr ls 100 internationale Sprecher anlockte, zeigte die Hauptstadt ihr Potenzial als mögliches europäisches Zentrum für Internet-Ideen auf. Fünf Tage konnten sich Programmierer und Jungunternehmer in Vorträgen und von Experten Tipps und Tricks in Sachen Firmengründung, Risikokapital und Geschäftsmodell holen.

Beim Wettbewerb  “Startup Challenge” setzten sich die Wiener Jungunternehmer von MySugr gegen rund 400 andere Startups aus 46 Ländern durch und sackten ein Preisgeld von 30.000 Euro ein. MySugr will ab Ende 2011 eine Smartphone-App anbieten, mit deren Hilfe Diabetiker ihre Erkrankung besser therapieren können sollen. Wohl aber am wichtigsten: Im informellen Gespräch am Gang wechselten hunderte Visitenkarten und Insider-Informationen ihre Besitzer - vielleicht der Beginn eines jener Branchen-Netzwerke, die das Silicon Valley und wichtige Startup-Städte wie London und Berlin zu dem gemacht haben, was sie heute sind.

Bewegung in der Szene
“Wir haben einiges bewegt in Österreich und Europa”, resümiert Andreas Tschas von StartEurope, der Veranstalterfirma der “Startup Week”. Der Event soll 2012 wieder stattfinden, dafür hat jetzt auch die Politik - man ist in Gesprächen mit verschiedenen Ministerien - ihre Unterstützung zugesagt. Im kommenden Jahr sollen dann auch hochrangige Politiker und Wirtschaftsbosse Bühne und Gänge der Veranstaltung bevölkern.

Und: “Wir wissen konkret von vier ausländischen Investments bei österreichischen Start-ups, die im Rahmen der Startup Week getätigt wurden”, sagt Jürgen Furian von StartEurope. Er und Tschas rechnen damit, dass Laufe des nächsten Jahres noch mehr und bessere Internet-Ideen in Europa den Durchbruch schaffen. Mit bis zu 25 Folge-Events (demnächst etwa in Innsbruck und Budapest) will man diesen eine Bühne und Möglichkeit zum Netzwerken schaffen.

Viel Geld im Fluss
“Es ist eine fantastische Zeit für Start-ups. Wenn Sie heute Ihr Geld auf die Bank legen, bekommen Sie fast nichts dafür. Leute, die Milliarden übrig haben, suchen also nach Gelegenheiten”, sagt etwa der Skype-Mitbegründer Morten Lund, der heute als Investor auftritt. Einer der wenigen Österreicher, die ihr Geld bereits bei jungen heimischen Internet-Firmen anlegen, ist der Unternehmer Hans Hansmann (60). Er hat unter anderem beim Sprachlern-Dienst Busuu, dem Fixkosten-Vergleichsportal Durchblicker und dem digitalen Ernährungs-Coach iJoule investiert.

In der Branche wird nun damit spekuliert, dass aufgrund der schlechten Wirtschaftslage immer mehr heimische Wohlhabende ihr Geld ncht in Aktien, sondern Jungfirmen stecken werden - und zwar nicht nur erfahrene Manager wie Hansmann, sondern etwa auch Junge, die reich geerbt haben. Das könnte auch dazu führen, dass österreichische Start-ups nicht den Weg ins Ausland wählen, und Jungunternehmer aus dem Osten sich in Wien ansiedeln.

Ausländische Interessen
Auch im Ausland besteht bereits Interesse an österreichischen Internet-Ideen. Der Moskauer Alexander Galitsky, oft als “Vater des russischen Internet” bezeichnet, will Start-ups dabei helfen, in den Osten zu expandieren. “Der russische ist der größte europäische Internet-Markt”, so Galitsky.

Auch der US-Internetgigant Facebook, der Österreich bis dato vernachlässigt hat, hat Lunte gerochen. Mit gleich drei Mitarbeitern war das Online-Netzwerk vor Ort vertreten - vor allem mit dem Ziel, Entwickler und Start-ups für den “Open Graph” zu begeistern. Die Technologie bringt Facebook-Funktionen auf externe Web-Dienste - laut Facebook-Manager Christian Hernandez könnten Startups so schnell an Millionen Nutzer kommen und über Facebook Credits sehr einfach Einnahmen generieren. Das ist natürlich im Interesse des Online-Netzwerks: Mehr Facebook-Apps bedeuten mehr Daten und mehr Werbeeinnahmen.

Probleme und Hürden
Die Euphorie der jungen Branche wurde im Rahmen der Startup Week aber auch durch Studienergebnisse getrübt, die der Business-Angel-Fonds SpeedInvest präsentierte. Die Untersuchung von 100 heimischen Start-ups zeigte unter anderem auf, dass diese ihre Ziele nicht hoch genug anlegen. Weniger als zehn Prozent wollen international durchstarten, die Mehrheit will nur die DACH-Region oder die EU erobern. Im Internet-Business ist das meist zu wenig, immerhin konkurriert man mit globalen Playern, die schnell agieren.

Die Studie zeigt zudem, dass Österreich noch kein besonders gutes Pflaster für erfolgreiche Internet-Firmen ist. Web-Dienste wie Busuu, Lookk (Ex-Garmz) oder Qriously wanderten nach ersten Erfolgen sofort nach London bzw. Madrid aus, weil sie sich dort größere Chancen ausrechnen. Aus gutem Grund: “Es gibt zu viele Start-ups, die alle um die gleichen wenigen Leute wetteifern – nicht nur Programmierer, sondern auch Manager, Verkaufer, Marketing-Fachleute etc. Ich befürchte, dass viele Start-ups deshalb nicht überleben werden”, so die renommierte US-Risikokapitalgeberin Esther Dyson (u.a. Evernote, 23andme, Yandex).

Weiter kein Austro-Facebook

Warum Österreich bis dato noch keine Internet-Firma der Größenordnung Facebook/Google hervorgebracht hat, hat verschiedene Gründe. Das Fehlen der berühmten Szene-Netzwerke, wie sie das Silicon Valley prägen, hat genauso Mitschuld wie die Grundeinstellung lokaler Geldgeber, nur in Jungfirmen mit einem “kurzem Pfad zu positiven Cash Flows” oder “klarem Aussicht auf Exit-Erfolg” zu investieren.

“Wir wollen aber auch gar kein Twitter oder Facebook, sondern mittelgroße Firmen aufbauen”, so etwa SpeedInvest-Chef Oliver Holle, der den Startup-Challenge-Gewinner MySugr demnächst bei einem dreiwöchigen Business-Asflug im Silicon Valley herumreichen will. Vielmehr sieht er Start-ups als ausgelagerte "R+D" (Forschung & Entwicklung) für große Firmen. Ziel ist immer der "Exit", also der Verkauf an größere Unternehmen, und nicht der Aufbau eines globalen Players.

Ob die künftigen Web-Hits aus Österreich nach Kalifornien folgen werden oder lieber in Österreich bleiben wollen - auf diese Entscheidung wird die Startup Week in den kommenden Jahren jedenfalls Einfluss haben.

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Jakob Steinschaden

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