Emojis, Selfies & Co.: Jugendliche setzen online auf Bilder
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Dass das Oxford English Dictionary im vergangenen Jahr zum ersten Mal in seiner Geschichte kein Wort, sondern ein Emoji zum Wort des Jahres gewählt hat, zeigt die Entwicklung deutlich auf. Bilder gewinnen zunehmend an Bedeutung. "Jugendliche sind die Vorreiter dieser Entwicklung", sagt Bernhard Jungwirth, Koordinator der Initiative Saferinet.at am Donnerstag bei der Präsentation der Studie "Bilder sind die neuen Worte" in Wien.
Die Studie, für die mehr als 400 Jugendliche zwischen elf und 17 Jahren online befragt wurden, beleuchtet den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit Bildern im Internet. Ergänzend dazu flossen auch die Ergebnisse von Workshops mit Acht- bis Zehnjährigen mit ein. Die Tendenz ist klar. Durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones und Online-Netzwerken bekommen Bilder mehr Gewicht. Neun von zehn österreichischen Jugendlichen veröffentlichen regelmäßig Fotos und Videos im Internet. Nur sechs Prozent haben überhaupt noch nie ein Bild oder Video im Netz geteilt. 35 Prozent stellt pro Woche zumindest zehn Bilder online.
WhatsApp bei Jugendlichen vorne
Am häufigsten verwenden Österreichs Jugendliche dazu den Messaging-Dienst WhatsApp (89 Prozent), gefolgt von Facebook mit 56 Prozent. Instagram wird von 51 Prozent und Snapchat von immerhin 39 Prozent der Jugendlichen zum Teilen von Bildern genutzt. Der Online-Videodienst YouTube rangiert mit 13 Prozent auf Rang fünf.
Die beliebtesten Motive sind mit 68 Prozent Bilder von sich selbst, vor Bilder von Freunden (57 Prozent) und besonderen Momenten aus dem Leben (49 Prozent). "Jugendliche nutzen Bilder zur Selbstdarstellung. Sie testen mit Bildern, wie sie auf andere wirken, und zeigen, wo sie dazugehören möchten", sagt Jungwirth.
Kinder und Jugendliche machen aber nicht nur Fotos, sondern sie bearbeiten sie auch. 59 Prozent der befragten Jugendlichen haben schon einmal selbstbearbeitete Fotos und immerhin 25 Prozent selbstbearbeitete Videos geteilt.
Emojis: Freudentränen und Kackhaufen
Bilder werden aber auch zunehmend zur Unterhaltung genutzt. 70 Prozent der befragten Jugendlichen gaben an, ihren Freunden am liebsten Text mit Emojis zu schicken, wenn sie mitteilen wollen, "wie es ihnen geht". Das beliebteste Emoji für Jugendliche ist dabei das "Freudentränen"-Emoji, das vom Oxford English Dictioniary zum Wort des Jahres gewählt wurde.
Kinder verwenden besonders gerne ein "Gesicht mit Kussmund und Herz", aber auch ein "lachender Kackhaufen" erfreut sich unter den Acht- bis Zehnjährigen großer Beliebtheit.
Herausforderungen
Die jugendliche Lust an der visuellen Kommunikation bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Konflikte mit dem Urheberrecht sind vorprogrammiert. Der Anteil der Jugendlichen, die Videos oder Bilder mit Musik hinterlegen, liege bei fast 50 Prozent, sagt Maximilian Schubert, Generalsekretär des Verbands der österreichischen Internet-Anbieter (ISPA). 89 Prozent hätten schon einmal ein fremdes Foto oder Video bearbeitet.
Ein Drittel der Jugendlichen hat laut der Studie Angst mit dem Urheberrecht in Konflikt zu kommen, wenn sie im Internet kommunizieren. Mehr als ein Drittel versteht das Urheberrecht nicht. "Das österreichische Urheberrecht ist zu kompliziert", sagt Schubert. Er spricht sich dafür aus, es zu zu vereinfachen und etwa in Anlehnung an die US-Regelung zum "Fair Use", nichtkommerzielle Nutzungsweisen, die Rechteinhabern nicht oder nur geringfügig schaden, vom Urheberrechtauszunehmen. "Es sollte der Vergangenheit angehören, dass man sich den Kopf zerbrechen muss, ob es zulässig ist, Inhalte zu bearbeiten."
Im Gegensatz zu anderen Ländern würden viele Verstöße in Österreich zwar nicht verfolgt, es brauche jedoch klare Regelungen, fordert der ISPA-Generalsekretär. "Es geht auch darum, dass Jugendliche die Möglichkeit bekommen, Kreativität im Netz frei zu entfalten."
Kinderbilder oft ohne Einwilligung
Konfliktpotenzial birgt auch die Privatsphäre. Kindern sei es sehr wichtig, wie sie abgebildet werden und wo die Bilder aufscheinen, sagt Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at. "Kinder wollen gefragt werden, bevor jemand ein Foto von ihnen online stellt."
Oft seien es aber die Eltern, die das Bedürfnis ihrer Kinder nach Privatsphäre missachten, so Buchegger. Auf Facebook veröffentlichte Familienfotos sorgen beim Nachwuchs oft für Ärger. Vor allem Kinder würden sich machtlos fühlen und resignieren, wenn ohne ihre Einwilligung Bilder von ihnen veröffentlicht werden. Auf diese Art würden Kinder auch Verhaltensweisen lernen, die ihnen später auf den Kopf fallen könnten, warnt Buchegger: "Wenn sie älter sind, werden sie beim Veröffentlichen von Bildern im Netz auch nicht auf das Nein von anderen hören."
Es brauche einen kompetenten Umgang mit Bildern im Internet, sagt Buchegger. Neben Kompetenzen beim Produzieren, Bearbeiten und Veröffentlichen, gehe es darum, auch über die Wirkungen von Bildern und über rechtliche Fragen Bescheid zu wissen. Die Inititaive Saferinternet.at hat deshalb Unterrichtsmaterial zum Thema "Jugendliche Bilderwelten im Internet" (PDF) erstellt. Zwei neue Folder geben auch Auskunft über die Privatsphäreeinstellungen bei den Foto-Plattformen Instagram und Snapchat.
Am kommenden Dienstag, den 9. Februar, findet zum 13. Mal der Safer Internet Day statt, der Bewusstsein für den sicheren Umgang mit digitalen Medien schaffen will. An dem im gesamten Februar stattfindenden Aktionsmonat beteiligen sich mehr als 160 österreichische Schulen mit unterschiedlichsten Projekten rund um die Themen Internetsicherheit und Medienkompetenz. Auch an dem Tag selbst gibt es zahlreiche Vorträge, Workshops und Beratungen. Detaillierte Informationen zum Safer Internet Day 2016 finden sich unter saferinternetday.at.
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