ONLINE-AUKTIONEN

eBay: Verkäufer im Visier von Betrügern

Auf eBay werden nach Weihnachten Tausende Artikel wie Bücher, Mobiltelefone, Konsolen-Spiele oder Fotozubehör versteigert. 100.000 neue Produkte sollen bis Mitte Jänner auf eBay online gestellt werden, jeder neunte Österreicher ist daran beteiligt. Wenn man die Auktionsplattform allerdings nicht regelmäßig benutzt und nur rasch ein unliebsames Geschenk loswerden möchte, muss man als privater Verkäufer auf eBay aufpassen, denn auch Käufer können Betrüger sein.

PayPal und seine Tücken

Fehlen einem genug positive Bewertungen von anderen eBay-Nutzern, muss man seit knapp einem Jahr bei den Zahlungsmöglichkeiten zwangsweise PayPal als Auswahlmöglichkeit anbieten. EBay begründet diesen Schritt gegenüber der FUTUREZONE als "Sicherheitsmaßnahme für Käufer und Verkäufer". Doch dieser "Schutz" bringt für den Verkäufer auch vermeintliche Risiken mit sich. Einerseits ist PayPal neben eBay ein beliebtes Phishing-Ziel. Dabei werden gefälschte, personalisierte E-Mails versendet, die belegen sollen, dass eine PayPal-Zahlung durchgeführt wurde - doch das Geld erreicht das Konto nie.

Andererseits sind die Regeln streng, um als Verkäufer tatsächlichen "Schutz" zu erlangen. Eine dieser Regeln besagt, dass der Verkäufer Waren ab einem Wert von 25 Euro nur mit Versandbeleg versenden darf und zwar ausschließlich an die bei PayPal hinterlegte Adresse. Der Versand hat zudem innerhalb von sieben Tagen nach Zahlungseingang zu erfolgen. Nur dann übernimmt PayPal ein potentielles Zahlungsausfallrisiko.

Betrugsversuche mit falschem Konto

Dass dieses System Lücken mit sich bringt, zeigt folgender Fall, der der FUTUREZONE vom Europäischen Verbraucherzentrum Österreich zugetragen wurde: Thomas S. (Name von der Redaktion geändert) aus St. Pölten versteigerte auf eBay ein Canon-Objektiv im Wert von 850 Euro. Er bekam daraufhin das Geld von einem PayPal-Konto von "Chris Cox" aus London überwiesen. Thomas S. versendete das Objektiv in Folge an die Adresse, die der eBay-Käufer angegeben hatte. Kurz darauf wurde das Geld von seinem PayPal-Konto wieder eingezogen - der Account von "Chris Cox" war gehackt worden, der Betrüger hat auf ein fremdes Konto zugegriffen und somit ein kostenloses Objektiv erhalten. Der Verkäufer ging leer aus. "In einem solchen Fall bleibt nur noch der Gang zur Polizei", erklärt Reinhold Schranz vom Europäischen Verbraucherzentrum Österreich.

Bei Rückfragen, warum ein PayPal-Konto nicht mit der bei eBay angegebenen E-Mail-Adresse ident sei, heißt es hier oft: "Ich habe keine eigenes PayPal-Konto, das ist von einem guten Freund." Dies darf keinesfalls akzeptiert werden und sollte bei eBay über den Button "Problem klären" gemeldet werden.

Nicht von den Regeln abweichen

Thomas S. hätte aber auch sonst keine Chance gehabt, sein Geld wieder zurückzubekommen, da er die Ware an eine andere Adresse, als die bei PayPal angegeben wurde, versendet hat. Hier werden oft durchaus plausible Argumente wie "Ich lebe gerade in Scheidung" eingesetzt. Man sollte sich davon nicht aus dem Konzept bringen lassen und keinesfalls von den festgelegten PayPal-Regeln abweichen.

Besonders aufpassen sollte man zudem bei ausländischen Käufern. Diese versuchen vor allem Trendprodukte wie iPhones mit billigen Tricks zu ersteigern. Dazu legen diese mit einer nicht näher identifizierbaren E-Mail-Adresse (meist von Yahoo-Accounts) ein eBay-Profil an, kaufen Produkte mit der "Sofort-Kaufen"-Funktion und schicken dem Verkäufer eine Mail, in der sie Namen, die Bekanntgabe der PayPal-Adresse plus die Angabe der Telefonnummer des Verkäufers per E-Mail verlangen. Dieser Aufforderung sollte man als Verkäufer jedoch keinesfalls nachkommen, stattdessen den Käufer bei eBay melden und die Transaktion abbrechen.

[[725:body / Diese Mail landete im eBay-Nachrichten-Folder der betroffenen Nutzerin, obwohl sie nicht offiziell via eBay versandt wurde.]]

"Zahlung erfolgt"

Der FUTUREZONE liegt hier ein Fall von Martha W. (Name der Redaktion geändert) aus Wien vor, die ein iPhone innerhalb Österreichs versteigert hat. Das Gerät wurde jedoch insgesamt drei Mal von ausländischen Käufern mit Yahoo-E-Mail-Adressen und null Bewertungspunkten ersteigert. Nach Übersendung der PayPal-E-Mail-Adresse über die eBay-Auktion bekam Martha W. eine gefälschte PayPal-E-Mail, dass die Zahlung erfolgt sei. Die E-Mail war perfekt getarnt und wirkte bis auf die ungewöhnliche PayPal-E-Mailadresse "paypalalert@care2.com", die im Header mit "service@paypal.de" getarnt war, recht echt. Solche Kleinigkeiten sind entscheidend, werden aber von unerfahrenen Nutzern leicht übersehen. Am PayPal-Konto war allerdings kein Geld eingelangt. Nach drei Tagen bekam Martha W. eine E-Mail von eBay, dass es sich um eine sogenannte Phishing-E-Mail gehandelt habe.

EBay scheint dies Form des Betrugs mittlerweile gut zu kennen, so rät die Auktionsplattform in ihrem Sicherheitszentrum Kunden, sich nicht durch "falsche Zahlungs-E-Mails täuschen zu lassen". Martha W. wurde drei Mal die Verkaufsprovision, die an eBay zu zahlen ist, rücküberwiesen. Auf den Angebotsgebühren von etwa 13 Euro blieb sie allerdings sitzen. EBay schickte ihr zudem trotz mehrfacher Anfragen keine weiteren Informationen, was genau mit ihren übermittelten Daten passiere. Für die Online-Auktionsplattform war der Fall mit der Rücküberweisung der Verkaufsprovision "abgeschlossen".

Datendiebstahl von eBay ignoriert

Diese Form des Betrugs bringt allerdings noch zusätzliche Gefahren mit sich: Wenn man auf E-Mails des potentiellen Käufers, mit der Aufforderung seine Daten wie Bankdaten, Telefonnummer und den vollständigen Namen zu übersenden, eingeht, können diese Daten für spätere Betrugs- und Phishingversuche herangezogen werden. Verkäufer, die etwa zwecks Überweisung ihre Bankdaten übermittelt haben, sollten ihre Kontobewegungen in Folge genau im Auge behalten.

"In solchen Fällen würde bereits ein etwas strengerer Anmeldeprozess mit einer Überprüfung der Daten im Reisepass helfen", meint Schranz. Doch die Kosten für einen derartigen Prozess seien zu groß, daher werde ein derartiger Prozess von den Online-Auktionshäusern nicht einmal in Erwägung gezogen, kritisiert Schranz. Dieser weiß auch von vermehrten Beschwerden zu berichten, die das österreichische Kleinanzeigen-Portal willhaben.at betreffen.

Bei willhaben.at gibt es immer wieder Fälle von Verkäufern, die von mysteriösen, potentiellen Käufern aus dem Ausland berichten, die per Telefon die Übermittlung der Bankdaten verlangen. Auch hier gilt es, besonders vorsichtig zu sein und den Kauf im Zweifelsfall abzulehnen. Generell wird daher auch von Thomas Reiter, dem Sprecher von Willhaben.at, empfohlen, vorwiegend auf Angebote von lokalen Käufern einzugehen. Zahlungsformen wie PayPal oder Geldtransferdienste wie Western Union seien klar abzulehnen. Wenn das Paket zwingend versendet werden muss, sei innerhalb Österreichs die Nachnahme-Option zu empfehlen.

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(Barbara Wimmer)

Sicherheitstipps für Verkäufer:

Damit es zu keinen bösen Überraschungen bei Ihren privaten Online-Verkäufen von unliebsamen Weihnachtsgeschenken kommt, gibt die FUTUREZONE einige Tipps:

Zahlungsmethoden: Akzeptieren Sie niemals ungewöhnliche Zahlungsmethoden wie Western Union oder andere Geldtransfers. Der bei eBay für Neulinge vorgeschriebene Zahlungsdienst PayPal ist mit Vorsicht zu genießen. Einen Verkäuferschutz erhalten Sie nur unter Einhaltung bestimmter Regeln (siehe Haupttext).

Auslandsgeschäfte: Seien Sie vorsichtig, wenn der Käufer seinen Account in einem Land registriert hat, die Ware aber an einen anderen Ort geliefert haben möchte. Bei Lieferaufforderungen an exotische Länder sollten die Alarmglocken schrillen und Sie sollten lieber auf das Geschäft verzichten.

Phishing-Versuche: Betrüger versuchen verstärkt, eBay-Zugänge auszuspionieren. Klicken Sie daher niemals Links an, die Ihnen Käufer außerhalb der eBay-Plattform schicken. Geben Sie auch Ihre persönlichen Daten wie Name, Telefonnummer oder PayPal-E-Mail-Adresse niemals außerhalb der Handelsplattform bekannt. Falls Sie auf einen mysteriösen Link geklickt haben, ändern Sie in Folge die relevanten Passwörter und kontrollieren Sie Ihre Accounts auf etwaigige Unregelmäßigkeiten.

Versand: Versenden Sie den Artikel erst, wenn Sie das Geld tatsächlich erhalten haben. Überprüfen Sie zu diesem Zweck gezielt Ihr Bank- oder PayPal-Konto und lassen Sie sich nicht von falschen Bezahl-E-Mails blenden. Artikel, die über einen höheren Wert verfügen, sollte man zudem immer versichert versenden.

Bewertungen: Achten Sie auch bei Käufern auf die Bewertungen. Bei eBay ist es zudem möglich, bestimmte Käufergruppen, wie etwa eBay-Nutzer, die mehrere Verwarnungen innerhalb eines Zeitraums hatten, auszuschließen.

Link:

Europäisches Verbraucherzentrum Österreich

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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Barbara Wimmer

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