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START-UP

Das Vinyl-Feeling ins Web transferieren

Als Musiker im Netz aufzufallen und aus der Masse hervorzustechen wird heutzutage immer schwieriger. Dabei ist es für Künstler besonders wichtig, eine Fanbasis im Netz aufzubauen. Hier setzt das kanadische Start-up Viinyl.com an. Das im Winter 2009 gegründete Unternehmen setzt dabei auf das Konzept "ein Song, eine Website, eine URL".

Statt das ganze Portfolio eines Künstlers zu präsentieren, wird ein Song herausgepickt, etwa die Single des neuen Albums. Dieser wird dann mit entsprechendem Artwork und Links zu sämtlichen Social Media-Kanälen wie YouTube, Facebook, MySpace und Twitter auf einer eigenes eingerichteten Viinyl-Website präsentiert - und kann entweder gestreamt oder heruntergeladen werden. Der Platz für das Artwork umfasst dabei die gesamte Bildschirmgröße.

Artwork, Kreativität und Statistik

Labels haben somit die Möglichkeit, Inhalte und Musik auf eine kreative Art und Weise zur Verfügung zu stellen. Viinyl bietet zudem Statistik-Tools an, mit denen Labelbetreiber und Artists genau beobachten können, wie viele Leute ihre Musik angehört haben und auf ihre offizielle Website oder Social Media-Kanäle geklickt haben.

Der neue Webdienst befindet sich derzeit im geschlossenen Beta-Stadium und ist nur auf Einladung zugänglich. Als Songs können MP3-Files in einer Qualität zwischen 192 und 320 kbit/s hochgeladen werden, das File darf jedoch eine Größe von zehn MB nicht überschreiten. Musiker können frei wählen, ob sie ihre Songs nur als Stream oder auch als Download verfügbar machen. Die FUTUREZONE hat mit dem Gründer des Projekts, Armine Saidi, über seine Idee gesprochen.

FUTUREZONE: Woher kommt der Name für "Viinyl"? Hat dieser etwas mit den guten, alten Vinyl-Schallplatten zu tun?

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Armine: Es ist großartig, dass das Runterladen von Musik so einfach und schnell geworden ist. Letztendlich ist es aber ein langweiler Prozess, wenn man es mit dem Entdeckungsfieber von Musik in Schallplattenläden vergleicht, mit denen ich aufgewachsen bin. Ich erinnere mich noch gut an die Vorfreude, als ich mit meinem Gehaltsscheck in den Musikladen gegangen bin und mich durch die Platten gewühlt habe. Nichts ist so aufregend, wie eine Platte in der Hand zu halten und den Geruch einzuatmen.

Ich habe meine Nichten und Neffen dabei beobachtet, wie sie heutzutage Musik im Internet konsumieren. Mit Viinyl wollte ich daher eine Plattform schaffen, die den Geist von damals, die Freude, Musik zu konsumieren, einfängt. Viinyl ist für mich die digitiale Platte für Musikliebhaber.

FUTUREZONE: Wie entstand das Konzept "1 Song, 1 Website, 1 URL" von Viinyl?

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Das Geschäftsmodell hat sich ursprünglich aus einem Set von Social Media-Marketingtools entwickelt, das wir als Consulting-Firma für die Musikindustrie erstellt hatten. Wir haben damals Landing-Pages für Songs kreiert. Diese Strategie hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen, weil sie mehr Dimensionen hat, als das klassische "MP3 in einer Playlist"-Format. Es hat den Künstlern dabei geholfen, die Beziehungen zu ihren Fans zu stärken. Fans lassen sich gerne verführen und danken das in der Regel mit Loyalität.

Wir haben bemerkt, dass die Musikindustrie diese Möglichkeit, Musik zu vermarkten und zu monetarisieren, bisher weitgehend ignoriert hat. Zu diesem Zweck haben wir Viinyl entwickelt - um Künstlern und professionellen Musikern eine Plattform zu bieten, die ihnen Kontrolle über ihr Branding, ihre Onlinepräsenz und ihren Musikvertrieb gibt.

FUTUREZONE: Wollen Sie damit vor allem unabhängige Indie-Musiker oder auch große Major-Plattenlabels ansprechen?

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Jeden. Wir glauben daran, dass Viinyl zur ersten Kontaktquelle zwischen Fan und Musiker werden kann. Dazu stellen wir einen Mix aus Marketingtools zur Verfügung, der sowohl kleinen Indie-Artists als auch großen Majorlabels helfen kann. Unser Ziel ist es, Fans zu erreichen und diese Fanbase zu erweitern.

Viinyl wird, wenn es die Betaphase im Mai verlässt, als Freemium-Modell geführt werden. Wir werden individuelle Lösungen für jeden anbieten. Es wird unter anderem auch eine Version für Labels geben, damit diese mehrere Künstler gleichzeitig managen können.

FUTUREZONE: Derzeit gibt es noch keine Website, die alle Viinyl-Songs sammelt. Ist so etwas für die Zukunft geplant?

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Ja, daran arbeiten wir gerade noch. Wir wollen Hörern und Fans die Möglichkeit geben, mit allen Viinyl-Songs auf der Plattform zu interagieren. Es wird verschiedene Sektionen geben wie "die neuesten oder die beliebtesten" Songs, sowie eine Suche nach Land und Genre.

FUTUREZONE: Viinyl startet aus Kanada heraus weltweit. Wie ist die kanadische Start-up-Szene im Vergleich zu den USA?

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Die kanadische Start-up-Szene ist sehr gesund, aber es ist sehr viel schwieriger, Förderungen zu bekommen, als in den USA. Die kanadische Regierung bemüht sich allerdings sehr, neue Förderungen ins Leben zu rufen und ist sehr aktiv involviert, kanadische Unternehmen zu unterstützen.

Mehr zum Thema:

Kostenloser Musikdownload für einen Tweet

(Barbara Wimmer)

Link:

Viinyl.com

Beta-Test

Das kanadische Start-up stellt FUTUREZONE-Lesern 100 Einladungen zum Beta-Test zur Verfügung.

Link:

Viinyl-Beta-Test-Einladungen

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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