Hisbollah zerstört Iron Dome: Das steckt wirklich dahinter
Weder der Hamas, den Huthi noch einer anderen Terrororganisation ist es bisher gelungen, Teile des Iron Dome zu zerstören. Das israelische Luftabwehrsystem ist seit 2011 in Einsatz und hat seitdem automatisch Tausende Raketen, Granaten und Drohnen abgefangen, die auf Israel abgefeuert wurden. Die Trefferquote soll bei 90 Prozent liegen.
Doch jetzt will die Hisbollah einen Teil des Iron Dome zerstört haben. In einem Video ist zu sehen, wie ausgerechnet eine Rakete das Raketenabwehrsystem trifft.
Während Israels Feinde jubeln, sind andere skeptisch. Der Iron-Dome-Starter in dem Video scheint entweder eine Attrappe, ein Übungsgerät oder schlicht nicht aktiv gewesen zu sein. So fehlen etwa Komponenten, die zur Nutzung des Starters nötig sind. Auch die Verkabelung, die den Launcher mit den anderen Komponenten einer Iron-Dome-Batterie verbindet, fehlt.
Außerdem scheint es keine sekundäre Explosion gegeben zu haben. Dem Video nach zu urteilen, hätte der Launcher 18 seiner maximal 20 Tamir-Raketen enthalten sollen. Durch den direkten Treffer hätten die Sprengköpfe der Raketen bzw. deren Treibstoff vermutlich gezündet.
Gestern ist ein Foto des beschädigten Starters aufgetaucht. Das zeigt zwar den erfolgreichen Treffer und den dadurch entstandenen Schaden, aber keinen Hinweis auf eine Sekundärexplosion.
Inaktiv oder Attrappe
Soweit erkennbar dürfte der Launcher nicht mit Raketen bestückt gewesen sein. Das ist ein weiterer Hinweis darauf ist, dass er entweder nicht in Betrieb oder ein Lockvogel (Decoy) war. Nachdem das Video aufgetaucht war, sagte die israelische Armee gegenüber der Times of Israel, dass man nichts von einem beschädigten Iron-Dome-Launcher wisse.
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Das deutet ebenfalls darauf hin, dass der Starter nicht Teil des aktiven Iron-Dome-Netzwerks war – könnte aber theoretisch eine Vertuschungsaktion sein. Schließlich wäre es eine Blamage für Israel, wenn die eigene Raketenabwehr durch eine Rakete zerstört wurde, und ein Propaganda-Erfolg für die Hisbollah.
Aufgrund des Fotos des beschädigten Launchers ist derzeit die vorherrschende Meinung, dass es ein echter Starter war, der nicht in Betrieb war. Decoys würden üblicherweise weniger detailliert aussehen und etwa nicht die korrekte Beschriftung haben, weil man die ohnehin nur aus der Nähe sehen könne.
Täuschend echte Nachbauten
Allerdings können Lockvögel auch aus echten Komponenten zusammengebaut werden – etwa aus „B-Ware“, die leichte Herstellungsmängel aufweist und deshalb nicht für den eigentlichen Einsatz genutzt wird. In diesem Fall wären es nur die leeren Röhren für die Raketen und das Gestell gewesen. Die teuren Teile, nämlich die Raketen selbst und die elektronischen Komponenten, fehlen.
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Außerdem werden Decoys immer detaillierter, aufgrund der zunehmenden Gefahr durch Kamikaze-Drohnen. Wie im Ukrainekrieg zu sehen ist, fliegen diese oft sehr nah an ihre Ziele und inspizieren diese, bevor sie sie sprengen.
Fehlende Details, wie etwa Beschriftungen, könnten verräterische Hinweise sein, dass das Ziel nur ein Lockvogel ist. Die Ukraine baut deshalb etwa täuschend echte Decoys, die sogar mechanisch funktionieren und aussehen, als hätten sie aktive elektronische Komponenten. Hier wurde etwa ein AN/MPQ-64 Radarsystem nachgebaut.
Luftabwehr-Batterien benötigen Radar und Feuerleitstellen
Dieses wird üblicherweise zur Luftabwehr genutzt und ist deshalb ein Prioritätsziel auf dem Schlachtfeld. Bei Luftabwehr-Batterien werden meist mehrere Launcher mit einem Radar und einer Feuerleitstelle verbunden. Die Launcher selbst sind „dumm“, dienen also nur zum Starten der Rakete. Die initiale Zielerfassung und der Startbefehl kommen von Radar und Feuerleitstelle. Ohne Radar ist die Batterie de facto „blind“ und damit nicht mehr ausreichend einsatzfähig.
So gesehen hat der Angriff der Hisbollah auf einen einzelnen Starter von Iron Dome wenig Sinn. Eine Batterie besteht üblicherweise aus 3 oder 4 Launchern, einem Radar und der Feuerleitstelle. Wird nur ein Starter zerstört, ist die Batterie immer noch einsatzfähig. In dem Video sieht man zwar einen zweiten Launcher, aber weder Radar noch Feuerleitstelle.
Unabhängig davon, ob es ein Lockvogel oder ein echter Starter war: Die Art der Attacke wirft Fragen zur Verwundbarkeit des Iron Dome auf. Der im Video angegriffene Stützpunkt befand sich etwa 4 Kilometer entfernt von der Grenze zum Libanon. Das wäre knapp unterhalb der Mindestdistanz von 4,5 Kilometern, die Iron Dome benötigt, um ein Ziel zu bekämpfen.
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Iranischer Raketenwerfer ist eine Kopie des israelischen Spike
In diesem Fall hätte also wahrscheinlich auch eine Kamikaze-Drohne den Launcher erreichen können. Anhand der Flugbahn und Art des Videos ist davon auszugehen, dass es ein iranisches Almas war. Dabei handelt es sich um eine Kopie der israelischen Panzerabwehrwaffe Spike.
Die Rakete davon hat eine Kamera eingebaut. Das Signal wird per Draht zum Abschussgerät übertragen. Der Operator kann dort während des Flugs die Rakete steuern. Das ermöglicht etwa, vor dem Einschlag neue Ziele zuzuweisen oder das Bekämpfen von Zielen ohne direkte Sichtverbindung, wenn diese etwa hinter einem Hang oder hohen Mauern einer Befestigungsanlage stehen.
Selbst wenn Israel den Iron-Dome-Launcher nicht bewusst als Decoy dort aufgestellt hat, hat er diese Funktion erfüllt und Informationen über die Schlagkraft der Hisbollah geliefert. Anfang des Jahres hat die Hisbollah eine israelische Radaranlage auf ähnliche Art angegriffen. Schon damals wurde ein Almas dahinter vermutet. Durch den jetzigen Angriff auf den Iron-Dome-Launcher dürfte bestätigt sein, dass die Hisbollah Almas einsetzt.
Red Sky als mögliches Upgrade für Iron Dome
Zudem ist das jetzt eine deutliche Warnung, dass Israel die Sicherheitsvorkehrungen bei seinen Iron-Dome-Batterien überdenken sollte. Angriffe mit Kleindrohnen und Lenkwaffen auf Distanzen, die unterhalb der Mindestreichweite von Iron Dome liegen, sind eine ernstzunehmende Bedrohung.
Das israelische Unternehmen Elbit bietet etwa mit Red Sky 2 ein System für die Nahbereichsverteidigung gegen Luftziele an. Dies kann mit automatischen Raketenstartern, 30mm-Kanonen und Drohnen-Jammern verbunden werden. Bei Iron-Dome-Batterien nahe den Grenzen könnte so ein System zusätzlichen Schutz bieten.
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