Wie Mobilfunker Big Data nutzen
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„Wir gehen nicht mehr online, wir leben heute online“, sagt Google-Österreich-Chef Markus Kienberger, beim Business Forum des Datenanalyseunternehmens Teradata am Dienstag in Wien. Treiber dieser Entwicklung seien Smartphones. „Sie haben alles verändert“, sagt Kienberger. In manchen Märkten bekomme Google mehr Suchanfragen über mobile Geräte als über Desktop-Computer. Die Daten aus der mobilen Nutzung sind für Google Gold wert. Aber nicht nur der Internetkonzern, auch Telekomunternehmen profitieren von den Daten der Smartphone-Nutzer.
Der tschechische Mobilfunkanbieter O2 etwa setzt zunehmend auf das Geschäft mit Nutzerdaten. „Verkauft werden nicht die Daten selbst, sondern die Erkenntnisse, die wir aus den Daten gewinnen“, erzählt Jan Romportl, Chef-Datenanalyst bei dem Telekomunternehmen, das in Tschechien einen Marktanteil von rund 40 Prozent hält.
„Aktive Sensoren“
Für Datenanalysten seien die Mobilfunkkunden „aktive Sensoren“, die dabei helfen würden, die Welt zu verstehen. Aus der Analyse von Bewegungsdaten lasse sich etwa die Wirkung von Außenwerbung messen, sagt Romportl: „Wir beraten Firmen, auf welchen Billboards sie welche Werbung ausspielen sollen, um bestimmte Zielgruppen zu erreichen.“ Zu den Kunden von O2 Tschechien zählen neben Werbefirmen auch Banken. Die Datenanalysen des Telekomunternehmens kommen auch bei der Bewertung der Kreditwürdigkeit von Bankkunden zum Einsatz. Das Einverständnis der betroffenen Personen werde natürlich eingeholt, sagt Romportl.
Auch österreichische Mobilfunker stellen beispielsweise anonymisierte Bewegungsdaten ihrer Kunden zur Verkehrsanalyse zur Verfügung. Dass viele Nutzer Unbehagen verspüren, wenn ihre Daten zu solchen Analysen herangezogen werden, ist Romportl bewusst. Es gehe nicht um individuelle Daten, sondern um das Verständnis abstrakter Prozesse. Gegen den Verkauf von Nutzerdaten, wie ihn einige Mobilfunkfirmen betreiben, verwehrt sich Romportl. „Wir wissen, wie sensibel diese Daten sind. Selbst wenn sie anonymisiert werden, lassen sich durch Analysen Rückschlüsse auf einzelne Personen ziehen“, sagt er. O2 Tschechien biete deshalb nur die aus den Daten gewonnenen Einsichten zum Kauf an.
Zehn Millionen Euro Umsatz
Das Geschäft mit den Datenprodukten gewinnt für den Mobilfunker jedenfalls an Bedeutung. In zwei Jahren rechnet Romportl mit einem jährlichen Umsatz von zehn Millionen Euro. Zum Einsatz kommen die Datenanalysen auch bei der Telekomfirma selbst. Auf Basis von Verhaltensdaten von Kunden wird etwa prognostiziert, ob sie ihren Vertrag kündigen wollen. Die Bemühungen sie zum Bleiben zu bewegen, seien nicht immer erfolgreich, sagt Romportl: „Wenn sie ein besseres Angebot haben, wechseln viele Kunden trotzdem."
Disclaimer: Die Futurezone ist Medienpartner des Teradata Business Forum.
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