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Chinesische App verrät, ob jemand in der Nähe Schulden hat

Die chinesische Provinz Hebei hat eine App entwickelt, die anzeigt, ob sich Personen in der Nähe befinden, die Schulden haben. Beobachtet man diese dabei, dass sie offenbar „fähig sind, ihre Schulden zu bezahlen“, können diese an die Behörden gemeldet werden. Das berichtet die staatliche Tageszeitung China Daily. 

Demnach sei die App Teil des chinesischen „Social Credit“-Systems, das Nutzer nach ihrem Verhalten bewertet. Belohnungen, wie Steuererleichterungen, sollen zu einer guten Bewertung animieren, wohingegen schlechte Bewertungen den Entzug vieler Rechte bedeuten kann. So wurde chinesischen Bürgern bereits das Recht entzogen, mit dem Flugzeug zu fliegen oder ein Zugticket zu buchen, weil diese ihre Schulden noch nicht beglichen hatten.

Die Schuldner-App, die den Namen „Karte der Versager-Schuldner“ trägt, ist vorerst nur über die Messenger-Plattform WeChat verfügbar. WeChat ist mit knapp einer Milliarde Nutzer einer der populärsten Dienste Chinas. Auf der Karte wird der Standort von Schuldnern in einem Radius von 500 Metern angezeigt. Es ist aber unklar, ob es sich dabei um die Echtzeit-Position oder lediglich die Adresse eines Schuldners handelt. Ebenso ist vorerst unklar, ob die App auch persönliche Informationen, wie Fotos oder andere Details, teilt.

Striktes Vorgehen gegen "lao lai"

Die App konzentriert sich auf „lao lai“ genannte Schuldner, die offiziell zahlungsunfähig sind, obwohl das Gericht die Rückzahlung eines Kredits angeordnet hat. „Es ist ein Teil unserer Maßnahmen, um Urteile erwirken zu können und ein gesellschaftlich akzeptables Umfeld zu schaffen“, so ein Sprecher des Gerichts gegenüber China Daily. Bereits 2017 wurden schärfere Regeln beschlossen, wonach „lao lai“ auf einer Blacklist und deren persönlichen Daten veröffentlicht werden sollen.

Dabei landet man nicht nur auf einer öffentlich einsehbaren Datenbank, Schuldner werden öffentlich in Zeitungen, Fernsehen oder Internet-Plattformen an den Pranger gestellt. Bereits im Vorjahr begann man damit, die Fotos und persönliche Daten von Schuldnern auf Plakatwände an stark befahrenen Straßen zu veröffentlichen.

Ab 2020 verpflichtend

Vorerst handelt es sich bei der App nur um einen Test, der auf die Provinz Hebei beschränkt ist. Hebei liegt im Nordosten Chinas und umschließt unter anderem die Hauptstadt Peking und die Großstadt Tianjin. Mit knapp 74 Millionen Einwohnern zählt man zu einer der größten Provinzen Chinas. Ob die App künftig auch in ganz China Teil des ab 2020 verpflichtenden „Social Credit“-Systems wird, ist nicht bekannt.

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