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DLD 2011

Angry Birds: "Wollen größer als Tetris werden"

"Angry Birds ist unser Super Mario", sagt Peter Vesterbacka, International-Chef des Game-Produzenten Rovio. "So wie Nintendo es mit Mario gemacht hat, könnten wir für die nächsten 25 Jahre Angry-Birds-Spiele produzieren. Wenn Mario ein Auto fährt, heißt es Mario Kart, wenn er ins All fliegt, heißt es Super Mario Galaxy. Das gleiche können wir mit Angry Birds machen." Die Vögel in Rennautos zu setzen sei genauso denkbar wie eine gefiederte Ausgabe der Olympischen Spiele.

Derzeit basiert der Erfolg des Vogel-Spiels noch stark auf Smartphones und Tablets (etwa zehn Prozent der Downloads): Kürzlich habe man die 70 Millionen Downloads geschafft. Die Hälfte der Nutzer kommt aus den USA, 12 Prozent aus Asien, außerdem haben mehrere Hundertausend Österreicher den Titel bereits heruntergeladen.

100 Millionen Downloads als Ziel

"Unser Ziel ist es, größer als Tetris zu werden und mehr als 100 Millionen Downloads zu schaffen - was wahrscheinlich im Frühling passieren wird", so Vestebacker. So wie man bei Super Mario abschaut, lässt man sich auch von der Erfolgsgeschichte des Puzzle-Spiels inspirieren. "Das ist unsere Tetris-Strategie, wir wollen auf allen Plattformen vertreten sein", sagt Vesterbacka. Für die nähere Zukunft steht eine Version des Games für den Valentinstag an, dann folgen Konsolenvarianten für PS3, Xbox360 und Wii. Auch an einer Facebook-App wird gebastelt.

"Angry Birds ist das zweiundfünfzigste Spiel von Rovio und ist im Dezember 2009 erschienen. Es hat aber nicht von Anfang an abgehoben, erst als wir Nummer eins im App Store in Großbritannien wurden, kam der Erfolg", sagt Vesterbacka, dessen Firma 2003 gegründet wurde. Vor dem Vogel-Spiel hat die finnische Firma für Branchengrößen wie Nokia oder Electronic Arts entwickelt, der Erfolgstitel ist das erste Spiel, das man selbst vermarktet. "Es braucht viel Können und Glück. Der App Store ist wahrscheinlich der meist umkämpfte Markt da draußen, es gibt 300.000 andere Apps und 400.000 andere Entwickler. Wenn wir dort erfolgreich sein können, können wir überall erfolgreich sein", so Vesterbacka.

Von Spielefirma zur "Entertainment-Franchise"

Rovio sei keine Spielefirma mehr, sondern ein "Entertainment-Franchise": Neben Plüschtieren und iPhone-Hüllen sollen die zornigen Vögel auch in Animationsfilmen, TV-Serien und Comics erscheinen. Schon sieht man sich nicht nur in Konkurrenz zu Nintendo, sondern auch als Rivalen von Spielzeugriesen wie Mattel oder Hasbro. "Es ist nicht mehr der alte Sowjet-Stil, wo der Handy-Betreiber entscheidet, welche Spiele auf ein Handy kommen." App Stores hätten die Spiele-Branche revolutioniert.

Rovio kann derzeit auf multiple Einnahmequellen bauen. In Apples App Store wird Angry Birds verkauft, in der App selbst ist ein Shop für Merchandising-Artikel integriert. "Auf Android kann man nicht wirklich Sachen verkaufen. Niemand hat das bisher geschafft", sagt Vesterbacka. Allerdings funktioniere Werbung - "das ist Googles Kerngeschäft" - sehr gut auf Android-Geräten. Rovio erzielt pro Monat mehr als eine Million Dollar Werbeeinnahmen über die Android-Apps.

"Es muss süchtig machen"==

Die Idee zum Spiel hatte Rovio-Entwickler Jaakko Iisalo, der zuerst die Charaktere der Vögel kreierte. "Das Spielprinzip damals war noch ganz anders, aber jeder mochte die Vögel. Dann haben wir entschieden, ein Spiel rund um sie zu bauen", sagt Vesterbacka. Der Rest kam von selbst: Die Vögel leben mit Schweinen auf einer Insel, die Schweine sind hungrig, stehlen die Eier der Vögel, deren wertvollster Besitz. "Da wurden sie zornig, "Angry Birds" eben." Wichtig war in Folge, dass das Spiel von Grund auf für die simple Bedienung von Touchscreens konzipiert wurde. "Es ist sehr wichtig, dass man das Spiel auf Anhieb versteht. Es muss süchtig machen."

In kürzester Zeit ist Angry Birds auch zu einem kulturellen Phänomen geworden. Auf YouTube finden sind Parodien, die mit den Vogelfiguren arbeiten, in den USA verkleideten sich zu Halloween Tausende als Rovio-Vögel. Mittlerweile wird das Unternehmen mit etwa 40 Mitarbeitern mit 1,6 Milliarden US-Dollar bewertet, allerdings: "Es gibt keine richtige Bewertung, solange das Geld nicht am Tisch liegt und die Verträge unterschrieben sind", so Vesterbacka.

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(Jakob Steinschaden)

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