Katapult der israelischen Armee
© Screenshot / X

Militärtechnik

Israel setzt jetzt mittelalterliche Katapulte ein

Derzeit kursiert ein Video auf Online-Netzwerken, das zeigt, wie die israelische Armee auf eine ungewöhnliche Waffe setzt. So ist zu sehen, wie mit einem mittelalterlich anmutenden Katapult brennende Geschosse über eine Mauer geschleudert werden.

Der Einsatz eines solch archaischen Waffentyps durch eine der weltweit am besten und modernsten ausgestatteten Armeen, sorgt für Verwunderung. Zuerst wurde vermutet, dass es sich dabei um einen seltsamen Scherz der Soldat*innen handelt.

Mittlerweile hat die israelische Armee aber offiziell den Einsatz des Katapults bestätigt - und auch verraten, was es damit auf sich hat.

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Hisbollah-Verstecke

So stammen die Aufnahmen aus dem israelischen Grenzgebiet zum Libanon. Israels Armee kämpft dort gegen die als Terrororganisation eingestufte Hisbollah. Die libanesische Schiitenmiliz hat Israel seit dem Terroranschlag der Hamas bzw. dem Beginn des jüngsten Gazakriegs, mehrfach aus dem Südlibanon aus angegriffen.

Das Gebiet, wo das Video aufgenommen wurde, ist durch eine dichte Vegetation gekennzeichnet, wie Times-of-Israel-Korrespondent Emanuel Fabien in einem Posting auf X erklärt. Diese Büsche und Bäume dienen den Einheiten der Hisbollah als Verstecke. Das Abbrennen der Pflanzen mithilfe der Geschosse zerstört diese Verstecke und ermöglicht es der israelischen Armee, Terroristenstellungen auszumachen.

Durch das Katapult können die Soldaten sehr effektiv über die hohe Grenzmauer schießen, ohne sich selbst in direkte Schusslinie bewegen zu müssen. Die Taktik dürfte im Sommer noch wirksamer sein, wie The War Zone spekuliert. So sind die Pflanzen derzeit ausgetrocknet, was sie besonders gut brennen lässt.

Geschichte des Katapults

Katapulte wurde bereits vor mehr als 2.000 Jahren bei kriegerischen Auseinandersetzungen genutzt. Vermutet wird, dass sie die Griechen im 4. Jahrhundert vor Christus erfunden und damals vorwiegend als Belagerungswaffen eingesetzt haben. 

Auch im Mittelalter waren Katapulte beliebte Kriegsgeräte. Durch die hohe Schlagkraft konnten sie auch schwere Mauern oder Tore zerstören. Das von Israel genutzte Katapult ist eine Blide, auch Tribok oder Trebuchet genannt. Sie war das größte und präziseste Katapult im Mittelalter. Es nutzt das Hebelarmprinzip und ein Gegengewicht, um den Wurfarm zu beschleunigen.

Die “moderne” israelische Variante ist auf einem Anhänger montiert, um mobil zu sein. Die mittelalterlichen Bliden waren üblicherweise starr, stationär und deutlich größer. 

Molotov-Cocktails und Brandpfeile

Das Katapult ist nicht die einzige Konstruktion, mit der israelische Soldat*innen Feuer legen. Zuvor wurden Werfer gesichtet, die aus einer Pressluftflasche und einem Kanalrohr zusammengebaut wurden. Vermutlich wurden damit Molotov-Cocktails verschossen.

Auch gibt es ein Video, das einen israelischen Soldaten beim Verschießen eines Brandpfeiles mit einem Bogen zeigt.

Warum keine modernen Waffen genutzt werden

Warum die rustikalen und mittelalterlichen Methoden? In der modernen Kriegsführung gibt es etliche Waffensysteme, um Feuer zu legen. Russland setzt solche ua. in der Ukraine ein - teilweise auch gegen Infrastruktur und zivile Ziele.

Das dürfte 2 Gründe haben: Kosten und Sicherheit. Ein Artillerie- oder Luftangriff mit Brandmunition ist ziemlich teuer, wenn es darum geht, trockenes Gebüsch anzuzünden - was im Grunde unabsichtlich durch eine weggeworfene Zigarette genauso passieren könnte.

Da mit Katapult und Bogen hantiert wird, ist die gewünschte Einsatzdistanz relativ kurz. Selbst bei modernen Lenkwaffen möchte man nicht, dass die eigenen Soldat*innen nahe dem Einschlagsort sind. Brandgeschosse per Artillerie oder Luftschlag anzufordern, auf ein Zielgebiet, das womöglich nur 50 Meter entfernt ist, wäre ein unnötiges Risiko.

Im militärischen Jargon heißt das etwa "Danger Close Air Support" und wird nur gemacht, wenn Infanterie dringend Unterstützung benötigt und sich nicht aus dem aktuellen Feuergefecht sicher zurückziehen kann.

Das Vernichten von Vegetation, um dem Feind den Sichtschutz zu nehmen, kommt in der Kriegsführung immer wieder vor. Neben Flammenbomben und Napalm haben die USA dafür im Vietnamkrieg das berüchtigte Entlaubungsmittel Agent Orange eingesetzt.

Bis heute leiden laut dem Roten Kreuz eine Million Menschen an den Spätfolgen des Herbizids. US-Soldaten erklagten sich damals Schadensersatz, für die Opfer in Vietnam haben die USA nicht bezahlt. Eine Klage von 2005 wurde abgewiesen, weil Agent Orange "keine chemische Kriegsführung" sei.

Almas-Raketen

Der Kampf Israels an der Grenze zum Libanon richtet sich gegen eine zuletzt immer besser ausgestattete Hisbollah-Miliz. Die Büsche und Bäume bieten einen guten Sichtschutz, um nahe genug zur israelischen Grenze vorzustoßen, um dann Drohnen mit Sprengsätzen zu starten. Zuletzt gab es auch Angriffe, bei denen iranische Almas Panzerabwehrwaffen von der Hisbollah eingesetzt wurden.

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Dabei handelt es sich um eine Kopie der israelischen Panzerabwehrwaffe Spike. Die Rakete hat eine Kamera eingebaut. Das Signal wird per Draht zum Abschussgerät übertragen. Der Operator kann dort während des Flugs die Rakete steuern. 

Das ermöglicht etwa, vor dem Einschlag neue Ziele zuzuweisen oder das Bekämpfen von Zielen ohne direkte Sichtverbindung, wenn diese etwa hinter einem Hang oder durch hohe Mauern einer Befestigungsanlage geschützt sind.

Die modernsten Spike-Varianten haben eine Reichweite von bis zu 25 km. Da Almas vermutlich ältere Designs kopiert, dürfte die Reichweite eher bei 5 bis 8 km liegen. Je näher die Hisbollah damit, geschützt durch die Vegetation, an die israelische Grenze kommt, desto weiter kann sie also ins israelische Gebiet feuern.

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