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IT-Security als Wahlfach: „Wir lernen, wie die Bösen denken“

In der HTL Kaindorf werden die Schüler*innen ermutigt, an IT-Security-Wettbewerben teilzunehmen

Auch dieses Jahr findet Österreichs größter Hackerwettbewerb statt. Und auch dieses Jahr sind die Chancen wieder sehr hoch, dass im Finale der Austria Cybersecurity Challenge (ACSC) eine Schule besonders stark vertreten sein wird: die HTL Kaindorf.

Die futurezone sprach mit Gerold Haynaly, Professor an der HTL Kaindorf und den Schülern Adrian, Peter, Denis und Matthias, die das Team B34nB01z bilden.

Was sind die größten Erfolge der HTL Kaindorf bei der ACSC und anderen IT-Wettbewerben?
Gerold: Im heurigen Doppelfinale der ACSC waren 25 Prozent aller Teilnehmer in der Schüler*innen- und Studierenden-Klasse Kaindorfer und Ex-Kaindorfer: Das macht mich als Professor schon sehr stolz! Cool ist auch, wenn „meine“ Security-Spezialisten alljährlich im Finale der ACSC sind, mehrmals den Hacking-Wettbewerb der FH St.Pölten gewinnen oder den Captain und Mitglieder fürs Team Austria bei der European Cybersecurity Challenge (ECSC) stellen. Ein Schülerteam, die B34nB01z, macht auch bei internationalen Wettbewerben mit.

Team B34nB01z, warum glaubt ihr, dass eure Schule bei diesen Wettbewerben so gut aufgestellt ist?
Adrian: Was wahrscheinlich einen großen Einfluss auf den Erfolg hat, sind unsere Wahlpflichtfächer, welche Schüler*innen in unterschiedlichen zukunftsrelevanten Bereichen der Informatik ausbildet. Darunter fällt natürlich auch Cybersecurity.

Denis: Ich finde, dass wir auf jeden Fall ein bisschen Disziplin in der Schule lernen: Wir „lernen, wie man richtig lernt“, was später sehr hilfreich ist, egal ob im Beruf oder Studium. Ich merke auch, dass das in Stresssituationen hilft: Man steht unter Druck und kann dank der Ausbildung trotzdem abliefern.

Die vielen Wettbewerbserfolge sorgen für Aufmerksamkeit. Ist zu bemerken, dass sich dadurch mehr Schüler*innen für das Wahlpflichtfach Cybersecurity interessieren?
Gerold: Sagen wir es so: In manchen Jahren könnte ich mich klonen. Das Schöne ist, dass sich nur jene für Security anmelden, die wissen, dass Security Arbeit bedeutet und „lebenslanges Lernen“ keine leere Phrase ist. Ich kann Tipps und Hinweise geben, interessieren müssen sich die jungen Leute selbst.

Die Seniors der HTL Kaindorf bei einem schulinternen Security-Wettbewerb, der im April stattgefunden hat

Gab es auch schon mal negative Aufmerksamkeit? Hat sich jemand beschwert, dass in Kaindorf die Cyberkriminellen der Zukunft ausgebildet werden?
Gerold: (Lacht) Selten, aber wir erklären dann, dass wir die Guten sind.

Peter: Grundsätzlich wird ein Informatiker recht schnell von Unwissenden als Hacker bezeichnet, auch wenn man nur die Konsole öffnet…

Adrian: Der Begriff „Hacker“ ist für viele Menschen durchaus negativ konnotiert, eine Beschwerde hinsichtlich unserer Ausbildung würde ich zum ersten Mal hören. Natürlich lernen wir beide Seiten der Medaille kennen, das macht uns deshalb nicht zu Kriminellen. Ganz im Gegenteil: Wir lernen dadurch, wie die tatsächlichen „Bösen“ vorgehen und denken. Das hilft uns dabei, besser die „Guten“ zu sein.

B34nB01z, ihr seid bereits ein Team. Ist die Teamarbeit Teil der Ausbildung an der HTL Kaindorf oder raufen sich „Lone Wolves“ eher zufällig zusammen?
Adrian: Egal um welches Fach es sich handelt, Teamarbeit ist immer eine Option und teilweise auch gefordert. Das gilt auch für den Security-Unterricht und es macht Sinn: Im Berufsleben beispielsweise wird man nur sehr selten alleine einen Penetration-Test durchführen.

Peter: Das Paradebeispiel für Teamarbeit ist das Fach Projektentwicklung, indem man ab der dritten Klasse in einer kleinen Gruppe an einem Projekt arbeitet. Manche davon entstehen sogar in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen.

Denis: Ohne Teamarbeit wäre die Schule auch um einiges schwerer, weswegen ich meinen Klassenkameraden sehr dankbar bin, dass wir eine sehr gute Gemeinschaft in den vergangenen 5 Jahren aufgebaut haben.

Werdet ihr und andere Schüler*innen speziell für die Hacker-Wettbewerbe vorbereitet?
Denis: Es gibt kein spezielles Mentoring per se, aber wir werden darauf hingewiesen, dass wir bei allerlei Wettbewerbe teilnehmen sollen, vor allem im Security-Bereich. Dazu gehören etwa Hackvent, HackyEaster und die ACSC-Qualifikation. Dadurch kann man viel Erfahrung sammeln.

Matthias: Ab der vierten Klasse im Rahmen des Security-Unterrichts ist die Teilnahme und das Lösen von zumindest ein paar Challenges dann verpflichtend. Abgesehen davon behandeln wir viele Themen im Security-Unterricht, die auch bei einem CTF (Anm.: Capture-the-Flag, beliebte Übung bei Cybersecurity-Wettbewerben) relevant sind und lernen so auch passende Tools und Vorgehensweisen für diese Wettbewerbe kennen.

Gerold: Ehemalige Kaindorfer und ihre Studienkollegen, die LosFuzzys der TU Graz, veranstalten unser jährliches SchulCTF, bei dem heuer 66 begeisterte Schüler*innen mitgemacht haben. Darüber hinaus kann jeder Interessierte zu den Trainings und Workshops der LosFuzzys kommen.

Beim SchulCTF gibt es neben Pokalen auch noch Goodies zu gewinnen, wie Restaurantgutscheine, Bücher und Handyzubehör

Weil du die „Ex-Kaindorfer“ ansprichst: Wie viele deiner Schüler*innen landen später tatsächlich in Jobs in der IT-Branche?
Gerold: Es werden irgendwo zwischen 70 und 80 Prozent sein, wobei einige, die zuerst einen anderen Weg einschlagen, wieder in der IT landen. Somit ist es immer gut, dass man die HTL als Backup-Plan hat.

Team B34nB01z, falls jetzt jemand auf den Geschmack gekommen ist, die HTL Kaindorf zu besuchen und Cyberscurity als Wahlfach zu nehmen: Was sollte man mitbringen?
Matthias: Das Wichtigste ist eine gewisse Begeisterung an Computern und Technik – der Rest wird einem im Laufe der Schuljahre beigebracht oder es wird einem beigebracht, es sich selbst beizubringen.

Peter: Das, was sehr wichtig ist, ist die Motivation, sich kontinuierlich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Speziell im Wahlfach Cybersecurity werden sehr viele Denkanstöße gegeben, mit welchen man sich dann selbst seinen Spezialbereich aussuchen kann.

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Cyber Security Austria.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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