© Jeff Mangione, Kurier

Serie Neues Handwerk

"Im Handwerk ist eine neue Generation am Werk"

"Im Handwerk ist eine neue Generation am Werk", sagt Sieglinde Kathrein. Sie erzählt von einer Schuhmacherin, die Leder selber gerbt und bearbeitet oder von einem Start-up, dass maßgeschneiderte Ski anbietet, die sich Kunden online selbst zusammenstellen können. Mit der von ihr gemeinsam mit der Kulturmanagerin Evelyn Appinger gegründetetn Plattform Manufakturlab will sie den neuen Handwerkern zu mehr Sichtbarkeit verhelfen und auch die Vernetzung zwischen den "Makern" fördern.

"Viele Leute wollen wieder mit ihren Händen arbeiten, sie wollen selber etwas schaffen", meint Kathrein. Am Computer zu arbeiten, biete nicht die selbe Erfüllung wie ein fertiges Produkt in den Händen zu halten.

"Viele haben Massenproduktion satt"

Der Markt für Handwerk sei vorhanden, sagt die Inhaberin eines Kommunikationsbüros. Er müsse nur richtig aufbereitet werden. Die Leute setzen sich bewusst mit Produkten auseinander. Sie überlegen sich genau, was sie kaufen wollen. Viele Leute hätten die Massenproduktion satt. "Wenn man sich etwas herstellen lässt, ist es individueller". In vielen Fällen könnten die Kunden auch an der Entstehung des Produktes teilhaben, sagt Kathrein. "Es wird auch wieder darauf wert gelegt, Produkte oder Gegenstände an die nächste Generation weiterzugeben."

Mit dem Manufakturlab wolle man auf den Wert des neuen Handwerks aufmerksam machen, so die Gründerin. "Wenn ich weiß, wie ein Produkt entsteht und welches Know-how dahintersteckt, dann bin ich auch bereit dafür mehr Geld auszugeben."

Mit der Hand geschaffene Produkte hätten zwar ihren Preis, dass sie teurer seien als massenproduzierte Produkte gelte jedoch nicht in allen Fällen. Massenware habe hohe Werbe- und Materialkosten, das falle bei den Handwerkern weg.

"Handwerk ins 21. Jahrhundert holen"

Technologie und neues Handwerk würden sich gut ergänzen, meint Kathrein. "Alte Handwerkstugenden werden mit den neuen technischen Möglichkeiten verbunden. Auf diese Art entstehen innovative Zugänge", sagt die Gründerin: "Es geht auch darum, das Handwerk ins 21. Jahrhundert zu holen."

Auch die Vernetzung der Handwerker untereinander ist für die Plattform Thema. "Früher hat jeder für sich gearbeitet. Die neue Generation vernetzt sich. Sie arbeiten miteinander." Das hat auch andere Vorteile. "Oft sind es nur winzige Betriebe. Wenn sie sich zusammentun, können sie auch größere Projekte an Land ziehen."

Ausbildungsinitiative

Den Initiatorinnen des Projekts geht es auch darum, die Ausbildungssituation im Handwerk zu verbessern. Demnächst wollen Kathrein und Appinger gemeinsam mit Partner Webinare für Jugendliche anbieten, die in verschiedene Handwerksberufe einführen. "Sie sollen einen Einblick bekommen, wie Handwerk funktioniert. Ganz viele junge Leute wissen gar nicht mehr, was es für Handwerksschienen und was für ein Potenzial es dabei gibt." Auch ein "Forum" gemeinsam mit einem Partner aus der Wirtschaft ist geplant.

"Digitale Werkbank"

Noch befindet sich die Plattform in der Gründungsphase. Im ersten Schritt wird das Manufakturlab, das sich auch als "digitale Werkbank" versteht, von den Gründerinnen finanziert. In Zukunft will man Gelder von Fördergebern und auch aus der Wirtschaft lukrieren, um die Plattform auszubauen, erzählt Kathrein. Gespräche mit potenziellen Partner laufen bereits.

Wer sich mit Handwerk beschäftige, solle sich auf der Plattform umfassend informieren können", formuliert Kathrein die Ziele des Manufakturlab: "Wir wollen den Austausch zwischen Handwerkern fördern und sie mit Fördergebern und Kunden vernetzen."

Das Handwerk erlebt eine Renaissance. Leute interessieren sich wieder für materielle Dinge. In der Serie "Neues Handwerk" porträtiert die futurezone junge Unternehmen, die nachhaltig und mit lokalen Ressourcen produzieren und damit erfolgreich sind.

Bisher erschienen:
Rolf-Brillen: "Wir verbinden Technik und Natur"
Ein Entschleunigungsbett für die Generation Web

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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