Facebook-Europachefin: "Wollen nicht in Second Life abdriften"
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Am Donnerstagabend hat Mark Zuckerberg im Rahmen der Facebook Connect den neuen Namen der Facebook-Dachgesellschaft („Meta“), zukünftige Hardware – und vor allem Metaverse vorgestellt. Damit will Zuckerberg die zweidimensionale Bildschirm-Kommunikation hinter sich lassen und eine virtuelle Welt erschaffen, in der Nutzer*innen arbeiten, einkaufen, kommunizieren und ihre Freizeit verbringen können. Zuckerbergs Vision erinnert stark an Second Life – eine virtuelle 3D-Welt, die bereits vor rund 15 Jahren ihren Hype erlebte.
In dieser Welt konnten Menschen, wie auch für Metaverse angedacht, über Avatare auf unterschiedlichen Ebenen interagieren. Second Life erlebte rasant einen weltweiten Boom. Unter anderem eröffneten auch namhafte Marken wie BMW virtuelle Filialen in der 3D-Welt. Der Hype flachte allerdings schnell wieder ab. Von den 36 Millionen Nutzer*innen im Jahr 2008 waren im vergangenen Jahr laut Vice nur noch um die 900.000 aktiv.
Nicht mehr, sondern bessere Zeit
In ein Second Life wolle man mit Metaverse aber keinesfalls abdriften, betont die Facebook bzw. nun Meta-Europachefin Angelika Gifford im futurezone-Interview. Das hat vor allem einen Grund: „Wir wollen nicht, dass die Menschen mehr Zeit online verbringen. Wir wollen, dass sie eine bessere Zeit online verbringen. Es soll ein anderes Erlebnis sein, wenn wir uns künftig in einem digitalen Raum treffen.“
Dort sollen sich Nutzer*innen austauschen, Erfahrungen miteinander teilen und virtuell Nähe finden können. Unter anderem die Arbeitswelt werde laut Gifford mit Metaverse revolutioniert. „Zoom ist einfach ein Erlebnis, bei dem man davorsitzt, aber man nicht wirklich dabei ist“, sagt sie. Metaverse sei hingegen das Internet, in dem Nutzer*innen "Teil dessen sind und nicht von außen draufschauen". „Ich verspreche mir in der Arbeitswelt ganz tolle Dinge, dass ich etwa mittels Avatar Gesichtszüge und Emotionen wesentlich besser wahrnehmen und mich auch viel besser organisieren kann.“
Zoom ist einfach ein Erlebnis, bei dem man davorsitzt, aber man nicht wirklich dabei ist
Von der 3D-Welt profitieren könnten viele - etwa Student*innen. Die könnten sich etwa in diverse Lehrveranstaltungen von Universitäten einwählen und beispielsweise Operationen virtuell üben. Metaverse biete auch Chancen auch für Creator, für den Bereich E-Commerce oder für Hardware-Produkte, welche - wie Gifford betont - nicht von Meta hergestellt werden. Meta könne diesen Nutzer*innen in Zusammenarbeit jedoch dabei unterstützen, ihre Produkte zu realisieren.
Gifford selbst nutzt besonders die Oculus-Brille, um virtuell nach Schloss Neuschwanstein zu reisen und in die virtuelle Welt mitsamt Windgeräuschen abzutauchen und abzuschalten.
Facebook Papers unterschwellig angesprochen
Doch ein Thema blieb am Donnerstag scheinbar unerwähnt: Die Facebook Papers. Zwar habe die Connect laut Gifford strikt auf Metaversum und die Namensänderung des Unternehmens abgezielt, dennoch sei Zuckerberg – zumindest indirekt – auf diese eingegangen. „Wenn man genau hingehört hat, hat er gesagt, wir werden das Metaversum weder alleine entwickeln noch besitzen und auch nicht alleine betreiben“.
Generell habe man aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt. Um Themen wie Regulierung, Sicherheit und Transparenz einzubringen, habe Zuckerberg Metaverse frühzeitig kommunizieren wollen. Denn: „Technologische Innovationen haben uns teilweise überholt und wir haben die Gesellschaft, Regulierer und Forscher zurückgelassen. Deshalb ist es uns wichtig, das Metaversum früh zu kommunizieren", so Gifford.
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