Frau mit Handy in Thailand
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Digital Life

Wie man hohe Handykosten im Urlaub vermeidet

Die Zeiten, in denen man in Nachbarländern sein Handy lieber ausschaltete, um z.B. angenommene Anrufe nicht teuer zu bezahlen, sind längst vorbei. Für viele Menschen ist Telefonieren und vor allem mobiles Internet mittlerweile auch auf Reisen allgegenwärtig und unverzichtbar.

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Je nach Aufenthaltsort kann das Surfen im Web, Versenden von E-Mails und Nachrichten und Navigieren per App aber weiterhin mit hohen Kosten verbunden sein. Auch für Anrufe und SMS können Zusatzentgelte fällig werden.

„Roam like at Home“

Seit 2017 gilt in den EU-Staaten das Prinzip „Roam like at Home“, das heißt, die Mobilfunkservices, die man aus Österreich gewohnt ist, kann man zum selben Preis auch dort nutzen. Hat man beispielsweise einen Tarif in dem Telefonie-Minuten, SMS und Datenvolumen inkludiert sind, werden diese bei Nutzung im EU-Ausland zunächst abgezogen, als wäre man im heimischen Netz. 

Seit 2022 darf dabei die Geschwindigkeit der Datenverbindung nicht mehr gedrosselt werden. Ab einem bestimmten Datenverbrauch dürfen Anbieter allerdings Roamingaufschläge verrechnen. Die entsprechende Grenze im Datenvolumen muss klar im Vertrag angegeben werden. Zahlt man z.B. bei einem einfachen Wertkartentarif im Inland pro Einheit 7 Cent – etwa einer Telefonie-Minute – ist das auch im EU-Ausland so. 

Auslandsanrufe pro Minute abgerechnet

Aber Achtung: Wenn man mit einer österreichischen SIM-Karte eine Nummer im EU-Ausland anruft, zum Beispiel, um ein Restaurant am Urlaubsort zu reservieren, gilt das als Auslandsanruf. Je nach Tarif fallen hier Kosten an, die üblicherweise pro Minute abgerechnet werden.

Hält man sich über mehr als 3 Monate hinweg im EU-Ausland auf, kann die sogenannte „Fair Use Policy“ zum Tragen kommen. Das heißt, der Anbieter darf unter bestimmten Umständen Roamingaufschläge für Telefonie, SMS und Daten verlangen. Details dazu sind im Mobilfunkvertrag zu finden.

Kleinststaaten nicht in der EU-Regelung

In Island, Liechtenstein und Norwegen gelten dieselben Roaming-Regeln wie in der Europäischen Union. Andorra, Monaco und San Marino sind zwar alle von EU-Staaten umschlossen, doch sie fallen nicht unter die EU-Roaming-Verordnung. 

Für Vatikanstadt gilt dasselbe, dort steht aber ohnehin nur das italienische Mobilfunknetz zur Verfügung. Je nach Vertrag dürfen Anbieter in diesen Kleinststaaten also Zusatzgebühren für Mobilfunkservices verlangen.  

Schweiz und Großbritannien

Die Schweiz gilt als Drittland und kann sich daher schnell als Kostenfalle herausstellen. Nach dem Brexit fällt Großbritannien seit 2021 nicht mehr unter die Roaming-Regeln der EU. 

Auch hier sollte man entsprechende Auslands-Entgelte in seinem Vertrag nachlesen, um nach der Reise nicht von einer hohen Rechnung überrascht zu werden. Alle weiteren Länder sind bei den österreichischen Mobilfunkanbietern in verschiedene Zonen eingeteilt, für die pro Einheit unterschiedliche Preise anfallen.

Abrechnung pro Minute, SMS oder Kilobyte

Üblicherweise zahlt man im Nicht-EU-Ausland für ausgehende und angenommene Anrufe pro Minute, für SMS pro Nachricht. Daten werden in Kilo- oder Megabytes abgerechnet. Das kann sehr schnell teuer werden. 

Auch wenn man sein Smartphone gerade nicht aktiv nutzt, kann es im Hintergrund mit dem mobilen Internet verbunden sein, um z.B. E-Mails oder Nachrichten herunterzuladen. Empfängt man ein einzelnes Bild, das 1 bis 2 Megabyte groß ist, kann das leicht 20 Euro kosten. Das Verschicken ist genauso teuer. Ist man sich unsicher, was für den eigenen Tarif und das geplante Reiseziel gilt, kann man bei der Hotline des Mobilfunkanbieters nachfragen.

Schiffsreisen und Satelliten-Mobilfunk

Aufpassen sollte man auch bei Schiffsreisen. Auf einer Fähre oder einem Kreuzfahrtschiff kann es passieren, dass sich das Handy in ein Nicht-EU-Netz einwählt – im Mittelmeer zum Beispiel in ein nordafrikanisches. 

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Manchmal steht auf den Schiffen Mobilfunk per Satellit zur Verfügung, auch hier gelten die EU-Roaming-Richtlinien nicht. Anrufe können mehrere Euro pro Minute kosten.

Einstellungen am Handy

Wie verhindert man nun, dass man im Urlaub in die Handy-Kostenfalle tappt? Das geht am einfachsten durch Ein- und Ausschalten von Daten-Roaming in den SIM- bzw. Mobilfunk-Einstellungen des Smartphones. 

Fliegt man etwa nach Asien oder Amerika, sollte man den Regler schon vor Abflug auf „aus“ stellen. Sonst kann es passieren, dass das Smartphone gleich nach der Landung im ausländischen Netz verpasste Nachrichten herunterlädt, und innerhalb weniger Minuten ein 2-stelliger Rechnungsbetrag zustande kommt.

Manuelle Netzwahl im Grenzgebiet

Ist man viel im Grenzgebiet zu Nicht-EU-Staaten unterwegs, etwa im Süden Kroatiens oder in Griechenland, ist es ratsam, in den Einstellungen des Smartphones die Netzwahl auf manuell zu stellen. Dort sollte man ein Netz auswählen, das unter die EU-Roaming-Regeln fällt. 

In welchem Netz man gerade eingebucht ist, ist in der Statusleiste ganz oben am Display zu sehen. Wählt sich das eigene Handy in ein neues ausländisches Netz ein, wird man zudem automatisch per SMS über mögliche Kosten informiert. 

Einstellungen des Mobilfunkanbieters

In den Einstellungen des Mobilfunkanbieters, etwa in der entsprechenden Service-App, lässt sich ebenfalls festlegen, ob man Roaming nutzen oder Anrufe ins Ausland erlauben möchte. Außerdem gibt es bei allen österreichischen Mobilfunkanbietern ein Kostenlimit von 60 Euro für Daten-Roaming.

Ist dieser Rechnungsbetrag erreicht, erhält man dazu eine Informations-SMS. Danach muss man bestätigen, dass man weiter kostenpflichtig surfen möchte.

Auslands-Zusatzpakete oder ausländische SIM

Viele österreichische Mobilfunkanbieter haben Zusatzpakete für das Ausland im Angebot. Diese sind üblicherweise für einige Tage gültig. Verglichen mit Telefonie- oder Datenzusatzpaketen für das Inland sind sie sehr teuer

Eine gute und oft günstige Alternative können SIM-Karten aus dem Zielland oder, sofern das eigene Handy dies unterstützt, globale eSIM-Karten sein. Physische SIM-Karten kann man vor Ort kaufen, eine eSIM lässt sich einfach per App aktivieren. 

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Reise-eSIM-Karten gibt es beispielsweise von eSIM.net, knowroaming.com oder vom österreichischen Anbieter Red Bull Mobile. Anleitungen zur Verwendung von eSIM-Karten sind beim jeweiligen Anbieter zu finden.

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Jana Wiese

interessiert sich besonders für die gesellschaftlichen Auswirkungen von Technologie und Wissenschaft. Mag das offene Web, Podcasts und Kuchen, (food-)bloggt seit 2009.

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