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Digital Life

AR-Brillen in der Industrie sicher einsetzen

Augmented Reality verbinden viele Technik-Interessierte mit smarten Brillen, die in Zukunft Messenger-Nachrichten oder Wegweiser einblenden, ohne dass man dafür aufs Handy schauen müsste. Viele Firmen, darunter Apple und Meta, arbeiten daran, diese Geräte als futuristische, aber modische Gadgets auf den Konsument*innen-Markt zu bringen. In der Industrie werden solche AR-Headsets schon längst eingesetzt und sollen in der Zukunft immer häufiger Bestandteil des Arbeitsalltags sein.

Sie zeigen wichtige Informationen, helfen bei der Dokumentation und liefern Anleitungen für Schulungen. Doch für den täglichen und langfristigen Einsatz am Arbeitsplatz muss man auch mögliche Probleme und Gefahren für die Nutzer*innen identifizieren und vorbeugen. Das hat die Produktionsgewerkschaft (PRO-GE) zusammen mit dem Austrian Institut of Technology (AIT) gemacht. Ihre Studie wurde aus dem Digifonds Arbeit 4.0 der Arbeiterkammer gefördert und hat Probleme und mögliche Richtlinien bei der Benutzung herausgearbeitet.

Belastung messen

Dafür wurden die Teilnehmer*innen mit einer HoloLens ausgestattet und mit Sensoren am Hals verkabelt. Damit wurden die Muskelaktivität und Kopfbewegung getrackt. So konnten Rückschlüsse auf die Belastung der Teilnehmer*innen gezogen werden. Sie führten an einer Werkbank Aufgaben durch, die sie protokollierten. In Situationen wie diesem Test-Szenario wird die Brille für die Qualitätskontrolle bestimmter Produktionsteile eingesetzt. Das bedeutet, Messungen werden automatisch über die Brille eingelesen und dokumentiert. Mögliche Mängel können damit auch gleich fotografiert werden.

„Die erste Betrachtung ist eine ergonomische, also ob das Gerät auf den Kopf drückt oder ein großes Gewicht hat. Mit welchen Druckstellen muss ich rechnen? Wie kann ich mich bewegen, ohne dass ich meine Muskulatur vermehrt belaste“, fragte Studienleiter Patrick Bauer von der PRO-GE bei den Untersuchungen. Die HoloLens 1 wiegt immerhin 579 Gramm, die zweite Generation 566 Gramm. Das mag sich zunächst nicht nach viel anhören, trägt man sie aber 8 Stunden lang und muss immer wieder ungewohnte Kopfstellungen einnehmen, macht sich das bemerkbar.

Ungesunde Handbewegungen und Unfallgefahr

Zudem untersuchte man, ob bestimmte Handgesten auf Dauer eine Belastung darstellen. „Es gibt Bewegungsabläufe, die man nur einmal kurz ausführt und die dann auch kein Problem sind. Aber es muss darauf geachtet werden, dass man nicht den ganzen Tag eine ungesunde Handbewegung macht, wie etwa den Arm in der Höhe zu halten“, erklärt Bauer der futurezone.

Die Brille muss für den Einsatz in der Industrie und Produktion auch besonders gut auf den Einsatzort abgestimmt werden. Das betrifft etwa Lautstärkeregelung, etwa damit man in einer lauten Umgebung nicht mit einer Sprachsteuerung zu kämpfen hat, die Begriffe nicht oder falsch interpretiert. Ein weiterer Faktor ist das Arbeitsumfeld: Befinden sich darin große Maschinen oder Gabelstapler, können Unfälle passieren. 

„Die Technologie kann einerseits, wenn sie mir das gesamte Sichtfeld einschränkt, zu einem Arbeitsunfall führen. Andererseits kann dieselbe Technologie mich auch aktiv auf eine Gefahr aufmerksam machen“, sagt Bauer.

Angst vor Überwachung

Auch die psychologische Belastung sei nicht zu unterschätzen. Mit der „Kamera am Kopf“ werden die Arbeitnehmer*innen permanent überwacht. Zwar würden Datenschutzbestimmungen das abfedern, das unangenehme Gefühl bleibe aber. Damit wachse auch der Druck, besonders schnell zu arbeiten. Außerdem sei der Umgang mit AR-Brillen für die meisten Arbeitnehmer*innen Neuland und auch hier müsse man auf Sorgen eingehen.

Die Ergebnisse sollen nicht nur auf mögliche Problemfelder hinweisen, sondern auch Empfehlungen für die Industrie mitgeben, sagt Patrick Bauer. „Wir wollen die Technologie nicht verteufeln, sondern wir fragen, wie man sie so gestalten kann, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen einen Gewinn daraus haben.“ Vor allem Sicherheitshinweise durch Gefahren wie Stapler sollten integriert werden. Man müsse sichergehen, dass wichtige Reize nicht von der Technologie überdeckt werden.

Mitarbeiter*innen früh einbinden

Auch die sorgfältige und ausführliche Einschulung und das Etablieren routinierter Arbeitsabläufe seien wichtig, so die Empfehlung. Damit die Nutzer*innen gesund mit der AR-Brille arbeiten können, ist es außerdem wichtig, dass sie regelmäßige Pausen machen, in denen sie sich erholen können und nicht 8 Stunden am Stück mit dem Gerät auf dem Kopf arbeiten.

„Das sind eigentlich ganz logische Dinge, die man aber trotzdem mitdenken muss und das früh, da Änderungen an der Software und der Arbeitsorganisation extrem teuer sind. Dazu gehört auch, die Kolleg*innen, die damit arbeiten, so früh wie möglich einzubinden“, beschreibt Bauer die Handlungsaufforderungen. Mit fundierten wissenschaftlichen Untersuchungen, wie der AR-Assist-Studie, sei es jetzt möglich, das neue Arbeitsmittel zu prüfen und gute Voraussetzungen für alle Seiten zu erarbeiten.

Disclaimer: Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen der AK Wien und der futurezone.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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