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Militärtechnik

Hamas zerstört israelischen Superpanzer mit Taktik aus Ukraine-Krieg

Die Terrororganisation Hamas hat Israel am 7. Oktober angegriffen. Israel hat eine der technologisch fortschrittlichsten Armeen, während die Hamas hauptsächlich mit alten Sowjetbeständen und improvisierten oder selbstgebauten Waffensystemen agiert.

Dass dieser Überraschungsangriff nicht völlig abgewehrt werden konnte, liegt an den Taktiken, die die Hamas diesmal genutzt hat. Einige davon sind vom Krieg in der Ukraine inspiriert.

Sättigungsangriff gegen Iron Dome

Gegen das israelische Raketenabwehrsystem Iron Dome wurde ein Sättigungsangriff durchgeführt. Dieses kann automatisch Raketen und Granaten abfangen, die auf Israel abgefeuert werden.

Allerdings war der Beschuss durch die Hamas so massiv, dass die Batterien mit den Flugabwehrraketen nicht schnell genug nachgeladen werden konnten. Je nach Quelle sollen in der ersten Phase des Überraschungsangriffes 2.000 bis 5.500 Raketen durch die Hamas abgefeuert worden sein.

Diese Sättigungsangriffe setzt auch Russland gegen die Ukraine ein. Mit vielen günstigen Kamikaze-Drohnen, wie der iranischen Shahed 136, wird versucht die Luftabwehr zu überlasten. Müssen die Luftabwehrbatterien nachgeladen werden, kommen in einer zweite Welle Marschflugkörper, die gegen wichtige militärische Ziele, oder die Radaranlagen der Luftabwehr, gerichtet sind.

Billige Drohne gegen modernen Panzer

Eine weitere Taktik ist der Einsatz von kommerziellen Drohnen gegen Panzer und befestigte Stellungen. So haben vor allem ukrainische Truppen zu Beginn des Kriegs Erfolge erzielt. Dabei werden handelsübliche Drohnen modifiziert, um Handgranaten, Mörsergranaten oder improvisierte Sprengsätze abzuwerfen.

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In einem Video, das die Hamas veröffentlicht hat, wird mit dieser Taktik ein Merkava IV zerstört.

Der Merkava IV gilt als fortschrittlichster Kampfpanzer der Welt. Mit Trophy hat er ein aktives Abwehrsystem, das heranfliegende Raketen und Granaten erkennt und zerstört. Das ist in diesem Fall nicht passiert.

Warum, ist noch nicht endgültig geklärt. Im Video ist aber zu sehen, dass der Panzer anscheinend überrascht wurde. So befindet sich noch die Staubschutzabdeckung auf dem Hauptgeschütz. Außerdem scheinen die Schutzabdeckungen des Trophy-Systems geschlossen zu sein. Womöglich war es zum Zeitpunkt des Drohnenangriffs noch nicht aktiv. Falls doch, würde dies eine Schwachstelle von Trophy enttarnen: Angriffe mit kleinen, tieffliegenden Drohnen direkt von oben.

Oberseite ist die Schwachstelle von Panzern

Auch die Drohnenangriffe auf unvorbereitete Panzerbesatzungen kennt man aus dem Ukrainekrieg. Sowohl die Ukraine als auch Russland haben mit kommerziellen Drohnen Panzerfahrzeuge angegriffen, die gerade nicht aktiv im Gefecht waren. In einigen Fällen waren sogar die Luken des Turms geöffnet, weil die Besatzung gerade Pause machte oder die Panzer bereits aufgegeben hatte. Ein Sprengkörper, der durch eine offene Luke in den Turm geworfen wird, kann die gelagerte Munition darin entzünden, was zur völligen Zerstörung des Panzers führt.

Generell ist die Oberseite des Turms bei den meisten Panzern eine Schwachstelle. Die Panzerung ist üblicherweise an der Front am stärksten, die Oberseite des Turms ist aus technischen Gründen schwer zu panzern. Deshalb steigen moderne Antipanzer-Lenkwaffen, wie etwa die Javelin, nach dem Starten auf, um ihr Ziel dann im Sturzflug von oben zu treffen. So kann eine viel höhere Wirkung erzielt werden, als wenn die Rakete frontal auf den Panzer trifft.

Ablegen von Sprengstoff per Drohne

In einem anderen Video der Hamas ist zu sehen, wie eine Drohne ein Sprengstoffpäckchen auf einer befestigen, unbemannten Stellung ablegt und vor der Detonation wieder abhebt und weg fliegt.

Auch das ist im Ukrainekrieg passiert. In einem Video war zu sehen, wie eine Drohne auf einer russischen Berijew A-50, die am Flugfeld gestanden ist, gelandet und wieder abgehoben ist. Das Video war ein Aufklärungsflug und Testlauf. Später wurde mit einem DJI Quadcopter und einer 200 Gramm schweren Sprengladung auf diese Art die A-50 beschädigt.

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