DIY vs. Handwerker: Wann kann man selbst aktiv werden?
Es gibt wenige Orte, an denen so viele Träume geboren werden wie in Baumärkten. Zwischen Farbpaletten, Schraubenziehern und Wannen voller Kabelbinder flackert die Vorstellung vom perfekten Heimwerkerprojekt auf, das nicht nur das Zuhause verschönert, sondern auch das Konto schont.
Doch die Sache hat bekanntlich ihre Tücken. Denn wo Eigenleistung glänzt, lauern ebenso Stolperfallen, die nicht nur Nerven, sondern manchmal auch das ganze Haus kosten können.
Was darf man überhaupt selbst machen?
Nicht alles, was der Werkzeugkoffer hergibt, gehört auch in Laienhände. Stromleitungen zum Beispiel, so unscheinbar sie hinter der Wand verlaufen, sind in Deutschland ein streng bewachtes Terrain. Gesetzliche Vorschriften verbieten es Privatleuten, an elektrischen Anlagen herumzuschrauben, weil hier eben nicht nur die Lampe, sondern auch Leib und Leben auf dem Spiel stehen.
Ähnlich heikel ist das Reich der Gasinstallationen, wo schon ein kleiner Fehler für mächtig Ärger sorgt, von der Explosionsgefahr ganz zu schweigen. Noch ein heißes Eisen: tragende Wände. Wer glaubt, einfach mal eine Wand rauszuklopfen, um das Wohnzimmer mit der Küche zu vereinen, riskiert womöglich, dass bald mehr als nur die Tapete bröckelt.
Statik ist kein Hobbyfeld. Auf der sicheren Seite bewegt sich, wer sich beim Heimwerken auf Projekte wie Streichen, Tapezieren oder den Bau eines Regals beschränkt. Solche Vorhaben sind nicht nur erlaubt, sondern oft auch ein echtes Erfolgserlebnis. Problematisch wird es erst, wenn Wasser im Spiel ist. Denn eine schlecht verlegte Leitung kann nicht nur das Bad, sondern gleich das ganze Stockwerk ruinieren.
Versicherungen sehen es übrigens gar nicht gerne, wenn Laien ihre Rohrleitungen selbst verlegen. Kein Wunder, schließlich kann ein winziges Leck enorme Schäden verursachen. Viele unterschätzen dabei, dass der Weg vom Regal im Baumarkt bis zur fachgerechten Installation oft weiter ist, als es auf den ersten Blick scheint.
Spart oder kostet die Eigenleistung am Ende Geld?
Natürlich lockt Heimwerken mit dem Versprechen, das Budget zu schonen. Wer keinen Handwerker bezahlen muss, spart schnell 40 bis 70 Euro pro Stunde oder noch mehr, je nach Gewerk. Doch das Blatt kann sich schneller wenden, als es einem lieb ist. Denn auch Heimwerker brauchen Material und oft spezielles Werkzeug.
Mietgeräte schlagen ebenso zu Buche wie Spachtelmasse, Fliesen oder Bodenbeläge. Selbst ein einfaches Verlängerungskabel kann plötzlich fehlen und sorgt dafür, dass man noch eine zusätzliche Runde zum Baumarkt drehen muss. Und wehe, ein Projekt läuft schief. Dann kostet die Nachbesserung durch den Profi oft mehr, als hätte man ihn gleich gerufen.
Gerade bei groß angelegten Projekten wird es kritisch. Ein falsch verlegter Fliesenboden zum Beispiel muss raus, bevor der Fachmann ans Werk kann. Das treibt die Kosten in die Höhe. Andererseits können einfache Arbeiten wie Streichen, Laminat verlegen oder Möbel aufbauen tatsächlich günstiger ausfallen, wenn man sie selbst übernimmt.
So viel Können braucht das Selbermachen
Zugegeben, es gibt kaum ein befriedigenderes Gefühl, als mit Akkuschrauber und Zollstock bewaffnet ein Projekt zu vollenden. Doch ohne grundlegende Fähigkeiten bleibt der Traum oft ein Luftschloss. Selbst scheinbar banale Tätigkeiten verlangen präzises Messen, eine ruhige Hand und ein wenig Gespür für Materialien.
Viele unterschätzen zum Beispiel, wie empfindlich Untergründe reagieren oder wie wichtig die Wahl der richtigen Farbe in Feuchträumen ist. Wer hier am falschen Ende spart, riskiert Schimmel oder Aufquellen des Bodens. Das richtige Werkzeug macht ebenfalls einen gewaltigen Unterschied. Profis greifen zu Geräten, die exakt arbeiten und lange halten. Wer sich hingegen mit wackeligen Billig-Bohrmaschinen quält, erlebt oft böse Überraschungen. Entweder beim Ergebnis oder beim eigenen Blutdruck.
Vor allem aber kennen Profis Kniffe, die Laien fehlen, sei es eine spezielle Spachteltechnik oder das Wissen, welche Materialien zusammenpassen. Wer sich seiner Sache nicht absolut sicher ist, sollte lieber kleinere Projekte in Angriff nehmen und sich bei komplexeren Bauvorhaben Unterstützung holen.
Trotz aller Risiken lässt sich kaum leugnen, dass Heimwerken eine beinahe magische Anziehungskraft ausübt. Da steht weniger das Geld im Vordergrund, sondern eher das stolze Gefühl, etwas Eigenes geschaffen zu haben.
Es geht um Kreativität, Unabhängigkeit und das gute Gewissen, nicht bei jeder Kleinigkeit gleich den Profi zu rufen. Viele empfinden das Werkeln als Ausgleich zum Alltag, eine kleine Flucht aus dem Bürostuhl in die Welt von Farbe, Holz und Beton.
Nicht vergessen: Versicherung, Gewährleistung und Recht
So viel Freiheit, so viele Fußangeln. Denn Versicherungen sehen es gar nicht gerne, wenn Schäden durch Heimwerkerpfusch entstehen. Tropft plötzlich Wasser aus der Decke, weil die selbst montierte Leitung versagt, kann die Versicherung die Zahlung verweigern, wenn kein richtiges Unternehmen im Spiel war. Und dann wird es richtig teuer.
Auch beim Hausverkauf kann DIY zum Bumerang werden. Käufer möchten wissen, wer welche Arbeiten ausgeführt hat, und entdecken sie Pfusch, drohen Preisnachlässe oder gar Rückabwicklungen.
Darüber hinaus gibt es Projekte, für die eine Genehmigung Pflicht ist. Anbauten, größere Umbauten oder Maßnahmen, die die Statik betreffen, dürfen nicht einfach umgesetzt werden. Wer ohne Genehmigung loslegt, muss im schlimmsten Fall alles wieder abreißen und noch Bußgelder zahlen. Das betrifft übrigens nicht nur große Vorhaben, sondern kann auch bei scheinbar harmlosen Umbauten greifen, wenn etwa Brandschutzbestimmungen verletzt werden.