FILE PHOTO: An aerial photo shows Boeing 737 MAX airplanes parked on the tarmac at the Boeing Factory in Renton

Boeing 737 Max-Maschinen auf dem Werksgelände von Boeing

© REUTERS / Lindsey Wasson

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Boeing 737 Max-Maschinen bleiben noch den ganzen Sommer am Boden

Boeing-Chef Dennis Muilenburg übt sich nach den tödlichen Abstürzen und dem weltweiten Flugverbot für den Mittelstreckenjet 737 Max in Demut. Bei der bevorstehenden weltgrößten Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris gehe es für sein Unternehmen diesmal nicht um Aufträge, sondern um Sicherheit, Bescheidenheit und Lernen, sagte der Chef des weltgrößten Flugzeugbauers am Sonntag vor Journalisten in Paris. Für die Verbesserung des Flugzeugs, dessen Software vermutlich zu den Unglücken mit insgesamt 346 Toten beigetragen hat, werde sich Boeing die notwendige Zeit nehmen.

Wegen des seit Mitte März geltenden Startverbots muss Boeing laut Muilenburg mittlerweile zwischen 100 und 150 neu gebaute Flugzeuge des Typs rund um die Werkshallen parken. Er rechnet aber nicht damit, dass Boeing die Produktion irgendwann stoppen muss.

Wir denken nicht, dass die Abstellmöglichkeiten ein Problem werden.“ So hat der Hersteller die Produktion der 737-Reihe um 10 Maschinen pro Monat gedrosselt. In den jetzt monatlich gebauten 42 Jets sei auch die Vorgängerversion 737 enthalten, sagte Muilenburg. Diese ist von dem Software-Problem und dem Flugverbot nicht betroffen.

Kein Prognosen

Wann die Max-Jets wieder abheben können, wollte der Boeing-Chef nicht prognostizieren. Der Zertifizierungsprozess komme zwar gut voran, doch die Entscheidung liege bei den Behörden. „Wir halten es für sinnvoll, das Flugzeug auf der ganzen Welt gleichzeitig wieder in die Luft zu bekommen“, sagte Muilenburg. Viele Airlines haben die Max-Maschinen vorausschauend bereits für den Großteil des Sommers aus dem Flugplan genommen. Der Weltluftfahrtverband IATA rechnet damit, dass das Startverbot nicht vor Anfang/Mitte August aufgehoben wird.

Derzeit nehmen zahlreiche Aufsichten, darunter auch die EU-Luftfahrtbehörde EASA, den Flieger und die geplanten Änderungen an Software und Sicherheitssystem unter die Lupe. Bisher hatten sie sich größtenteils auf die Prüfungen durch die US-Behörde FAA verlassen. Diese steht aber im Zusammenhang mit der Zulassung der 737 Max selbst in der Kritik.

Verbesserungen angekündigt

Muilenburg sprach sich nun dagegen aus, dass die US-Luftfahrtbehörde FAA mit einer Freigabe vorprescht. Er zeigte sich allerdings überzeugt, dass Unglücke wie bei Lion Air im Herbst und Ethiopian Airlines im März mit dem neuen Update der Steuerungssoftware MCAS nicht mehr passieren könnten. Damals soll der Bordcomputer die Nase des Fliegers nach unten gedrückt haben. Die Besatzung war nicht mehr in der Lage, den Fehler zu korrigieren.

Künftig soll die Software bei einem möglicherweise drohenden Strömungsabriss auf die Daten von zwei Sensoren statt nur von einem Sensor zugreifen. Inzwischen hätten 90 Prozent der Fluggesellschaften, die die „Max“ in der Flotte haben, den Flugsimulator mit der aktualisierten Software genutzt, sagte Muilenburg.

Bei der Luftfahrtmesse in Le Bourget, die an diesem Montag (17. Juni) beginnt, erwartet der Manager zwar „ein paar Aufträge“. Doch vor allem wollten er und sein Management mit Kunden und Zulieferern in den Dialog treten, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

737 Max hat Priorität

Auch die von Boeing ins Auge gefasste Entwicklung eines neuen mittelgroßen Flugzeugs muss weiter warten. „Die Aufarbeitung der Max-Krise geht vor“, sagte Muilenburg. Er rechnet aber immer noch damit, dass das „New Midsize Aircraft“ (NMA) wie geplant im Jahr 2025 fertig sein kann. Eine Entscheidung über den Bau werde aber wie zuletzt geplant in zwei Stufen fallen, voraussichtlich in diesem und im nächsten Jahr. Der Flieger soll mit 220 bis 270 Sitzplätzen größer sein als die 737 Max, aber kleiner als etwa der Langstreckenjet Boeing 787Dreamliner“.

Rivale Airbus hat sich bereits mit einer Langstreckenversion seines Mittelstreckenjets A321neo für das von Boeing anvisierte Marktsegment gerüstet. Die A321LR (Long Range) ist bereits fertig und kann Entfernungen von bis zu 4000 nautischen Meilen bewältigen. Airbus-Verkaufschef Christian Scherer deutete am Freitag an, dass bald eine Super-Langstreckenversion des Jets folgen soll. Damit könnte Airbus dem „NMA“ von Boeing zeitlich zuvorkommen.

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