Yahoo-CEO Marissa Mayer steht nach dem Verkauf im Geldregen
Yahoo-CEO Marissa Mayer steht nach dem Verkauf im Geldregen
© APA/AFP/ROBYN BECK

Aufspaltung

Yahoo und Altaba: Getrennte Reste eines einstigen Riesen

"Altaba", eine Wortkreation aus "alternative Alibaba", heißt nun das, was von Yahoo übrig bleibt, wenn der einstige Online-Gigant demontiert wird. Das Unternehmen, für das Microsoft im Jahr 2008 noch 44 Milliarden Dollar geboten hatte, soll demnächst vom US-Telekommunikationsunternehmen Verizon für 4,8 Milliarden Dollar gekauft werden. So lautete jedenfalls der im Juli bekannt gegebene Deal. Erst danach musste Yahoo kleinlaut verkünden, zum Opfer des größten Datendiebstahls der Geschichte geworden zu sein.

Die Übernahme durch Verizon ist nun gefährdet. CEO Marissa Mayer wird den Verwaltungsrat des Restunternehmens verlassen. Die Tage als Unternehmenslenkerin seit 2012 könnten für sie gezählt sein. Mayer schaffte es genausowenig wie ihre Vorgänger, das Ruder des seit Jahren schwächelnden Yahoo herumzureißen.

Die guten 90er

Yahoo wurde im Jahr 1994 durch die Studenten Jerry Yang und David Filo in Sunnyvale, Kalifornien, gegründet. "Jerry and David's guide to the World Wide Web", wie sich ihr Projekt ursprünglich nannte, sollte einen besseren Überblick über das wachsende Webseitenangebot bieten. Der Firmenname wurde noch 1994 in Yahoo geändert, was für "Yet Another Hierarchically Organized Oracle" ("Ein weiteres hierarchisch organisiertes Orakel") stehen sollte, aber auch an Figuren aus dem Roman "Gullivers Reisen" von Jonathan Swift angelehnt sein könnte.

Die Yahoo-Webseite ordnete Webseiten in Kategorien und diente als Einstiegspunkt in das World Wide Web. Rasant wachsende Nutzerzahlen und steigende Werbeerlöse sorgten für sprudelnde Einnahmen. Die Suchmaschine Google, die mit Yahoo zunächst noch zusammengearbeitet hatte, ging Anfang der 2000er-Jahre dann eigene Wege. Yahoo erweiterte sein Angebot und wollte eine Vielzahl von Online-Diensten aus eigener Hand anbieten, etwa Terminplaner oder E-Mail.

Aufstieg und Fall

Die Kasse war immer noch gut gefüllt, sodass in Folge Unternehmen wie das Fotoportal Flickr oder die Online-Werbefirma Right Media gekauft wurden. 2005 erwarb Yahoo für eine Milliarde Dollar Anteile am chinesischen Onlinehändler Alibaba. Später erwies sich dies als die wahrscheinlich beste strategische Entscheidung des Unternehmens. Nach dem ausgeschlagenen Übernahmeangebot von Microsoft im Jahr 2008 begannen schließlich die großen Probleme. Social Networks wie Facebook schossen aus dem Boden. Yahoo wirkte dagegen veraltet.

Nach einigen Führungswechseln wurde 2012 die ehemalige Google-Managerin Marissa Mayer zum CEO ernannt. Sie sollte Yahoo wieder hip machen. Die Blog-Plattform Tumblr wurde für eine Millarde Dollar übernommen. Das Geld stammte aus Verkäufen von Alibaba-Anteilen. Der chinesische Online-Händler war in der Zwischenzeit sehr wertvoll geworden.

Der Kurswechsel bei Yahoo führte allerdings nicht zum Erfolg. Übernahme- und Fusionsgerüchte machten die Runde. Investoren zeigten sich vor allem an den Yahoo-Anteilen an Alibaba sowie der relativ erfolgreichen Tochter Yahoo Japan interessiert. Alibaba zählt zu den erfolgreichsten Handelsunternehmen der Welt, während Yahoo Japan die meistbesuchte Webseite Japans ist. Die Yahoo-Aktionäre lehnten eine Abspaltung jener Teile ab.

Cyberangriffe

Mit dem 2016 beschlossenen Verkauf des Kerngeschäfts an Verizon schien ein großes Problem gelöst. Der unprofitabel gewordene Unternehmensteil sollte abgespalten werden, immerhin winkten 4,8 Milliarden Dollar dafür. Im September und Dezember 2016 wurde jedoch bekannt, dass Cyberkriminelle im Jahr 2013 Daten von einer Milliarde Yahoo-Nutzern gestohlen hatten, im Jahr darauf nochmal Daten von 500 Millionen Nutzern. Das Unternehmen ist nun mit Sammelklagen konfrontiert, der Kaufpreis für Verizon könnte um mehr als eine Milliarde Dollar reduziert werden.

"Es gibt nicht so viele Medienunternehmen mit einer Milliarde Nutzer, die unter fünf Milliarden Dollar zu haben sind", meint Bank-Austria-Chefanalystin Monika Rosen-Philipp und zieht einen Vergleich mit Twitter heran. Der Kurznachrichtendienst mit rund 320 Millionen Nutzern wird aktuell mit 12 Milliarden Dollar bewertet. "Verizon macht hier immer noch ein gutes Geschäft."

Jack Ma (R), founder and executive chairman of Alibaba Group, and President-elect Donald Trump pose for the media after their meeting at Trump Tower January 9, 2017. / AFP PHOTO / TIMOTHY A. CLARY

Angeschlagenes Image

Der Rest von Yahoo löst sich unterdessen endgültig von der in Mitleidenschaft gezogenen Marke. Die Holding Altaba soll für "alternative Alibaba" stehen. Sie dient der Verwaltung von 35 Prozent der Anteile an Yahoo Japan und 15 Prozent an Alibaba sowie einer Reihe von Patenten. Laut Market Watch wird die Holding möglicherweise auch Anteile zu Geld für die Aktionäre machen. Ein Rückkauf der Alibaba-Anteile durch Alibaba scheint ebenfalls möglich.

Marissa Mayer wird gemeinsam mit fünf weiteren Mitgliedern, darunter Yahoo-Mitbegründer David Filo, den Verwaltungsrat verlassen. Die Zukunft der 41-jährigen Informatikerin, die 2008 vom Magazin "Fortune" als damals jüngste Frau unter die 50 mächtigsten Frauen der Welt gewählt wurde, ist ungewiss.

Mayer könnte aber auch weiterhin bei Yahoo arbeiten. Das Online-Portal soll unter Verizon-Führung weiter bestehen. Möglicherweise wird es mit AOL verbunden, einem weiteren Relikt aus der Dotcom-Blase der späten 90er-Jahre. Verizon hat AOL im Jahr 2015 für 4,4 Milliarden Dollar übernommen.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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