Twitter-Klon von Team Trump wird mit Pornos und Memes geflutet
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Personen aus dem Team rund um Ex-US-Präsident Donald Trump haben Anfang Juli die Beta-Version des Twitter-Klons GETTR gestartet. Dabei hat man sich den Kampf um freie Meinungsäußerung im Internet auf die Fahnen geschrieben, nachdem Trump selbst unter anderem vom echten Twitter und anderen Online-Diensten auf unbestimmte Zeit gesperrt wurde.
Gegründet wurde GETTR von Jason Miller, einem früheren Berater und Sprecher des Ex-Präsidenten, der auch als CEO fungiert. Inwieweit Trump selbst in GETTR involviert ist, war vorerst noch unklar. Er selbst hat etwa noch keinen offiziellen Account auf der Plattform. Dafür finden sich zahlreiche gleichnamige Konten, die aber keinen Bezug zum echten Präsidenten haben dürften.
Holpriger Start
Der Start von GETTR verläuft insgesamt etwas holprig. So wurde kürzlich bekannt, dass der Dienst enorm schlecht programmiert ist und zahlreiche Sicherheitslücken aufweist. Der Sicherheitsforscher Ashkan Soltani sagte etwa zu Vice, die App sehe aus, wie etwas „das auf der Toilette von Donald Trump gecodet wurde“. Auch werden teilweise alte Twitter-Posts kopiert und sogar direkt auf Twitter gehostete Bilder genutzt.
Nun kämpft die Plattform, die sich als „Marktplatz für Ideen“ und als "Cancel-frei" sieht außerdem mit Massen an Spam-Inhalten. Besonders im Fokus stehen dabei Hashtags aus dem QAnon-Umfeld. Sie wurden in den vergangenen Tagen und Stunden massiv mit Pornos und Sonic-the-Hedgehog-Memes geflutet.
Was ist QAnon?
Während der Präsidentschaft von Donald Trump verzeichnete QAnon mit seinen kruden Theorien großen Zulauf. Soziale Medien sind in der Folge verstärkt gegen Accounts, die QAnon zugerechnet werden, vorgegangen und haben zahlreiche dieser Online-Konten stillgelegt.
Die zentrale Behauptung der QAnon-Anhänger*innen ist, dass es eine Verschwörung gegen US-Präsident Donald Trump in den tieferen Schichten des US-Regierungsapparats gebe. Außerdem behaupten sie oft, prominente Politiker*innen der Demokratischen Partei in den USA ließen sich mit Hormonen behandeln, die aus dem Blut von Kindern gewonnen würden.
Ein Strang davon war die "Pizzagate"-Theorie, die dazu führte, dass Ende 2016 ein bewaffneter Mann in eine Pizzeria in Washington stürmte, um dort angebliche gefangen gehaltene Kinder zu befreien. Er wurde von der Polizei festgenommen, niemand wurde verletzt.
Auch die Erstürmung des Kapitols in Washington im Jänner soll großteils von QAnon-Ahänger*innen ausgegangen beziehungsweise von ihnen befeuert worden sein.
QAnon-Anhänger erbost
Das haben auch prominente QAnon-Figuren bemerkt. Der Filmemacher und Verschwörungstheoretiker Jordan Sather, der unter anderem dadurch populär wurde, dass er seine Gefolgschaft aufforderte gegen Corona Bleichmittel zu trinken, äußerte sich diesbezüglich auf GETTR:
Sonic-Memes
Auch wenn man die Suche auf GETTR verwendet, finden sich einige bemerkenswerte Hashtags darunter, auf denen allerlei – teils fragwürdiger – Content gepostet wird. Besonders beliebt ist die Videospiel-Figur Sonic.
Sie hat sich in den vergangenen Jahren als beliebtes Motiv für teils sehr absurden Twitter- und TikTok-Memes etabliert und ist auch auf GETTR stark vertreten.
Zunächst kamen die Moderatoren des Dienstes kaum nach, die problematischen Inhalte zu löschen, am Sonntag fand sich zwar nicht mehr ganz so viel entsprechender Content wie in den Tagen zuvor, Sonic und Pornos sind aber nach wie vor sehr präsent auf GETTR.
Offizieller Start steht kurz bevor
Ein weiteres Problem für die GETTR-Betreiber dürften Accounts sein, die sich als andere Personen ausgeben. Sucht man etwa nach prominenten Figuren aus dem Trump-Umfeld, finden sich zahlreiche Fake-Accounts. Unter dem Namen des konservativen Mitglied des Obersten Gerichtshof Brett Kavanaugh (@bretkavanaugh) werden etwa ebenfalls Sonic-Memes gepostet.
Viel Zeit hat das GETTR-Team nicht mehr, die Plattform von den unliebsamen Inhalten zu befreien. So wurde der offizielle Start der Plattform für Sonntag 16:00 MESZ geplant. Hintergrund ist der amerikanische Unabhängigkeitstag am 4. Juli.
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